Die letzten Kämpfer von 1813/15

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Titel: Die letzten Kämpfer von 1813/15
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 179
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[179] „Die letzten Kämpfer von 1813/15“, welche die vorige Nummer der „Gartenlaube“ den Lesern in Bild und Wort vorgeführt hat, haben, wie schon dort in dem redaktionellen Nachwort zu Holzhausens Aufsatz erwähnt wurde, in Herrn J. E. Traugott Carl zu Leipzig einen Zuwachs erhalten. Wir sind schon heute in der Lage, neben seinem Bild nähere Mitteilungen über den Lebensgang auch dieses ehrwürdigen Veteranen zu bringen. – J. E. Traugott Carl stammt aus Zeulenroda im Vogtland, wo er am 16. September 1797 zur Welt kam. Er verließ gegen Mitte November 1813 in jugendlichem Alter seine Vaterstadt, um sich als Freiwilliger in der deutschen Armee einstellen zu lassen. In Frankfurt a. M. wurde er dem zum Yorkschen Korps gehörenden 1. Brandenburgischen Husarenregiment als Freiwilliger Jäger zu Pferde überwiesen und dem Quartiermeister Ed. v. Geidicke aus Braunsberg zugeteilt. Nach erfolgter Einübung in den Waffen und nach einer überstandenen Krankheit schloß er sich am 21. Januar 1814 von Frankfurt a. M. aus einer nach Frankreich abgehenden Ersatztruppe an und erreichte mit dieser sein Regiment bei dem Städtchen Saint-Mihiel. Er kämpfte in verschiedenen Gefechten, welche das Detachement auf dem Weg nach Verdun, Mézières und Sedan zu bestehen hatte; bei einem derselben wurde er durch einen Säbelhieb am Kopfe verwundet, ohne jedoch gezwungen zu sein, seine Truppe verlassen zu müssen. Der Weg führte ihn dann mit seiner Truppe über Laon, Rheims, Château-Thierry, Meaux bis vor Paris, wo jedoch nach Amiens abgeschwenkt wurde. Nach dem Friedensschluß ging es auf dem Rückweg über Lille, Mons, Namur, Luxemburg nach Koblenz.

J. E. Traugott Carl,
Veteran von 1814/15.

In Berlin 1815 entlassen, kehrte er in seine Heimat zurück. Hier erlernte er die Weberei, worauf er nach Handwerksbrauch zum Wanderstab griff, der ihn auch für eine Weile wiederum nach Frankreich hineinführte. Nach der Heimkehr errichtete er in Zeulenroda ein Webwarenfabrikationsgeschäft, das er bis zum Jahre 1860 betrieb, in der Folge übernahm er einige Ehrenämter als Bezirksvorsteher, Schulgeldeinnehmer etc. in der Vaterstadt. Schon 1864 verlor er seine Frau und als dann 1886 überhaupt keine Angehörigen von ihm mehr in Zeulenroda weilten, zog er nach Mittweida zu seiner Tochter. Seit dem zu Anfang Januar dieses Jahres erfolgten Tod dieser Tochter lebt er bei seinem Sohn in Leipzig, wo er sein Leben zu beschließen gedenkt. Außer diesem Sohn, dem wir unsere Mitteilungen im wesentlichen verdanken, lebt noch ein zweiter in New York. Von seinen neun Kindern sind ihm die übrigen alle nach und nach weggestorben. Der Gesundheitszustand des alten Herrn war stets ein guter, wozu wohl auch die ganz regelmäßige Lebensweise desselben viel beigetragen hat. In seiner Vaterstadt war er stets und bis auf den heutigen Tag sehr geachtet. Im Verhältnis zu seinem Alter ist er, wenn auch körperlich nicht mehr sehr rüstig, doch geistig noch frisch. Er liest täglich die Zeitung, hat ein reges Interesse für die politischen Zustände im deutschen Vaterlande und schreibt auch noch fleißig seine Briefe an Verwandte und Bekannte. Gegenwärtig ist er allerdings etwas unpäßlich, was hoffentlich bald wieder gehoben sein wird.