Die schöne Rheinbrücke bei Kehl

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Titel: Die schöne Rheinbrücke bei Kehl
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aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 528
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[528] Die schöne Rheinbrücke bei Kehl ist, unsere Leser wissen es bereits, dem Kriege zum Opfer gefallen; das Zeichen, welches die dauernde Verbrüderung der romanischen und germanischen Nation zu bedeuten schien und auch bedeuten sollte, liegt zertrümmert; das Joch auf deutscher Seite ist gesprengt, der Thurm in sich zusammengestürzt, die Schienen gebrochen und ungebändigt fließen wieder die Wogen des deutschen Stromes das deutsche Ufer entlang. Wie die Brücke jetzt sich darstellt, ist sie mit ihren Trümmern ein trauriges Symbol für uns nach mehr als einer Seite hin: wie sie ist zwischen uns und Frankreich auch das Band gesprengt, welches, nach den Grundsätzen der Humanität, von Nation zu Nation sich schlingen und niemals zerreißen sollte; wie sie ist auch der Handel zerstört, die Wege des Verkehrs sind geschädigt und die Gewerbe liegen darnieder. Doch im Geiste sehen wir heute schon den Tag, der auch diese Brücke wieder herstellt wie zuvor, der auch dieses Joch wieder aufbaut wie ehedem, der das Schienengeleise wieder hinüberschlägt, so fest und sicher wie früher und, hoffen wir, nur mit dem Einen Unterscheide, daß es den Reisenden dann über die Wogen des Rheines trägt von deutschem zu deutschem Ufer.

Ueber die Sprengung der Brücke selbst erhalten wir aus Kehl nähere Mittheilungen: „Die Angst und der Schrecken,“ schreibt man uns, „war groß in Kehl; die Einwohner befürchteten, daß mindestens die nächstgelegenen Häuser mit in die Luft fliegen würden. Zudem wurde die Sprengung der Brücke erst in der letzten halben Stunde angesagt, und da floh denn, was fliehen konnte. Trotzdem ist Alles gut abgelaufen und nicht eine einzige Fensterscheibe in der Stadt gesprungen. Eisen und Steine flogen Hunderte von Pfunden schwer auf weite Strecken durch die Luft, doch meist in der Richtung des Rheines. Den 22. Juli um vier Uhr sieben Minuten sprang das schöne Werk in die Luft und schon um fünf Uhr war der wackere Photograph Döller auf dem Platze, das Werk der Zerstörung zu fixiren.“ Ein junger Pionnier, Namens Felder, hatte die Mine entzündet, und ein Stück von dem Draht, der den zündenden Funken in die Tiefe leitete, ist uns von dem Freunde der Gartenlaube, dem wir auch die vorstehenden Notizen verdanken, eingesandt worden. „In Kehl selbst sind jetzt alle Läden geschlossen,“ heißt es in dem Briefe weiter, „und viele Einwohner, namentlich Frauen und Kinder, sind in die nahen Berge geflohen. Die Bürger versehen Tag und Nacht den Wachtdienst, da die Stadt von Truppen völlig entblößt ist; doch herrscht ein guter, braver, deutscher Geist in Kehl, und,“ schließt der schlicht und treuherzig gehaltene Brief, „wir hoffen bestimmt von unsern deutschen Heeren, daß sie Straßburg wieder zu einer deutschen Stadt machen werden.“