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Die große Glocke

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Textdaten
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Autor: Hermann Mayer
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Titel: Die große Glocke
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aus: Zwei Sagen aus St. Georgen bei Freiburg i. B., in: Alemannia, XX. Band, S. 206–207
Herausgeber: Fridrich Pfaff
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: P. Hanstein
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Erscheinungsort: Bonn
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch den Nachtrag im nächsten Band der Alemannia: Die Glocken von St. Georgen bei Freiburg.
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[206]
1. DIE GROSSE GLOCKE.

Eine ähnliche Sage, wie von der Glocke in Waldkirch[1] und von der Glocke Susanne in St. Georgen auf dem Schwarzwald[2] erzählt wird, findet sich auch in dem Orte St. Georgen bei Freiburg i. B. Die (alte) Kirche dieses Pfarrdorfes, etwa eine Stunde westlich von Freiburg an der Landstraße nach Basel gelegen, besass eine sehr schöne und große Glocke, die Susanne hieß[3]. Die Bewohner Freiburgs beneideten das Nachbardorf um dieselbe und wollten sie in ihrer Stadt haben. Sie wurde also – ob gekauft oder mit Gewalt genommen, steht nicht fest – eines schönen Tages auf einen Wagen geladen und die Straße hinein nach der Stadt geführt. Man war schon bis an den Markstein – nicht weit vom jetzigen Bahnübergang an der Baslerstraße –, der das Gebiet der Gemeinde St. Georgen von dem der Stadt Freiburg trennt, gekommen, als auf einmal der Wagen mit seiner Last stehen blieb. Und trotz aller Bemühung konnte er nicht mehr von der Stelle weiter gebracht werden. Das Staunen und der Schrecken der Umstehenden [207] wurde aber noch größer, als sich alsbald (aus der Glocke selbst wol) eine laute Stimme vernehmen ließ:

„I heiß’ Susanne,
in St. George will i hange.“[4]

Natürlich wagte man jetzt nicht mehr, noch länger einem so offen sich kund gebenden höheren Willen sich zu widersetzen. Man kehrte also um und fuhr mit der Glocke wieder gegen St. Georgen zurück, wohin sie sich auch gerne und leicht bringen ließ. – Noch jetzt heißt eine der Glocken auf dem Turm der Kirche von St. Georgen Susanne.

Wir haben also auch hier einige der von Uhland in den „Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage“ (Band VIII, S. 588) aufgezählten Hauptzüge der so zahlreichen Glockensagen: den Namen Susanne, den Eigenwillen der Glocke, den Neid der Städter gegen schöne Dorfglocken, die Treue letzterer gegen ihre rechte Heimat.


  1. Vgl. Bernh. Baader „Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden.“ Karlsruhe 1851. S. 64.
  2. Vgl. B. Baader a. a. O. S. 76 und Mones „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit“ VIII Sp. 532. Auch über die Basler Silberglocke geht eine ähnliche Sage. Vgl. B. Baader „Neugesammelte Volkssagen …“ Freiburg 1859. S. 7.
  3. Bekanntlich heißt die größte Glocke auf dem Münster in Freiburg auch Susanne. Marmon („Unserer lieben Frauen Münster zu Freiburg i. B.“ Freiburg 1878. S. 47) hält für den richtigen Namen Hosanna.
  4. Ganz ähnlich lässt sich die Glocke zu Bernsweiler hören. Vgl. Otte, Glockenkunde ², 169 ff.