Durch die Blume
[536] Durch die Blume. (Zu dem Bilde S. 557.) Ein gemütliches Gaststübel in den Bergen sehen wir hier vor uns, wo die Kellnerin als gleichberechtigte mit am Tisch sitzt und das angebotene Glas Rotwein nicht ausschlagen darf. Etwas anderes ist es mit dem frisch „gebrockten“ Strauß Alpenrosen und Edelweiß, den ihr der junge Jägerbursch so verlockend hinhält. Den muß sie nicht nehmen, und ob sie will, darüber besinnt sie sich eben, indem sie den Faden und das Nadelöhr einer sehr genauen Betrachtung unterwirft. Der alte Förster sieht dieses Zögern mit Verwunderung: er denkt nicht mehr daran, welch tiefe Bedeutung solch ein „Busch’n“ haben kann, wenn ihn ein frischer Bursch mit vielsagendem Blick einem Dirndl reicht. Dem alten Mann wird’s aber wohl bald in den Sinn kommen, was für Gedanken hinter der Stirn des Mädchens lebendig sind. Auch er war einst jung und Mädchen bleiben Mädchen! Ob sie im groben Mieder gehen oder im seidenen Gesellschaftskleid, ihre kleinen Künste verstehen sie alle, und die Wirkung pfegt dem anfänglichen Versagen und späteren Gewähren jederzeit recht zu geben!