Die zwölf Blutegel des Zinserer Lipp

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Autor: Georg Queri
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Titel: Die zwölf Blutegel des Zinserer Lipp
Untertitel:
aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 84-86
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
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Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans auf commons
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[84] Die zwölf Blutegel des Zinserer Lipp

Der Zinserer Lipp hat’s mit dem Kreuzweh zu tun und sagt dem Bader, daß es ein Wehdam sei schier zum Umkommen und wann er keine Salben nit hätt dafür und kein Pflaster auch nit, dann tät er ihn zeitlebens nimmer anschaun.

„Ich hab keine Salben nit für Deinen Wehdam“, sagt der Bader, „und kein Pflaster hab ich auch nit dafür. Aber Blutegel hab ich dafür, daß Dein Kreuzweh vergehn muß.“

Und er schickt dem Lipp zwölf Blutegel.

Wie er am anderen Tag zum Nachsehen kommt, da strahlt er wie ein Sieger, der Bader.

„Und Dein Wehdam“, sagt er, „der wird Dich heut wohl nimmer plagen?“

„Und wann mich auch der Wehdam im Kreuz hinten nimmer plagt, so hab ich’s jetzt im Magen und im Schlund. Deine Blutegel haben mir völlig nit gut getan.“

„Möcht ich wissen, warum und wegen was?“ sagt der Bader.

„Wegen was und warum?“ sagt der Zinserer und spuckt zu Boden. „Wann sie auch noch so schleimig sind und glitscherig, Deine Blutegel, aber sie wollen nit rutschen.“

„Indem daß einer überhaupt nit rutscht, was ein guter Blutegel ist. Sind wohl die allerbesten Blutegel, die meinigen.“ Und einen Stolz setzt er auf, der Bader.

[85] „Nit sind sie gut, Bader, gar nit. Da hab ich die Augen zudrucken müssen und hab denken müssen: Lipp, Du frißt itzt keinen Blutegel nit, Du frißt einen Lebzelten. Sonst wären sie gar nit hinuntergerutscht, die ersten vier.

„Und hast ihrer vier gefressen, Zinserer? Und hast sie wirklich gefressen?“

Der Bauer nickt. „Und aber die zweiten vier hat mir die Bäurin abrösten müssen im Schmalz, sonst wär’s wieder nit gangen.“

„In Schmalz hast Du die vier gefressen, Lipp?“

[86] „Ja, und die hab ich im Schmalz gefressen. Aber es wird nit die richtig Kocherei gewesen sein und nit das richtig Butterschmalz. Die dritten vier hätt ich nit mehr so mögen und nit um ein Schloß und nit um die Welt!“

„Und wie hast die dritten vier gefressen?“ fragt der Bader und hebt sich am Tisch fest, daß er nit herabrutscht von der Bank. „Hast die auch noch gefressen, Lipp?“

„Rechtschaffen hab ich sie heruntergebracht, weil die Bäurin einen scharfen Essig hingeschütt hat und einen Zwiefel dazugeschnitten. Die sind gar nit so viel schlecht gewesen.“

„Und Dein Kreuzweh, das ist alsdann weg?“ sagt der Bader.

„Hab schier keinen Wehdam nimmer. Aber Deine Blutegel wollen dem Magen nit völlig gut tun. Ich mein, die muß er wieder hergeben, der Magen. Meinst nit auch?“

Der Bader hebt sich wieder am Tisch fest, aber nur eine Zeit lang. Und dann geht er schnell an die Tür.

„Ich mein schon auch“, sagt er und lauft davon.

Recht hat er gehabt, der Bader.