Die nützlichste Pflanze

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Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Die nützlichste Pflanze
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aus: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 9. Bd., S. 171–173
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1912
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Der Beitrag erschien auch als Die Kokospalme als Nutzpflanze unter der Verfasserangabe W. Kabel in: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend. 1. Jahrgang 1912/13, Heft 40, S. 637–638.
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[171] Die nützlichste Pflanze.

Die nützlichste Pflanze ist ohne Zweifel die Kokospalme, die über die ganze heiße Zone verbreitet ist. Sie kommt in dreißig verschiedenen Arten vor und gedeiht in wasserarmen Gegenden ebenso gut wie an den Rändern der großen Sumpfgebiete Brasiliens und Ceylons. Ihren Namen erhielt sie von den Portugiesen, die zwischen einer Kokosnuß mit ihren drei [172] Löchern und dem Kopf eines Affen (Cocos, Coquin) eine gewisse Ähnlichkeit erblickten. Es gibt keine Jahreszeit und kein Stadium des Wachstums, wo die Kokospalme nicht irgend etwas Verwendbares liefert. Volle Erträge an Früchten bringt sie allerdings erst mit 25 Jahren. Aus den Blüten der jüngsten Bäume kann man durch Einkochen Palmzucker und durch Gärung Palmwein gewinnen. Das wie Haselnuß schmeckende Mark unter der Endknospe, Palmhirn, wird wie die jungen zarten Blätter, Palmkohl, genossen. Sauer gewordener Palmwein wird als Essig benutzt. Die Blätter der älteren Stämme dienen den Eingeborenen zum Eindecken ihrer Hütten, ferner als Schirme, Teppiche und Vorhänge. Aus dem Netzwerk am Grunde der Blätter fertig man Kleidungsstücke und Fischernetze, die überaus haltbar sind. Die vertrockneten, fest gerollten Blätter ergeben Fackeln, die sparsam brennen und wenig Ruß verursachen. Am vielseitigsten ist jedoch die Verwendung der Frucht dieses nützlichen Baumes, der Kokosnuß. Die faserige Hülle wird zum Füllen von Matratzen, zu Bürsten, Matten, Tauen und Treibriemen verarbeitet, die sehr harte Schale der Nuß dient zu Gefäßen, läßt sich dechseln und polieren und liefert so kleine Kunstgegenstände. Verkohlt, benutzt man sie als Zahnpulver. Das Fleisch der Nüsse wird gegessen und jetzt auch in Europa überall von Konditoren zum Füllen von Gebäck verwertet. Das trockne Fleisch der Nüsse ist ein vorzügliches Viehfutter, wird auch als Mehl zu Brot gebacken. Sein reicher Ölgehalt ergibt ein gutes Speiseöl, von einigen Palmenarten auch ein wohlriechendes zu Toilettenseifen und Arzeneien gebrauchtes Palmöl. Die drei bis sechs Monate alte Frucht ist noch völlig mit einem Wasser angefüllt, das sehr angenehm schmeckt und in der heißesten Jahreszeit als Erfrischungsgetränk teuer bezahlt wird. Auch die Rinde des Baumes ist zum Gerben zu verwenden und enthält eine klebrige Flüssigkeit, die zur Klebstoff-Fabrikation billiges Material liefert. Das Holz der Kokospalme ist als sogenanntes Palmyraholz sehr gesucht. Ja sogar die Keime, die in etwa 18 Tagen aus der einen halben Meter in die Erde eingegrabenen [173] Frucht hervorsprießen und die Gestalt eines kleinen Elefantenzahnes haben, gelten geröstet als Leckerbissen und werden besonders von Europäern ihres spargelähnlichen Geschmacks wegen sehr gesucht. – Welche Unsummen durch den Anbau von Kokospalmen verdient werden, zeigt die vorjährige Ausbeute in Ceylon, wo durch diesen Baum 65 Millionen Mark eingenommen wurden. Bei dieser unvergleichlichen Nutzbarkeit erscheint es natürlich, daß man auch in unseren deutschen Kolonien den plantagenmäßigen Anbau der Kokospalme immer mehr betreibt.