Dr. Julius Bidtel, Cölln b. Meißen, Chemische Fabrik

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Titel: Dr. Julius Bidtel, Cölln b. Meißen, Chemische Fabrik
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Dr. Julius Bidtel, Cölln b. Meißen
Chemische Fabrik.

Die Chemie als selbständige Wissenschaft ist die jüngste der naturwissenschaftlichen Disciplinen. Trotzdem unterhält sie die regsten Beziehungen zur Praxis und ist von geradezu reformatorischem Einfluß auf Industrie und Technik gewesen. Fast jeder Fortschritt, jede Errungenschaft in ihrem Bereiche ist unmittelbar für gewerbliche Zwecke nutzbar gemacht worden. In keiner Branche findet man aber auch wie hier ein so inniges Zusammenwirken zwischen Männern der Wissenschaft und Vertretern des praktischen Erwerbslebens, einen so lebhaften gegenseitigen Austausch von Arbeitskräften beider Gebiete. Die Geschichte der hier in Rede stehenden Firma ist ein treffliches Beispiel für die Entwicklung unserer chemischen Industrie. Gegründet 1868 von dem nunmehr verstorbenen Herrn Dr. Julius Bidtel, bewegte sich das Etablissement anfänglich nur in sehr bescheidenen Grenzen und beschränkte sich lediglich auf die Herstellung rein chemischer Präparate. Aber mit dem Emporblühen der keramischen Industrie, dem Aufschwung der Photographie und der erfolgreichen Verwendung der Superphosphate in der Landwirtschaft vergrößerte sich auch ihr Arbeitsfeld; Nachfrage und Umsatz steigerten sich, zwar langsam, aber mit Regelmäßigkeit, und so erreichte denn das Unternehmen in steter Wechselwirkung mit der Entwicklung der drei genannten Faktoren seine heutige Bedeutung. Besonders die Lieferungen für landwirtschaftliche Zwecke nahmen einen erfreulichen Umfang an und 1870 mußte, um erhöhten Anforderungen genügen zu können, eigens eine Superphosphatfabrik errichtet werden.

Die Hauptprodukte der Firma Dr. Bidtel sind zur Zeit chemische Präparate für Photographen, Droguisten und Apotheker, ferner in der keramischen Abteilung für Ziegeleien, Ofen-, Porzellan-, Steingut- und Glasfabriken, und, wie schon bemerkt, Superphosphat für landwirtschaftliche Zwecke. Die Erzeugnisse der keramischen Abteilung sind sehr mannigfaltiger Art: Fertige Glasuren, Farb- (Metall-) Fritten, Farben zum Färben auf und unter Glasur, Metalloxyde für Glasfabriken etc. etc. Außerdem betreibt die Firma auch einen Handel mit Meißener Thon, Feldspat, Quarz und anderen Materialien.

[Ξ] Die Rohprodukte, aus denen die Bidtelschen Fabrikate hergestellt werden, entstammen allen drei Naturreichen; es werden ebensogut vegetabilische Stoffe verarbeitet, als auch Erze und Bestandteile des Tierkörpers, z. B. Knochenmehl. Etwa 25–30 Arbeiter sind regelmäßig in der Fabrik beschäftigt. Eine Gratifikations- und Unterstützungskasse sorgt dafür, daß langjährige treue Dienste oder hervorragende Leistung bei denselben nicht unbelohnt bleiben. Das Etablissement selbst wird durch Dampfkraft im Betrieb erhalten und ist mit zahlreichen technischen Vorrichtungen und Hilfsmaschinen – Trommel- und Kugelmühlen, Kollergänge, Aufschlußapparate für Phosphate etc. – ausgestattet. Auch ein Patent beutet die Firma aus. Dasselbe betrifft eine von ihr gemachte Erfindung, eine eigenartige Herstellung von Silikaten betreffend, die zu Metallfritten und Glasuren verwendet werden. Der Jahresumsatz beträgt ca. 1 Million Mark. Dementsprechend groß ist auch das Absatzgebiet für die Bidtelschen Artikel, deren Vorzüglichkeit allseitige Anerkennung findet und die im Laufe der Jahre auf den verschiedenen Ausstellungen nicht weniger denn ein Dutzend Preismedaillen erhielten. In erster Linie verdient hier Deutschland genannt zu werden, das mit seiner hochentwickelten Landwirtschaft, seiner blühenden Keramindustrie und seinem großen Bedarf an chemischen Präparaten als Hauptabnehmer fungiert; ihm schließen sich dann England an, ferner, der Größe ihres Kundenkreises folgend, Amerika, Österreich, die Türkei, Rußland, Spanien und Dänemark. Leider hat auf das amerikanische Geschäft die Zollgesetzgebung der Vereinigten Staaten sehr hindernd eingewirkt.

Gegenwärtige Inhaber der Firma sind die Erben des Begründers: der Schwiegersohn desselben, Herr Dr. Felix Ohm und dessen Gattin, Frau Elisabeth Ohm, geb. Bidtel.