Die neuste Luftfahrt in Deutschland

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Autor: Wilhelm Pitschner
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Titel: Die neuste Luftfahrt in Deutschland
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36–37, S. 568–570; 585–588
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Die neueste Luftfahrt in Deutschland.
Dargestellt von Dr. W. Pitschner.

Wenn der Mensch mit offnem, unbefangenem Sinne es versucht, sich in dem fast verwirrenden Reichthum der irdischen Lebensformen zu orientiren, und ihrem geheimnißvollen Ursprunge und Entwicklungsgange nachspürt, wenn sein bewaffnetes Auge von der Unendlichkeit des ihn begleitenden thierisch- und pflanzlich-organischen Lebens selbst in die sternenleeren Räume der unermeßlichen Welt forschend hineindringt und bis an den Markstein der Schöpfung den Schlüssel zum vollen Verständniß der irdischen Wunderheere aufsucht – dann fühlt er sich beinahe auf jedem Schritte seiner Wanderung lebhaft angeregt, tiefer hineinzublicken in die ihn umgebende irdische Natur. Bei einer solchen Anregung zieht ihn der schaffende Geist in die verborgensten Schlupfwinkel hinein, in diejenigen Werkstätten, wo er selbst seit dem ersten Schöpfungsmorgen thätig war und bis zur gegenwärtigen Stunde wirkt und unaufhörlich schaffen wird bis zur dereinstigen Vollendung des großen Schöpfungswerkes.

So durchbohrte der Mensch mit rastloser Thätigkeit die Rinde der Erde und drang durch zum Theil senkrecht, zum Theil mehr oder weniger wagerecht angelegte unterirdische Canäle in alle Gebirgsschichten ein, die auf dem granitischen Erdfundamente ruhen – so versenkte er sich furchtlos bis auf den Grund des Meeres und brachte Kunde von der Bodenbeschaffenheit desselben – so durchwanderte er muthig und unerschrocken Steppen und Wüsten, Urwälder und Oceane, und wagte den Kampf mit den wildesten Elementen, mit allen Schrecken der Natur, wie sie der eisige Norden und die Gluth der Sahara, die schreckenerregenden Lawinen und der über Alles furchtbare Schneesturm des Hochgebirges in sich bergen.

Aus diesem rastlosen und begeisternden Streben, welches den Schlüssel zum Verständniß der unbegreiflichen Welt ebenso im Mikrokosmos wie im Makrokosmos sucht, ging hauptsächlich die kühnste aller Ideen hervor, der Gedanke, die Erde zu verlassen und schwebend über ihr sich den trügerischen Winden anzuvertrauen.

Es findet sich dieser Gedanke, gleich einem Vogel die Luft zu durchsegeln, bereits in einigen fabelhaften Andeutungen und Erzählungen, die aus dem grauesten Alterthume auf uns gekommen sind; aber alle diese Erdichtungen, die an die Flügel des Saturn, an die Adler des Jupiter, an die Tauben der Venus, selbst an den Widder des Phrixus und der Helle und an die geflügelten Pferde der Sonne erinnern, können nur auf den geheimen Wunsch der Völker des Alterthums hindeuten, das Luftmeer zu durchschiffen und in seiner geheimnißvollen Werkstätte genauer kennen zu lernen.

Den ersten Anstoß zur Ausführung dieser kühnen Idee gaben die Gebrüder Stephan und Joseph von Montgolfier, die gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts im südlichen Frankreich, am Fuße der westlichen Hochalpen lebten. Hier hatten sie beinahe täglich Gelegenheit, das Schauspiel des Aufsteigens der Wolken beobachten zu können. Diese einfache Erscheinung führte sie zu dem Gedanken, als Nachahmung der natürlichen Wolken ein künstliches Wolkengebilde hervorzubringen und dasselbe der Luft frei zu überlassen.

Bald ward ein Ballon aus leinenem Zeuge bereitet, mit Papier gefüttert und mit erwärmter Luft gefüllt, die aus angezündetem Stroh entwickelt wurde; nachdem derselbe den Lüften übergeben worden war, erreichte er innerhalb zehn Minuten eine Höhe von 6000 Fuß und senkte sich alsdann allmählich wieder herunter. Dieser erste Versuch mit einer aerostatischen Maschine (Luftballon) wurde am 5. Juni 1783 zu Annonay im südlichen Frankreich ausgeführt. Ihm folgten sodann mehrere andere ähnliche Versuche. Endlich ward noch im Laufe desselben Jahres, am 21. November, im Schloßgarten von La Muette zu Paris die erste Luftreise veranstaltet, unter der Führung von Pilatre des Rosiers in Begleitung des Marquis d’Arlandes. Gewiß ist es die kühnste That, welche damals nur vollbracht werden konnte. Denn die aërostatische Maschine war zu jener Zeit als ein Feuerball noch nicht in einem Entwickelungsstadium, das den glücklichen Erfolg dieses Unternehmens selbst nur wahrscheinlich hätte machen können. Die unerschrockenen Männer befanden sich in einer leichten und niedrigen, aus trockenen Weiden geflochtenen Gallerie, die schneller als jeder andere Körper hätte Feuer fassen können; um sie herum lag dürres, brennbares Stroh, das, ein einziges Mal vom Feuer ergriffen, nimmermehr gelöscht worden wäre, und neben sich hatten sie die Gluthpfanne und das helle auflodernde, heftigste Flammenfeuer, das die erhitzte Luft erzeugen sollte. Außer diesen gefahrdrohenden Umständen ist noch die Unvollkommenheit der ersten Montgolfière[1] in Betracht zu ziehen. Sie hatte keine Gondel und kein Netz, kein Ventil, keinen Kautschuküberzug, auch trug sie keinen Ballast zur Regulirung während der Auf- und Niederfahrt. Alle diese wesentlichen Verbesserungen wurden erst einige Wochen später vom Physiker Charles[2] angebracht, der dadurch die Kunst der Aëronautik plötzlich wie mit einem Zauberschlage zu einer Vollkommenheit erhob, die bis zum heutigen Tage beinahe um nichts Wesentliches erweitert worden ist.

Unter diesen Umständen und bei der großen Wichtigkeit der Luftfahrten, als Mittel zur Lösung vieler noch unerledigter Fragen aus dem Gebiete der Meteorologie, darf es wohl mit Befremden erfüllen, daß seit dem ersten berühmten Versuche zu Paris, am 21. November 1783, nur sehr wenige Fahrten für wissenschaftliche Zwecke unternommen worden sind. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß solche Fahrten zur genaueren Kenntniß des unsern Erdkörper umgebenden Luftmeeres von hoher Bedeutung sind. Diese Bedeutung bezieht Alexander von Humboldt namentlich auf die Stärke der elektrischen und magnetischen Ladung in den verschiedenen Zonen und Höhen der Atmosphäre, auf die hygroskopische[3] und chemische Beschaffenheit der Luft, auf die jährliche, monatliche und stündliche mittlere Wärmeabnahme der Temperatur in den [569] höheren Luftschichten, sowie auf eine Prüfung des Gesetzes, welches diese Abnahme befolgt; außerdem sind die Stärke des Lichtes, sowie auch physiologische Erscheinungen in den Kreis dieser Beobachtungen aufzunehmen.

Eine mehrfache Wiederholung solcher Höhenfahrten darf wegen der so außerordentlich abweichenden Temperatur-Beobachtungen die volle Aufmerksamkeit der Naturforscher in Anspruch nehmen.

Aber auch die Engländer veranstalteten im Jahre 1853 unter der Präsidentschaft des Colonel Hykes ähnliche Fahrten, welche die Herren Welsh und Niclin vom Observatorium zu Kew bei London ausführten. Sie erreichten eine Höhe von 19,500 Fuß englisch und machten namentlich über die Beschaffenheit der Temperatur in den verschiedenen Schichten der Atmosphäre während verschiedener Monate interessante Beobachtungen. So betrug unter Anderen in den beiden Monaten auf der ersten und vierten Fahrt der Unterschied der Temperatur in einer Höhe von 19,500 Fuß nur 10 ° Fahrenheit, während er sich an der Oberfläche auf mehr als 22 ° Fahrenheit belief. Dies ist als eines der interessantesten Resultate jenes verdienstvollen Unternehmens anzusehen.

Die Deutschen sind in dieser Beziehung hinter den Engländern und Franzosen zurückgeblieben, obwohl es unter ihnen schon seit dem Jahre 1805 an einzelnen Anregungen zu einem solchen Unternehmen nicht gefehlt hat; denn genau ein Jahr nach der großen Gay-Lussac’schen Fahrt, am 16. September 1805, stieg der ehemalige Professor Jungius in Berlin auf und erreichte nach der Angabe seiner Instrumente eine Höhe von über 20,000 Fuß. Außerdem sind noch mehrere andere deutsche Naturforscher mit Instrumenten im Dienste der Wissenschaft in dieser Beziehung thätig gewesen.

Der lebhafte Wunsch, einige selbstständige Untersuchungen in verschiedenen Höhen der Atmosphäre auszuführen, regte mich schon vor vier Jahren bei der Ankunft des russischen Aëronanten W. Berg in Berlin zu meiner ersten Luftreise an. Zum hauptsächlichsten Gegenstande meiner Beobachtungen wählte ich damals das physiologische Verhalten meines eigenen Körpers und die ähnlichen Erscheinungen an verschiedenen Thieren aus allen großen Abtheilungen des Thierreiches; ferner nahm ich in den Kreis meiner Beobachtungen die Veränderungen der Temperatur und der Feuchtigkeit der Atmosphäre auf. Im weitern Verlaufe der Darstellung werde ich diese Beobachtungen selbstverständlich nur so weit berühren können, als sie von allgemeinem Interesse sind. Es sei mir jetzt nur die Bemerkung gestattet, daß ich damals, am 13. Juli 1858, nur eine Höhe von 9500 Fuß habe erreichen können; der Ballon kam schon nach einer Stunde und 10 Minuten 7½ Meilen ostsüdöstlich von Berlin wieder zu Boden.

Nach meiner zweiten vorjährigen Montblanc-Expedition, während welcher ich so glücklich war, 16 Tage und Nächte in einer Höhe von 10,000 Fuß auf dem Firn von Tacconay, einem der größten Eismeere des Montblanc, eine Reihe meteorologischer Beobachtungen auszuführen, erfüllte mich das unwiderstehliche Verlangen, meine daselbst gemachten Erfahrungen durch eine zweite Luftfahrt zu erweitern und zu vervollständigen. Die Befriedigung dieses Verlangens wurde durch die Ankunft des rühmlichst bekannten Aëronauten Anton Regenti hierselbst ermöglicht und die Fahrt bis auf ihr schrecklich schönes Ende am 17. August des laufenden Jahres nach Umständen glücklich zurückgelegt.

Bevor ich indessen zur Darstellung meiner Beobachtungen und Erlebnisse während dieser zweiten Luftfahrt übergehe, dürften einige Worte über den kolossalen Ballon selbst nicht uninteressant sein.

Der Riesenballon, dem wir uns anvertrauten, trug den Namen „Adler“ und stellte sich in seinen außerordentlichen Dimensionsverhältnissen als ein besonders riesenmäßiges Luftschiff dar. Bei mäßiger Füllung hatte er eine birnförmige Gestalt; er war aus rein leinenem Zeuge gearbeitet und mit gutem Firniß überzogen. Sechszehn lange Streifen, die durch dreifache Nähte verbunden waren, liefen vom Scheitel bis zum Fuß herab; die größte Breite eines jeden dieser Streifen betrug 8 Fuß, der ganze Umfang demnach 128 Fuß. Das Netz war am untern halsförmigen Theile durch sechszehn Schnüre zusammengezogen, die am obern Ringe der Gondel befestigt wurden. Von hier liefen alsdann jene Schnüre zur Gondel hinab, die aus mäßig starkem Weidengesträuch geflochten war; gleichzeitig stand die Gondel mit jenem Ringe durch eine Strickleiter in Verbindung, die bei der Niederfahrt fast unentbehrlich ist. Der wichtigste Theil des Ballons ist das in seinem Scheitel angebrachte Ventil. Zur leichten und sichern Oeffnung desselben war die Schnur am untern Theile des Ventils, also innerhalb des Ballons befestigt und lief von dort durch den Ballon nach der Gondel herab. Der Anker hatte ein Gewicht von 10 Pfund und war an einem weichen, ungefähr 100 Fuß langen Tau befestigt. Der Ballast in fünf kleinen Säcken à 20 Pfund befand sich am Boden der Gondel. Die Gesammthöhe des Ballons nebst der Gondel von seinem Scheitel bis zum Fuße der Gondel betrug 80 Fuß.

Nachdem die nothwendigen Vorbereitungen zur Reise getroffen worden waren, wurde die Abfahrt auf den 17. August anberaumt. Das Wetter war vor diesem Tage etwas veränderlich gewesen; am 16. August Nachmittags 2 Uhr drehte sich der Wind von O. nach S.-O, diese Richtung behielt er bis zum folgenden Tage Mittags 1 Uhr 25 Minuten; alsdann setzte er sich leider in einen Südwind von mäßiger Stärke über. Das Barometer beharrte seit dem Abend des 16. August in allmählichem Sinken und stand in der Stunde der Abfahrt Abends 6 Uhr auf 332 Par. Linien; die Lufttemperatur betrug 18° R., das Saussure’sche Haarhygrometer zeigte 62°. Mein Cyanometer[4] ließ im Zenith Nr. 27 als die Farbe des Himmels erkennen. Der Himmel erschien dunstig und war etwa zu zwei Fünftheilen mit Wolken bedeckt, deren unterste Schichten aus zerrissenen Gruppen von lockerem Cumulus (Haufenwolke) bestand; darüber lagen im fernen Osten allmählich heranziehende Gewitterwolken, während im Zenith die Schäfchen an verschiedenen Theilen des Himmels in bedeutender Höhe sich vertheilt hatten.

Die Füllung des Ballons mit Kohlenwasserstoffgas begann im Angesichte einer unzähligen Menschenmenge am 17. August Nachmittags 3 Uhr auf einem der besuchtesten Plätze der Hauptstadt in der Nähe des Kroll’schen Etablissements, auf dem frühern Exercirplatz unweit des Brandenburger Thores; es waren zu dem Ende vom Thiergarten aus lange Gasröhren bis zum Centrum des umschlossenen Kreises hinübergelegt. Durch königliche Bewilligung hatte Herr Regenti die großen Jagdnetze und Leinen-Wandungen vom Hofjagdamte erhalten und damit beinahe zwei Drittheile des Exercirplatzes eingeschlossen. Im weitern Umkreise, zum Theil in den Gipfeln der Bäume, zum Theil auf den Dächern der zunächst liegenden Häuser und Paläste, hatte sich amphitheatralisch der Zuschauerkreis ausgedehnt und aufgebaut.

So harrte Alles in ruhiger Spannung auf die allmähliche Füllung des kolossalen Ballons und war begierig auf den Ausgang derselben. Noch hatte er nicht 20,000 Kubikfuß Gas aufgesogen, als die Strömung in den untern Luftschichten mit den allmählich aus großer Ferne heranziehenden Gewitterwolken sich verstärkte und den dienstthuenden Leuten, sechszehn an der Zahl, die an langen Leinen den Ballon zu halten hatten, die Arbeit sehr erschwerte. Der kühne Aëronaut hätte sich kaum dazu entschließen können, die bereits angekündigte und so weit vorbereitete Fahrt aufzugeben, obgleich starker Wind und Gewitter von dem erfahrenen Luftschiffer mit Recht als die größten Gefahren der Luftschifffahrt bezeichnet werden. Denn bei starken Windstößen befürchtet er ein Zerreißen des Ballons, während die Gewitter eine Gasexplosion nur zu leicht herbeizuführen im Stande sind.

Es prägte sich eine gewisse Unruhe auf Regenti’s Gesicht aus, so oft er nach den Wolken blickte; doch er wurde wieder ruhig, sobald er den von ihm so oft mit Muth und Unerschrockenheit geführten Ballon betrachtete. So leitete er, keinen Augenblick die Besonnenheit verlierend, mit großer Vorsicht die Füllung des immer mehr und mehr sich erhebenden kühnen Adlers. Wiederum fragte er die dunkeln, erzürnten Wolken, und noch immer blickten sie ihn drohend an. Da er sich nun von jeglicher Verantwortung befreien wollte, sagte er mit gedämpfter, etwas zurückgehaltener Stimme: „Meine Herren, ich darf Sie nicht mitnehmen, ich fahre allein.“

Willig, doch ungern fügten wir uns diesem bestimmten Ausspruche des erfahrenen Mannes, mein Begleiter, Herr Dr. Wachenhusen, und ich. Es wurden mehrere kleine Probeballons entsendet, [570] welche die Stärke der Luftströmung und den Weg anzeigten, auf dem der Ballon in den ersten Minuten der Abfahrt fortgeführt werden würde. Unaufhörlich verfolgte ich den Zug und das Spiel der Wolken – so vergingen zwanzig Minuten; da veränderten sie mit einem Male ihre unfreundliche Physiognomie – der Wind wurde schwächer, und der muthige Capitain fühlte sich angeregt, uns zu fragen, ob wir unter diesen günstigern Umständen geneigt wären, die Fahrt mitzumachen. Wir waren sogleich dazu bereit; doch ich muß es lebhaft bedauern, daß die Ungunst der Witterung es verhinderte, diejenigen Vorrichtungen im Innern der Gondel anzubringen, welche nothwendig gewesen wären zu einer zweckmäßigen Aufstellung und Befestigung einer größern Reihe von Instrumenten. Ich beschränkte mich dieses Mal daher nur auf die allernothwendigsten meteorologischen Instrumente. Außerdem nahm ich noch eine Brieftaube mit, die ich auf meiner vorjährigen Montblanc-Expedition aus einer Höhe von 13,000 Fuß über die Gletscher und Schneefelder des Mont-Blanc mit einem Briefe nach Chamounix entsendet hatte, wo sie nach wenigen Minuten glücklich ankam und Kunde von unserem Aufenthalte und Befinden überbrachte.

Noch einmal blickte Regenti nach den Wolken und nach den Blättern der Bäume, ein freudiges Lächeln erfüllte ihn, und nachdem er dem riesigen Ballon durch neue Zuführung von Gas auch die letzten Falten genommen hatte, befestigte er die schwarz-weiß drapirte Gondel an dem Seilwerk des Netzes. Der nothwendige Ballast, fünf mit Sand gefüllte Säcke à 20 Pfund, wird auf dem Boden der Gondel vertheilt – drei von den dienstthuenden Leuten begeben sich zur Prüfung der Steigkraft des Ballons in das kleine Fahrzeug, während die Andern den bereits unruhig gewordenen Adler durch festes Eingreifen in die herabhängenden Leinen zu bändigen sich bemühen.

„Hinaus! er hat genug –“ commandirte Regenti. Die Arbeiter erfüllen diesen Befehl. Sofort besteigt unser Führer das kleine Schiff, und wir beeilen uns, ihm zu folgen. Wenige schwache Menschenhände halten den Ballon noch mit der festen Erde in Verbindung – ein Wort zerschneidet dieses Band – denn kaum war dem muthigen Aëronauten der laute Ausruf entflohen „Laßt los!“ da erhob sich der kühne Aar mit gelösten Schwingen, majestätisch, unter bewunderungswürdiger Schnelligkeit hinauf in sein heimathliches Reich der Lüfte. Welch ein Anblick! Welch tief erschütternder Eindruck! Die Erde schien unter unsern Füßen hinabzusinken. Freudiges Erstaunen und ängstliche Besorgniß paarten sich mit Rücksicht auf die nur zu gerechtfertigten Befürchtungen in den Gemüthern der Zurückbleibenden. Mehr denn hunderttausend Menschen hingen stumm und unverwandten Blickes an dem stolzen Aar, der als Raub mit seinen Krallen uns in dem kleinen, den Winden preisgegebenen Nachen ohne Segel und Steuer und Ruder hinaufzog.

Wie hoch willst du dich erheben? Wo wirst du ermüdet deine Schwingen senken? Wann und wie wirst du wiederkehren? Und was wirst du uns berichten können aus dem Reiche der Lüfte? Das waren die ersten Fragen, welche bei allen denjenigen in den Vordergrund traten, die bei dem in der That imposanten Anblick überhaupt noch fragen konnten. Wir aber stiegen höher und immer höher – in wenigen Secunden beherrschten wir das Häusermeer, die Paläste und die Kirchthürme der weitausgedehnten Residenz. Ihre Straßen erschienen wie schmale bräunliche Bänder – die Spree glich einer mehrfach gewundenen, metallisch glänzenden Riesenschlange, deren Körper durch die wie schmale Breter sich darstellenden Brücken gegliedert erschien. Die großen, umfangreichen Gebäude der Residenz, der Gensd’armemnarkt mit seinen Tempeln, die Hedwigskirche, das königliche Schloß traten zwar deutlich hervor, doch glichen die kleinern Gebäude den hölzernen Spielsachen aus den Spielschachteln eines Kindes. Die auf den Straßen verweilenden Menschen hatten die Größe kleiner Insecten und Würmer, und der große Menschenhaufe tief unter uns auf dem Platze der Abfahrt glich einem ruhigen Bienenschwarme. In der That, es war ein herrlicher, großartiger Anblick, ein Anblick, dessen staunenerregender Eindruck empfunden sein will, denn er läßt sich durch keine Beschreibung erwecken.

[585] Noch einige Augenblicke verfolgen wir den Ballon bei seiner Abfahrt. In einem eigenthümlichen Gefühl von Sinnesberauschung durchschnitten wir, nach NNO. hinaussegelnd, während eines Zeitraumes von kaum zwei Minuten die Wolken der untern Luftströmung und tauchten alsdann bei einer Höhe von 1600 Fuß in die zweite zunächstliegende Luftschicht auf, welche dem Ballon die Richtung nach NW. anwies. Auch in diesen Wellen war die Steigkraft eine sehr bedeutende, denn das Aneroidbarometer sank mit sichtbarer Schnelligkeit während der ersten fünf Minuten nach dem Moment der Abfahrt auf 24,8 Par. Linien und verkündigte dadurch, daß wir bereits, im Niveau des Brocken-Gipfels schwebend, eine Höhe von beinahe vierthalbtausend Fuß erreicht hatten.

Welch belebender und überraschender Contrast in den Dimensionsverhältnissen des Horizontes! Auf dem Schauplatze der Abfahrt war uns ein Ueberblick über kaum 1/8 Quadratmeile möglich, und hier in den Wogen des Luftmeeres lag nach so wenigen Minuten ein Rundgemälde von mehr denn 800 Quadratmeilen vor uns. Sechszehn Meilen weit nach Nord, Süd, Ost und West schweifte der Blick umher, wo sich ihm nicht trübe Wolken hindernd entgegenstellten.

Gern verweilte ich länger bei diesem in jeder Secunde anwachsenden Riesentableau mit seinen vom mildern Abendlicht der Sonne übergossenen Städten und Dörfern, Wäldern und Feldern, Flüssen und Seen; die eigenthümliche panoramische Wirkung desselben soll ihre Schilderung später finden, wenn wir auf dem mehr als 7000 Fuß höher liegenden Gipfelpunkte der ganzen Fahrt angelangt sind. Wir segelten weiter, in NW.-Richtung beharrend. Das Stillschweigen, welches die Schönheit des Schauspiels in den ersten Minuten hervorgerufen hatte, hörte auf. Laute Empfindungen brachen in kurzen Worten des Staunens und der Bewunderung aus unsrer freudig überraschten Seele hervor – und diese Empfindungen begleiteten uns, kettenartig und in gesteigertem Grade sich aneinander reihend, bis zu den Schreckensminuten der Niederfahrt. Mit den Gefühlen einer märchenhaften Wirklichkeit, welche uns während der ganzen Reise umfangen hielt, verband sich schon nach Ablauf der ersten Viertelstunde eine auffallende Sinnestäuschung rücksichtlich der Fortbewegung unseres Fahrzeuges, sowohl der wagerechten als auch der senkrechten.

Du wähnst, frei im Raume schwebend, festgebannt zu sein. Unter Deinen Füßen scheinen im tiefen Abgrunde die Erdlandschaften kreisbildartig abgerollt und beweglich Dir dargestellt zu werden. Eine überraschende Wirkung des Ballon-Panoramas! Auge und Ohr vernehmen nichts von der reißenden Bewegung, mit der Du in Windes-, ja in Sturmeseile dahinziehst, denn Du schwimmst in gleicher Geschwindigkeit mit den unsichtbar atomistischen Lufttheilchen. Bei dieser scheinbaren Unbeweglichkeit der Luft ist die directe Bewegung des Ballons nur dann wahrnehmbar, wenn das Auge im größern Umkreise oder in senkrechter Richtung nach unten einen festen Gegenstand fixirt und einige Minuten lang betrachtet. Die Geschwindigkeit des Windes, die Bewegung seiner unsichtbaren Lufttheilchen erhält demnach in den Luftschiffen einen sichern Maßstab zu ihrer Beurtheilung. Der Luftballon wird zum Anemometer (Windmesser).

Was nunmehr die mittlere Geschwindigkeit der Luftströmungen anbetrifft, in denen wir fuhren, so ergiebt sich dieselbe, nach Abzug der zurückgelegten Krümmungen beim Steigen und Fallen, aus dem Verhältniß des geraden Weges zu der darauf verwendeten Zeit. Die Fahrt währte 80 Minuten; wir brachten 61 Minuten in den obern Luftströmungen zu. Das Steigen und Fallen dauerte 11 Minuten, während der Wind in einem Zeitraum von 50 Minuten einen geraden Weg von beinahe 5 Meilen zurücklegte, woraus sich eine Geschwindigkeit von 40 Fuß in einer Secunde ergiebt, das ist die vierfache Geschwindigkeit des gewöhnlichen Windes. Auf meiner ersten Luftreise am 13. Juli 1858 ergab sich bei fast vollkommener Windstille in der untern Luftschicht die mittlere Geschwindigkeit der obern Luftströmungen sogar fünf Mal so groß, als die des gewöhnlichen Windes, und dennoch schien auch damals der Ballon in fast vollkommener Ruhe sich zu befinden.

Aber auch die senkrechte Bewegung, wie bereits erwähnt, das Steigen und Fallen des Ballons, ist für die Augen und für das Gefühl nicht wahrnehmbar; ja, es geht in diesem Falle sogar der einzig sichere Maßstab, die Fixirung eines festen irdischen Punktes, verloren. So kann der Luftschiffer bei vortrefflicher Ausstattung seines Ballons, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen, in ungewöhnliche Höhen steigen oder unvorbereitet landen. So alt die Luftfahrten sind, so lange bedienen sich ihre kühnen Jünger eines einfachen Barometers, das ihnen freilich in den meisten Fällen, ohne jegliche Höhenangabe, nur Kunde von dem Steigen oder Fallen des Ballons giebt.

Es werden zu dem Ende Papierstückchen von der Größe eines Thalers über den Rand der Gondel geworfen; wenn dieselben hinabsinken, so schließt der Luftschiffer daraus auf das Steigen des Ballons, und umgekehrt, wenn die Papierstückchen sich erheben, so erblickt er darin die Anzeige vom Fallen desselben. Während meiner beiden Luftfahrten habe ich mich aber von der Unsicherheit dieser Schlüsse vollkommen überzeugt; denn es entging mir die Beobachtung nicht, daß der Ballon bei rückwärts schreitendem Zeiger auf dem Aneroid zu sinken anfing, wiewohl die hinabfallenden Papierstückchen auf sein Steigen hindeuteten. Unter diesen Umständen [586] kann der Luftschiffer in der Beurtheilung der verticalen Bewegung des Ballons getäuscht werden – er befindet sich im Wahne, daß derselbe noch steige, während er bereits im Sinken ist, und er trifft alsdann vielleicht schon zu spät die nothwendigen Vorbereitungen zur Landung. Es ist daher geradezu als gefährlich zu bezeichnen, wenn Jemand auf einer Luftreise solchen Papierstückchen sein Leben anvertraut, und es ist allen Ernstes anzurathen, daß ein Aneroid als Rathgeber auf einer solchen Reise stets mitgenommen werde.

Die eben erwähnte Erscheinung, daß ungeachtet der herabfallenden Papierstückchen der Ballon ebenfalls zuweilen im Sinken sich befindet, mag vielleicht weniger in einer senkrechten Luftströmung begründet sein, als in der ungleichmäßigen Geschwindigkeit beider fallenden Körper. Die Wirkungen verticaler Winde habe ich während meines vorjährigen längeren Aufenthaltes auf dem Montblanc aus der Erfahrung kennen gelernt; auch gaben sich dieselben auf der ersten Luftreise des Herrn Regenti hierselbst am 11. Aug. d. J. zu erkennen, denn mit großer Deutlichkeit habe ich acht Minuten nach seiner Abfahrt eine starke Eindrückung von 30 Zoll in dem obern Theile des Ballons durch das Teleskop beobachten können, mit dem ich den Ballon verfolgte, bis er sich in den Wolken verlor. Diese Zusammendrückung von oben nach unten kann nur durch einen abwärts gehenden verticalen Luftstrom hervorgebracht worden sein.

Und weiter und immer höher allmählich ansteigend wuchs das wunderbare Riesenbild und mit ihm der feierliche Ernst und die einsame Größe und die unheimliche Todtenstille dieser unbeschreiblich großartigen Natur. Gegen das Ende der ersten halben Stunde erreichten wir, ohne bis dahin den Ballast ergreifen zu dürfen, eine Höhe von 9500 Fuß bei einer Temperatur von noch 9,5° R.

Der Abend zog gemach heran – dämmerig ward es in der Tiefe – es wehte kein Hauch von Flur und Wald. Wundervolle röthliche Farbeneffecte entwickelten am Himmel und auf Erden einen nicht vermutheten landschaftlichen Reiz. Eine furchtbare Stille herrschte im weiten Kreise, als ob man das Wehen der linden Zephyre vernehmen müßte. Da lenkte mit einem Male ein eigenthümliches Rauschen in der grausigen Tiefe unsere suchenden Blicke nach unten. Es war ein Eisenbahnzug, welcher schneckenartig dahin zu kriechen schien, als ob ein ermüdeter Fußgänger mit ihm gleichen Schritt halten könnte. Ein Zauber von Schönheit bannte momentan die Sinne, und wonnetrunken kehrte der Blick von dem sonnenmüden Bild der schrecklichen Tiefe nach unserm kleinen Nachen zurück, der noch im vollen Sonnenlicht dahinzog wie ein röthlicher Flammenkahn, rings umgeben von einem hellen Scheine. Hier fesselte meine Aufmerksamkeit nunmehr ein kleines, munteres Wesen, mein treuer Begleiter auf hoher Alp – eine erfahrene und bewährte Brieftaube.

Du hast schon einmal, dachte ich, den Weg zurückgefunden aus großer Höhe von den Gletschern und Schneefeldern des Montblanc in deine erste Heimath. Wirst du auch hier, im hohen Aether der Ebene, dich zurecht finden und instinctiv ohne Wegweiser, ohne Compaß deine zweite Heimath nicht verfehlen? Und wenn du irren solltest, dann zeige der kleine Brief an deinem Hals, woher du kommst und wo du warst! Aus ihrem Käfig alsbald befreit, gewährte sie ein interessantes Schauspiel. Ich setzte sie auf den Rand der Gondel und gab ihr völlige Freiheit; doch sie blieb bei mir. Selbst aufgescheucht wollte sie uns nicht verlassen; sie blickte vielmehr ruhig umher, als ob sie den Raum mäße, den sie zurückzulegen hätte. Endlich vertrieb ich sie vom Rande der Gondel. Vergebens versuchte sie es, den höher aufsteigenden Ballon zu erreichen und schoß alsdann mit ausgebreiteten Flügeln in großen Kreisen nach Art der Raubvogel in die Tiefe hinab, für das bloße Auge nach einer Minute nicht mehr wahrnehmbar. In südöstlicher Richtung, auf dem Wege nach ihrem Bestimmungsorte gelangte sie, wie mir zwei Tage darauf berichtet ward, ermüdet und athemlos auf dem Försterhause in der Nähe von Spandau an, wo sie, durch Futter angelockt und gefangen genommen, von der Rückkehr nach ihrem Bestimmungsorte abgehalten wurde. Durch die Freundlichkeit des Herrn Förster Nitzke gelangte ich alsdann wieder in den Besitz derselben.

Noch immer unter der lieblichen Bläue des Himmels dahineilend, schickten wir uns endlich an, die möglichst größte Höhe zu erreichen. Ein Theil des Ballastes ward allmählich über Bord geworfen. Mit erneuter wachsender Kraft erhebt sich der Ballon – zehntausend Fuß verkündigt das Aneroid – die Temperatur sinkt auf 5 ° R. herab. Neuer Ballast wird hinabgeschüttet – wir steigen höher und immer höher – zehntausend und fünfhundert Fuß schweben wir über dem Erdboden – das Thermometer zeigt 4 ° R. Ein Blick nach dem Ballast erinnert uns daran, daß die Kraft des Ballons bald erschöpft sein werde, denn der ganze Vorrath von Sand beschränkte sich hier nur noch auf ungefähr dreißig Pfund. Endlich wird noch einmal Ballast über Bord geworfen – der Rest muß für die Landung bleiben. Befreit von dieser Last erhebt sich der Ballon unter den letzten Kraftanstrengungen höher und immer höher, und erreicht endlich, 10 Minuten vor 7 Uhr, 50 Minuten nach dem Momente der Abfahrt, eine Höhe von 11,000 Fuß, die größte Höhe, zu der er nach Maßgabe der Belastung und Füllung sich überhaupt nur zu erheben vermochte. 11,000 Fuß hoch über der Ebene freischwebend hing der Ballon da in dem reinern Aether der höhern Regionen.

Leser, willst du dir eine richtige, lebendige Vorstellung von dieser Höhe verschaffen, dann suche einen Maßstab zur Beurtheilung, denn der Mensch, gewöhnt nur in horizontaler Richtung den Raum zu durchwandern, täuscht sich regelmäßig in der Schätzung der Höhen- und Tiefen-Verhältnisse. Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß die Berge in den Alpen bei weitem nicht so hoch erscheinen, als sie es wirklich sind. Versetze dich auf die Gallerie des Berliner königlichen Schlosses oder überhaupt eines Gebäudes von 100 Fuß Höhe, thürme diese Höhe zehn Mal übereinander, dann hast du erst eine verticale Höhe von 1000 Fuß. Mit diesem Maßstabe von 1000 Fuß wirst du deiner Vorstellung eine Höhe von 11,000 Fuß näher zu führen im Stande sein. Und wenn du in jener Höhe von 100 Fuß stehest, dann vergiß nicht beim Blick nach unten, daß du auf einem sichern, festen Fundamente dich befindest, während das kleine Schiffchen frei im Raume schwebt und durch den leisesten Fußtritt in eine schwankende Bewegung versetzt wird. Unbeschreiblich aber ist es, was ich in diesen schwindelnden Höhen gesehen und empfunden habe. Welch ein Anblick!

„Schaut’ ich hinab von diesem hohen Raum
In’s weite Reich, schien’s mir ein großer Traum.“

Die ganze Erde lag frei ausgebreitet da zu unsern Füßen im heimlichen Dämmerlichte als ein großes, unermeßliches Landschaftsbild – überraschende, staunenerregende, wie durch optische Kunststücke hervorgezauberte Erscheinungen und wechselnde Luftgebilde – Mauern und Pfeiler und Thore von Wolken thürmten sich auf an dem Rande dieses Rundgemäldes und verbanden den blauen, gewölbten Himmelsdom mit der kleinen Erde zu einem Tempel Gottes, wie ihn des schwachen Menschen Hand nicht aufzubauen vermag. Am Himmel flammte die letzte Gluth, das Abendroth flog über das stille Heiligthum und bemalte es in seinem Innern mit Farbentönen der allermerkwürdigsten Art. Bei einem solchen Anblick ward das Gemüth von der Größe und Herrlichkeit Gottes in schweigender Bewunderung tief bewegt.

„Herr du bist groß! – so ruf’ ich, wenn im Westen
Der Tag sein Auge sanft bewältigt schließt,
Wenn’s in den Bergen schallt, in deinen Vesten,
Wenn Licht und Leben sich auf’s All ergießt.
Wodurch, o Herr, stimmst du das Herz uns milder,
Als durch den Zauber deiner Abendbilder?“

Im Großen, Ganzen war dieses weithin ausgedehnte Rundgemälde von fast sinnverwirrender Großartigkeit; in seinen einzelnen Theilen eben so lieblich und anmuthig wie auf einigen Punkten von zauberischer, märchenhafter Pracht. Am fernsten Horizonte dieses Riesenbildes lagen der Insel Rügen im großen Bogen gegenüber die Städte Teplitz, Annaberg, Weimar und das alte Goslar; im N.-W. reichte der Horizont bis Lüneburg und Lauenburg hin. Auch die Sandsteinberge der sächsischen Schweiz, das Thüringer Waldgebirge, die uralte granitische Brockeninsel sowie der Iserkamm des Riesengebirges gehören diesem Panorama an. Im N. endlich schneidet das Himmelsgewölbe auf der ausgebreiteten Erde im fernsten Hintergrunde beinahe sieben Meilen weit in die Wogen der Ostsee ein. Und tief unter uns und um uns herum ist die große Erdscheibe besäet mit einem Meere von Städten und Dörfern, Wäldern und Feldern, Flüssen und Seen und reich gesegneten Fluren.

In diesen Grundzügen sind die Hauptmomente des großen Panoramas aufgezeichnet, wie es bei vollkommen heiterem Wetter in einer Höhe von 11,000 Fuß aus der Vogelperspektive im Luftballon sich darstellt. Die Einförmigkeit eines gleichmäßig klaren [587] Tageshimmels erhielt, aber durch ästhetisch schön geordnete Wolkenformen und Wolkengruppirungen an verschiedenen Punkten des Horizontes einerseits eine unaussprechliche Lebendigkeit, andererseits eine solche Fremdartigkeit der Erd- und Himmels-Landschaft, daß selbst in den ruhigsten Momenten keine Schilderung im Stande ist, ein völlig naturgetreues Bild von diesem Wolkenschauspiel und seiner magischen Beleuchtung zu entwerfen. Dort steht im Norden ein Wolkenthor mit doppelten Portalen; nicht fern von ihm ein Teich, ein kleiner Himmelssee – der unbefangene Sinn erblickt in jenem Streif von seltener Form ein wunderbares Thier, – es ist ein Fisch, der jenen See bewohnt. Und weiter schweift der Blick umher in diesem Wolkenhimmel. Ein dunkler Cumulus hat still sich aufgebaut – er stellt die Berge dar, die hier nicht fehlen dürfen. Nicht weit von diesem niedrigen Gebirge erhebt sich im Südwest ein mächtiges, schneebedecktes Wolkenland, während im fernen Westen mehr denn tausend Fuß unter uns ein großer Wolkenwald vom Sonnenlicht übergossen wird. Dort funkeln selbst Sterne auf Erden, es ist das Bild der Sonne, die in einem fernliegenden, rundlichen See sich spiegelt. Und hoch über uns zerstreut weiden die Schäfchen; in tiefem, reinem Blau blickt der Himmel auf vielen Stellen mit seinen Augen hindurch, die hier befreit sind von dem Dunstschleier der untern, trüben Luftschichten. O, unaussprechlich schönes Bild! Ich sog es auf in meine Seele, um es treu und lebendig wieder hervorrufen zu können; doch jetzt erst empfinde ich, daß dies so ganz unmöglich ist.

So hatten sich in diesen heiligen Höhen Himmel und Erde mit einander verbunden zu einem großen Wundertempel Gottes. Aehnliche Wolkenschauspiele waren mir aus meinem längern Aufenthalt im Hochgebirge nur zum Theil bekannt. Ihre eigenthümlich großartige Wirkung liegt einerseits in ihrer seitlichen Darstellung so wie in einer Betrachtung von oben herab, andererseits aber vorzugsweise in den reinen Farbentönen der obern Luftschichten die ihnen einen ganz besondern Reiz und eine unaussprechliche Anmuth verleihen. Aus der Vergleichung eines großen Panoramas vom Luftballon mit dem Panorama eines besonders hohen Berggipfels ergeben sich wesentlich verschiedene Charaktere. Zu den am meisten auffallenden Erscheinungen eines Luftballon-Panoramas gehört unstreitig die physiognomische Gestaltung der Erdoberfläche. Ein Blick aus der Gondel in die furchtbare Tiefe und von hier nach dem Horizonte erzeugt die Vorstellung, als ob man in einer riesenmäßigen, ausgehöhlten Schale stände, obgleich sich die Erde in Wahrheit convex erhebt. Diese optische Täuschung ist als eine natürliche Wirkung der Perspective zu betrachten; denn schon in niedrigen Höhen erhebt sich der Horizont mit dem Auge stets in gleicher Höhe; in großen Höhen wird diese mit den Augen gleichmäßig fortschreitende Erhebung so beträchtlich, daß die Erde im freien Luftraume das wunderbare Ansehen eines concaven Körpers erhalten muß.

Eine nähere Betrachtung der mittleren Theile dieses Panoramas bietet ebenfalls eine Erscheinung dar, die im Rundgemälde eines hohen Berggipfels nicht vorkommen kann. Diese Theile erscheinen in vollständig perspektivischer Wirkung sämmtlich flächenartig, im Grundriß, vollständig geebnet, und erst in weitern Kreisen sieht das Auge die körperlichen Gegenstände wirklich körperlich. Wenn ich über den höhern Naturgenuß nachdenke, den mir der Anblick dieser beiden Panoramas gewährte, so darf ich bei aller Anerkennung ihrer specifischen Schönheiten doch nicht unbemerkt lassen, daß jedes Gebirgspanorama eines hohen Gipfelpunktes in seinem lebendigen Relief namentlich des Vorder- und Mittelgrundes Momente enthält, welche ihm unzweifelhaft einen noch höhern Reiz verleihen. Was aber speciell das vielgepriesene Montblanc-Panorama anbetrifft, welches bei einem Flächenraume von beinahe 4000 Quadratmeilen alle zweiundzwanzig Cantone der Schweiz, sowie ansehnliche Theile von Frankreich, Italien und Deutschland einschließt, so folgt schon aus den größeren Höhenverhältnissen und aus der Gruppirung der herumliegenden Alpenwelt, daß damit das beschriebene Ballon-Panorama nicht in Vergleich gestellt werden kann. Dieser Umstand vermag aber den specifischen Schönheiten des Ballon-Panoramas durchaus keinen Abbruch zu thun.

Wir wenden uns nun zu denjenigen Beobachtungen, welche von allgemeinem Interesse sein dürften. Das Thermometer stand in der größten Höhe 10 Minuten vor 7 Uhr auf 4 ° R. Das Barometer zeigte 498 Millim. = 220,7 Par. Linien als den niedrigsten Standpunkt. Die Farbe des Himmels erschien tiefblau; und zwar zeigte mein Cyanometer, welches ich zur Vergleichung gebrauchte, im Zenith Nummer 18 an. (S. oben.) An Athembeschwerden hat Niemand gelitten. Das Heraustreten von Bläschen in den Mund durch die Eustachische Röhre habe ich auch dieses Mal an mir nicht wahrgenommen.

Die interessanteste physiologische Erscheinung dagegen, welche uns alle Drei fast zur selbigen Zeit schon bei einer Höhe von 10,000 Fuß in hohem Grade fesselte, war ein empfindlicher Druck in den Ohren, den das Trommelfell von innen her erfuhr, verursacht von der eingeschlossenen Luft. Ein Sausen war mit diesem Drucke nicht verbunden; es drängte aber die in der Trommelhöhle eingeschlossene Luft so stark nach außen, daß der Gehörnerv empfindlich afficirt wurde, denn wir fühlten sämmtlich einen gewissen Grad von Taubheit, der sogar noch einige Stunden nach der Landung anhielt. Diese physiologische Erscheinung habe ich an mir schon auf meiner ersten Luftreise wahrgenommen; sie trat dagegen weder bei meiner ersten Montblanc-Besteigung ein, noch bei meinem vorjährigen längeren Aufenthalte daselbst. Der Grund hiervon kann nur in einer allmählichen Ausgleichung der in der Trommelhöhle eingeschlossenen Luft gegen die äußere atmosphärische Luft liegen, welche bei der langsamen Besteigung eines hohen Berges erfolgt, während ein schnelles Hinaufziehen in die obern Regionen eine solche Ausgleichung verhindert.

Noch einer optischen Täuschung gedenke ich; sie bezieht sich auf die überraschende Deutlichkeit der Gegenstände im mittleren Theile des Panorama’s. Wer selbst nur auf der Schneekoppe oder dem Rigi das liebliche Landschaftsgemälde in seinen einzelnen Theilen, mit den verschwindend kleinen Gegenständen zu bewundern Gelegenheit gehabt hat, wird im Ballon bei doppelter Höhe durch die verhältnismäßige Größe der Gegenstände in der That so überrascht, daß er bei einem Vergleiche beider Bilder hier weniger hoch zu stehen wähnt, als auf dem niedrigem Gipfel eines Berges. Diese Täuschung rührt von einem Trugschluß her. Bei dem Panorama eines Berggipfels fallen die zunächst liegenden Dörfer und Städte am Fuße des Berges zuerst in’s Auge. Im Ballon-Panorama fesseln ebenfalls zuerst die zunächst liegenden Ortschaften; in beiden Fällen ist aber der Gesichtswinkel für diese Gegenstände ein sehr verschiedener, kleiner auf dem Berge, größer dagegen im Ballon, woraus in natürlicher Weise jene Ueberraschung und Täuschung hervorgeht. Außerdem ist für die Beurtheilung der Sichtbarkeit eines Gegenstandes in Betracht zu ziehen, daß derselbe dem unbewaffneten Auge immer noch erreichbar ist, wenn er unter dem Gesichtswinkel von einer Bogenminute erscheint, oder wenn die Entfernung des Auges von ihm etwa das 3600fache seines wahren Durchmessers beträgt. Ein Gegenstand selbst nur von 6 Fuß Größe ist demnach noch in einer Entfernung von 6 Mal 3600 Fuß = 21,600 Fuß mit bloßem Auge, freilich nur als verschwindend kleiner Punkt, wahrnehmbar.

Aus dem reinen Aether dieser höhern Regionen traten wir nun endlich unsere Rückreise zur Erde an. Wenige Secunden nur, so lange der Ballon mit der umgebenden Luft im Gleichgewicht stand, zog uns der Wind in der erreichten größten Höhe mit sich fort. Ermüdet fängt der Ballon an ganz allmählich zu sinken. Wir steigen mit größter Vorsicht hinab. Eine einzige Hand voll Sand genügt, um dem Aërostaten für einige Minuten wieder eine horizontale Bewegung zu geben. 800 Fuß unter dem erreichten Gipfel sinkt die Temperatur überraschend von 4 ° auf 3 ° R. hinab, der niedrigste Standpunkt, den das Quecksilber während der ganzen Fahrt erreicht hatte. Noch eine Hand voll Erde wird über Bord geworfen, damit die Geschwindigkeit während der Niederfahrt sich nicht zu stark vergrößere – wir schwimmen weiter in horizontaler Richtung. Der Horizont wird enger – die irdischen Gegenstände fangen an zu wachsen – bis auf 6000 Fuß hat uns die Attractionskraft der Erde bereits angezogen. Recognoscirend spähet unser erfahrner Führer umher – in seiner Hand den einzigen Regulator, den unschätzbaren Sand, der ihm gleichzeitig als Ruder, Steuer und Segel dient. „Dort,“ ruft er, „jenseits jenes Städtchens wollen wir landen, auf jener großen Ebene, die weithin sich auszubreiten scheint.“ Er wirft die leichte Last hinaus, und noch zwei Hände voll – der ermüdete und willige Ballon erhebt sich noch einmal und treibt uns wirklich in der Richtung nach jener Stadt weiter fort. Regenti fordert mich auf, die Instrumente in Sicherheit zu bringen.

„Meine Herren,“ fuhr er fort, „machen Sie sich bereit – [588] wir wollen jetzt hinab zur Erde. Die Strickleiter gefaßt! Jeder nehme eine der leeren Flaschen in die Hand und werfe sie auf mein Zeichen hinaus.“ In demselben Augenblick ergreift Regenti die Leine des Ventils – langsam öffnet sich die Klappe – das leichte Gas strömt aus, die schwere Luft dringt ein – in schiefer Ebene sinken wir allmählich hinab bis zu einer Höhe von gegen 2000 Fuß. Hier aber packt uns der untere Luftstrom und reißt uns, in entgegengesetzter Richtung fließend, hastig mit sich fort. Wohin? – das wußten wir noch nicht. Der letzte Ballast wird ausgeworfen – doch vergebens, mit ungewöhnlicher Schnelligkeit beharrt der Ballon im Sinken – riesengroß werden die Häuser der zunächst liegenden Ortschaft – die Erde scheint mit Sturmesgeschwindigkeit uns entgegen zu kommen, als oh sie uns verschlingen wolle. Der Anker wird schnell ausgeworfen. „Die Strickleiter ergriffen!“ ruft Regenti, „festgehalten! – wir werden geschleudert.“ Beinahe in demselben Moment stößt die Gondel krachend auf den Erdboden. „Immer festgehalten!“ ruft er noch einmal, denn er ahnte, was mit uns geschehen könnte, wenn der Anker bei dieser reißenden Geschwindigkeit entweder nicht in den Erdboden eingriff oder von dem Seil getrennt wurde.

Der Anker hatte nicht gegriffen – mit der ganzen in der untern Region wachsenden Kraft rafft sich der Ballon auf, erhebt uns nach wenigen Secunden einige Hundert Fuß und fällt zum zweiten Male hinab – jetzt schleift er die Gondel den Erdboden entlang – wie ein dämonisches Ungethüm reißt er uns abermals in die Höhe – von Neuem stürzt er nieder und jagt in dieser Weise uns mehr als eine halbe Meile weit fort, schleudernd über Wiesen und Saaten und Sträucher und Bäume. Der Gunst des Terrains verdanken wir es, daß bei diesen nicht mehr gezählten Prellstößen keine Arm- oder Beinbrüche vorgekommen sind. Ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich es ausspreche, daß Keiner von uns an eine glückliche Rettung mehr dachte.

Die Gefahr wächst noch mit jedem Augenblicke – mit Schaudern denke ich an die Schreckensminuten zurück, da die Gondel in den Telegraphendrähten hängen blieb und der wüthende Ballon über unsern Köpfen nach allen Richtungen es versuchte, das Weidengesträuch unserer kleinen Gondel zu zerreißen – schon fallen einzelne Stücke von ihr herab – vielleicht ist sie bereits im nächsten Moment von den Drähten zerschnitten. Mit der Riesenkraft seiner Arme gelingt es Regenti, uns an dem nächsten Pfahle festzubinden – aber mit erschöpfter Kraft und blutendem Gesicht sinkt er zurück mit den Worten: „ich kann nicht mehr.“ Der wüthende Ballon kämpft mit den Drähten und droht die mit ihnen verbundenen Pfähle zu zerbrechen.[5] Die geschmeidigen Drähte geben nach, die Pfähle werden von ihnen noch gehalten – doch jeden Augenblick scheinen sie umzustürzen und Ballon nebst Gondel über die nahen Schienen der Eisenbahn zu schleudern. In dieser schrecklichen Lage nähert sich uns schnell dampfend ein Bahnzug. Bis auf 300 Schritt hat uns die Locomotive schon erreicht. Wir waren auf Alles gefaßt. Auf dem höchsten Gipfel der Gefahr angelangt, wird uns endlich die kaum erwartete, ersehnte Hülfe. Ein Schäfer mit seiner Frau und seinen Kindern boten uns zuerst ihre rettenden Hände – es gelang ihnen, den Anker des Ballons an einer Umzäunung zu befestigen. Der nächste Bahnwärter war ebenfalls schon herbeigeeilt, nachdem er das Zeichen zur Hemmung des Zuges gegeben hatte. Die Conducteure und Schaffner verließen ihre Wagen, stürzten herbei, und mit vereinten Kräften ward endlich der Ballon, ein dämonisches Ungethüm, gebändigt und überwältigt.

Gott sei gedankt, wir waren gerettet und kamen zum Theil mit zerrissenen Kleidern und mit mehr oder weniger starken Contusionen an Armen, Beinen und Schultern glücklich davon. Es ist jedoch zu bedauern, daß der Ballon, der bei hereingebrochener Dunkelheit auf einer Wiese des Bredower Vorwerkes, in der Nähe von Nauen, von seiner letzten Gasladung befreit wurde, durch Unvorsichtigkeit den willigen, helfenden Händen der herbeigeeilten Dorfbewohner aus dem Netz entschlüpfte. Von dieser letzten Last befreit, erhob er sich zum letzten Male noch mit fast pfeilschneller Geschwindigkeit, um nicht mehr wiederzukehren; denn zwei Tage darauf traf die Nachricht hierselbst ein, daß er in tausend Stücken zerrissen auf den Feldmarken jenseits Nauen gefunden wäre.

Ich kann diese Darstellung nicht beenden ohne eine ganz kurze allgemeine Schlußbemerkung über die zweckmäßigste Ausstattung eines Luftschiffes. Diese Ausstattung erscheint mir einerseits aus eigenen Erfahrungen während meiner beiden Luftreisen, andererseits aus einer eingehenden Bekanntschaft mit der Geschichte der Aërostatik nicht blos wünschenswerth, sondern vielmehr nothwendig zu sein.

1) Ein oder zwei Fallschirme dürfen einem Luftballon nicht fehlen.

2) Das Ventil des Ballons muß mit zwei Leinen versehen sein, denn die Geschichte der Aërostatik spricht von Unglücksfällen, die daraus entstanden sind, daß das Ventil in Folge des abgerissenen Strickes unbrauchbar wurde.

3) Ein jeder Ballon muß 4–6 Sturmleinen haben.

4) Der Anker ist an ein möglichst weiches Tau, am besten an ein Kautschuktau zu befestigen.

5) Auch ist es ernstlich anzurathen, daß der Luftschiffer als sichern Rathgeber beim Steigen und Fallen ein Aneroid jedesmal mitnehme.

  1. Die Montgolfièren sind, wie das Obige schon andeutet, auf den Gedanken hin construirt, daß die dünnere, durch Wärme ausgedehnte Luft leichter ist, als die gewöhnliche, nicht ausgedehnte.
  2. Die nach ihm benannten Charlièren bekommen zu ihrer Füllung das leichte Wasserstoffgas, dessen specifisches Gewicht, wenn wir das der atmosphärischen Luft = 1 setzen, 0,0688 beträgt.
  3. Das Hygroskop, wörtlich Feuchtigkeitszeiger, ein meteorologischer Apparat, welcher anzeigt, ob überhaupt Feuchtigkeit in der Luft vorhanden; das Messen der Menge dieser Feuchtigkeit geschieht mittelst des Hygrometers, dessen vollkommenste Ausbildung der Haarhygrometer ist.
  4. Mein Cyanometer (von H. B. Saussure erfundenes Instrument, um die Stärke der Bläue des Himmels zu messen) besteht aus 32 Nuancen des Bleu de Prusse, von denen Nummer 1 die tiefste Stufe, ein sehr intensives Schwarzblau bezeichnet, während Nummer 32 den möglichst hellsten Ton angiebt; dazwischen liegen alsdann die andern allmählichen Uebergänge.
  5. Die bildliche Darstellung dieser Scene, von Herrn Burger in Berlin gezeichnet, erscheint in nächster Nummer.
    D. Redaction.