Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten:Seite 20

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Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten
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Die Leitung der Verwaltung von Stadt und Staat, die „fetten Stellen“ blieben fast ausschliesslich in amerika­nischen Händen. Als 1852 der Präsidentschaftskandidat der Whigs, General Scott, um die Stimmen der Irländer und Deutschen zu ködern, sich mit Begeisterung (natürlich ge­machter) über die „rich irish brogue“ und den „sweet german accent“ aussprach, lachten die Amerikaner über den Eroberer Mexico’s, der zu solchen Schmeicheleien seine Zuflucht zu nehmen sich gezwungen sah. War es doch nur wenig Jahre her, dass z. B. in Milwaukee die deutsche Briefliste als „dutch letter list“ statt „german“ veröffentlicht war, aller­dings ohne beleidigende Absicht, aber doch eine Unkenntniss bezeichnend, die mit Geringschätzung nahe verwandt ist. In der That konnte die heerdenartige Unterstützung des demokratischen Wahlzettels, in welcher damals Irländer und Deutsche wetteiferten, ihre Unfähigkeit, den Widerspruch zwischen den demokratischen Phrasen und den Thatsachen (z. B. des Sclavenfanggesetzes) zu bemerken, den Amerika­nern keine besondere Achtung einflössen, die stets in zwei nahezu gleich grosse politische Lager getheilt waren und deren Führer selbst die Parteien nur als Mittel zum Zweck, nämlich zur eignen politischen Erhöhung, ausbeuteten.

     Sobald seit 1854 die Deutschen sich politisch spalteten, sobald der bessere Theil zur republikanischen Partei herüber­trat, während hauptsächlich nur die unwissenderen (darunter namentlich die katholischen) Theile mit dem Gros der Ir­länder der immer mehr ausartenden Demokratie treu blieben, stiegen sie bei den Amerikanern beider Parteien in Ansehen und Schätzung. Dazu kam die ungeheure Wichtigkeit, welche die politischen Kämpfe seit 1854 erhielten. Wenn früher