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Die wiedererstandene Bastille

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Die wiedererstandene Bastille
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 407
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[407] Die wiedererstandene Bastille. Unsere Leser erinnern sich unserer Mittheilungen über die Bastille im Jahrg. 1886 (S. 857 u. 910). Es wird sie interessiren, zu erfahren, daß in Paris diese Bastille neu erbaut worden ist und zwar nicht aus Pappe oder Papiermaché, sondern aus Steinen. Zwei Pariser, der Baumeister Colibert und der Großindustrielle Perrusson haben dies im Juli 1789 zertrümmerte Bauwerk, wie es kurz vor der Zerstörung aussah, wieder ins Leben gerufen und zwar auf dem Marsfelde beim Ausgang der Avenue Suffret, und nicht bloß die Bastille, sondern auch einen Theil der zu ihr führenden Rue Antoine mit 30 kleinen einstöckigen Häusern und an Schnüren hängenden Oellampen, welche die Straße erleuchten. Da sieht man das alte Hôtel Mayenne mit einem Café im Parterre, wo die Wirthin sitzt im Kostüm Louis’ XVI., kleine Schusterläden, Modengeschäfte, Wirthshäuser, Goldschmiedläden mit Silberfiligranarbeiten; hier hausen Schreiber, Friseure, Bäcker; durch die Straße ziehen Soldaten, Blumenmädchen, Gaukler und Seiltänzer, alles im Kostüm der Zeit, in den Läden und Wirthshäusern sieht man Mädchen mit weißen Perücken, breiten Tüllkragen und der Frisur der Marie Antoinette. An die Bastille selbst lehnen sich kleine Buden mit Büchern und Antiquitäten. Im Innern allein ist der historische Charakter nicht vollständig durchgeführt. Es sieht hier nicht so unheimlich düster aus wie früher; an der Stelle des ersten großen Hofes liegt ein Festsaal um einer kleinen Bühne, auf welcher bei der Eröffnung eine Operette Grétrys aus dem Jahre 1769 aufgeführt wurde. Daß diese Bastille nur eine geringe Zahl von Gefangenen zu beherbergen vermochte, haben wir bereits früher erwähnt und das neuerstandene Bauwerk liefert den Beweis dafür.

Ein merkwürdiges Volk, die Franzosen! Mit solchen architektonischen Spielereien illustriren sie ihre Geschichte, und doch sind sie nicht sicher davor, daß gelegentlich eine ernstgemeinte Bastille in Paris aus dem Boden wachse; denn es ist hier nicht recht geheuer und es spukt etwas wie das Gespenst einer Säbelherrschaft.
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