Die schädliche Auswirkung der Gasbeleuchtung auf Zimmerblumen und der Schutz dagegen

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Autor: H. Jäger
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Titel: Die schädliche Auswirkung der Gasbeleuchtung auf Zimmerblumen und der Schutz dagegen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 407–408
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[407] Die schädliche Einwirkung der Gasbeleuchtung auf die Zimmerblumen und der Schutz dagegen. Der in einer Zuschrift von schöner Hand aus Prag dem Verfasser des Artikels über Zimmerblumen in Nr. 10 der „Gartenlaube“ gemachte Vorwurf, daß in demselben nichts von dem schädlichen Einflusse des Leuchtgases und den Mitteln dagegen gesagt sei, ist allerdings begründet. Der Verfasser giebt aber dagegen zu bedenken, daß ein Journalartikel nicht Alles enthalten könne, was wünschenswerth. Wurde doch schon in Nr. 17 des vorigen Gartenlauben-Jahrganges in dem Einleitungs-Artikel über Zimmerblumenzucht erklärt, daß Ausführliches nicht gegeben werden könne und auf Fachzeitschriften, namentlich aber auf des Verfassers Buch „Zimmer- und Hausgärtnerei“ etc. (zweite Auflage 1875) verwiesen werden müsse. Der Gegenstand ist indessen für Blumenfreunde so wichtig, daß die Redaction einen weiteren kleinen Artikel über Nachtheile und Schutz bei Gasbeleuchtung gestattet hat. Da der Verfasser selbst in dieser Frage wenig Erfahrung machen konnte, so bezieht er sich besonders auf die Mittheilung eines vollendeten Zimmerblumenzüchters, seines leider verstorbenen Freundes, Professor Schleicher in Jena, des berühmten Sprachforschers und Indogermanisten.

Die Schädlichkeit des Leuchtgases für die Pflanzenwesen ist jetzt eine stehende Frage; in Bezug auf die Wurzeln sprechen aber ebenso viele Erfahrungen gegen die vermuthete Schädlichkeit wie für dieselbe, und wenn in einer Stadt die Bäume der Promenaden dicht neben Gasröhren absterben, während sie unter andern gleich ungünstigen Verhältnissen gut gedeihen, so muß ersteres wohl andere Ursachen haben. Ueber die Schädlichkeit des Leuchtgases für Zimmerpflanzen waltet jedoch nicht der mindeste Zweifel ob.

Die hiergegen mit Aussicht auf Erfolg zu ergreifenden Maßregeln bestehen nun darin, daß man Vorrichtungen anbringt, welche einerseits das Ausströmen des Gases vermindern, andererseits die Pflanzen durch Abschluß schützen. Das Gas dringt nicht nur durch die Flamme, sondern auch durch undichte Röhren und Hähne zum Theil unverbrannt in das Zimmer. Bei der Leichtfertigkeit, mit welcher Röhren und Hähne oft gearbeitet und aufgestellt werden, um sie billig zu liefern, ist der Verschluß häufig nicht dicht. Die Röhren haben unbemerkbare kleine Oeffnungen; die Hähne sind nicht luftdicht. Wer daher eine Wohnung mit Gas einrichten läßt, lasse vorher alle Röhren mehrmals mit Oelfarbe oder einem anderen deckenden Stoffe anstreichen und die Hähne nachschleifen, sowie genau nachsehen, ob ein Riß darin ist. Hat man hierin das Mögliche gethan, so scheue man die Mühe nicht, nach dem Schließen der Hähne selbst nachzusehen, ob sie wirklich ganz geschlossen sind. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß eine solche Vorsicht sowohl im Interesse der Menschen geboten ist, wie auch in dem der Pflanzen.

Es giebt viele Pflanzen, welche durchaus kein Gas zu vertragen scheinen und selbst unter Glasverschluß vertrocknete Blattränder zeigen. Dahin gehören vor allem die beliebten großblätterigen Schiefblätter (Begonia), unter denen aber wieder einige mit glatten Blättern weniger empfindlich sind. Epheu und Kaffeebaum leiden immer vom Gas und sind wegen ihrer Größe kaum zu schützen. Der beliebte Gummibaum leidet meistens, hält sich aber hier und da ganz gesund, ein Beweis dafür, daß manche Gaseinrichtungen weniger Gas ausströmen und daß mancher Standort größere Sicherheit gewähren kann. Palmen und Drachenpalmen (Dracänen) leiden selten vom Gas, ebenso die schöne Aspidistra (Plectogyne). Von Ampelpflanzen vertragen nur Sedum spathulatum und die grüne Tradescantia Gas. Cactus, Aloe, Yucca und ähnliche harte Pflanzen scheinen keinen Nachtheil dadurch zu erleiden. Man muß es mit vielen Pflanzen versuchen, weil die Gärtner und daher auch die Gartenbücher wenig davon wissen, beginnen aber muß man damit im Herbst, wenn noch weniger Gas gebrannt wird, damit der ohnedies nachtheilige Wechsel von Treibhaus- und Wohnzimmerluft nicht gar zu schroff ist. Es besteht natürlich in Bezug auf die Blumenpflege ein großer Unterschied zwischen Räumen, in denen jeden Abend bis tief in die Nacht hinein Gas gebrannt wird, und solchen, wo es nicht regelmäßig geschieht; in letzterem Falle ist der Nachtheil gering.

Als Schutzmittel gegen das Gasbrennen – denn nicht nur der Geruch, sondern auch die trockene Hitze schadet – empfiehlt sich zunächst ein Verhängen der Blumentische und der einzelnen großen Pflanzen mit einem leichten, dichten Stoffe, bevor das Gas angezündet wird. Beiläufig bemerke ich, daß man diese Umhüllung früh so lange beibehält, bis nach dem Reinigen und Lüften das Zimmer wieder durchwärmt ist. Am Blumentische läßt sich zuweilen eine Vorrichtung mit einer Eisenstange zum Halten der Schleier anbringen. In meinem 1871 erschienenen „Frauengarten“ befindet sich auf Seite 121 die Abbildung eines solchen verschleierten Blumentisches. Für kleine Blumen giebt das erweiterte Doppelfenster hinlänglich Schutz. Im Zimmer selbst gewährt der mit Glas bedeckte

[408] Blumentisch (Zimmerglashäuschen) neben Schutz gegen Gas und Staub noch viele andere Vortheile. Für größere Pflanzen richtet man Behälter nach Art der Glasschränke ein und kann daran mit Leichtigkeit einen Springbrunnen und mit Moos bewachsene Tuffsteinfelsen anbringen. Die Beschreibung solcher Vorrichtungen würde hier zu weit führen und ohne gute Abbildungen doch kein deutliches Bild geben. Man findet sie in meinen genannten beiden Büchern in verschiedenen Formen, sowie in anderen, einen gleichen Zweck verfolgenden Schriften. Endlich bemerke ich noch, daß das Bespritzen der Pflanzen auch die Nachtheile des Gasbrennens für dieselben vermindert und daher jeden Abend vor Dunkelwerden vorgenommen werden sollte.
H. Jäger.