Eduard Keffel, Tannenbergsthal, bei Jägersgrün, Vogtl., Mechanische Weberei, Ledertuch- und Papierlackierfabriken

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Titel: Eduard Keffel, Tannenbergsthal, bei Jägersgrün, Vogtl., Mechanische Weberei, Ledertuch- und Papierlackierfabriken
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Eduard Keffel, Tannenbergsthal bei Jägersgrün, Vogtl.
Mechanische Weberei, Ledertuch- und Papierlackierfabriken.


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Eduard Keffel, Tannenbergsthal
bei Jägersgrün, Vogtl.
Mechanische Weberei, Ledertuch- und Papierlackierfabriken.

Sachsen ist mit dem Elsaß bekanntlich der Hauptvertreter der deutschen Baumwollen­-Industrie. Es war eines der ersten deutschen Länder, das den Erfindungsgeist und die gewerbliche Energie der Engländer sich zu nutze machte, englische Maschinen und englische Meister herüberbrachte und sich in kurzer Zeit eine blühende Textilindustrie schuf, welche Wohlstand und Leben in eine Anzahl ärmlicher Distrikte brachte. Dieser industrielle Aufschwung begann in seinen ersten Anfängen unter den Wirkungen der Kontinentalsperre und setzte sich fort bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts.

Eine der ältesten mechanischen Baumwoll-Webereien Sachsens und notorisch die älteste des Vogtlandes, die Begründerin dieser für jenes Bergland überaus segenbringenden Industrie, ist die im Besitze obiger Firma befindliche. Vom Vater des jetzigen Besitzers, dem jetzt in Kalifornien lebenden Herrn Fr. Ed. Keffel 1854 erbaut, wurde die Fabrik im Jahre 1855 nach erhaltenem Konsens in Betrieb gesetzt. Die heute damit verbundene Ledertuchfabrik wurde erst im Jahre 1879 ins Leben gerufen, ist aber ebenfalls das erste derartige Etablissement des sächsischen Vogtlandes. Bescheiden und schwierig waren die Verhältnisse, unter denen Fr. Ed. Keffel sein Unternehmen begann. Die Bevölkerung blickte argwöhnisch und mit Mißtrauen auf das Neue; die Ingenieure und Techniker zum Aufstellen der Maschinen mußten mit großen Kosten aus England, die Weber und Meister aus Augsburg verschrieben werden. Erst nach und nach konnte man einheimische Arbeitskräfte heranziehen und anlernen. Weitere Schwierigkeiten bestanden noch darin, daß in damaliger Zeit die Frachtgüter bis Reichenbach, im Kriegsjahre 1866 sogar bis Hamburg per Axe befördert werden mußten. Auch ein elementares Ereignis schuf vorübergehend eine mißliche Lage: die Ledertuch-Fabrik wurde mitten in vollem Geschäftsbetriebe das Opfer einer Feuersbrunst, die durch die explosiblen Materialien hervorgerufen wurde.

Indes, der heutige Stand des Unternehmens zeigt, daß auch unter schwierigen Anfängen Großes und Tüchtiges hervorwachsen kann. Die Firma Eduard Keffel, welche infolge ihrer strengen Reellität allerseits das größte Vertrauen genießt, nimmt in ihrer Branche zur Zeit mit den ersten Rang ein. Sie ist mit den neuesten technischen Hilfsmitteln ausgerüstet und beschäftigt zur Zeit nicht weniger wie 200 Arbeiter; ihre Maschinen – 150 Webstühle, sowie 8 Gauffrier- und 3 Glätte­-Kalander – werden durch eine Wasserkraft von 45 Pferdekräften, sowie von drei Dampfmaschinen [Ξ] von insgesamt 136 Pferdekräften getrieben. Die Beleuchtung des Etablissements erfolgt mittelst zweier Dynamo-Maschinen, welche 400 Glüh- und 4 Bogenlampen mit elektrischem Licht versorgen. Eigene Schmiederei, Schlosserei und Tischlerei dienen teils als Nebenbetriebe, teils zur Instandhaltung dieses umfänglichen Apparates. Aus Baumwolle bester Qualität stellt die Fabrik zur Zeit folgende Produkte her: baumwollene Nessel- und Köperzeuge, Moleskin, Mousseline, Futter-Gazen, unter Hinzunahme von Leinöl alle Arten von Ledertuchen, schwarz und farbig, bedruckt und unbedruckt, Wachsmousseline, glatt wie genarbt, in Hand- und Maschinendruck; ferner Tisch- und Tafeldecken, Ledertuche für Polster-Waren und Kinderwagen, zu Schürzen und für Portefeuillezwecke; endlich noch Unterlagsstoffe und wasserdichte Packstoffe. Ihre hauptsächlichsten Absatzgebiete sind Deutschland, Dänemark, Schweden-Norwegen, Italien und Spanien.

Es ist naturgemäß, daß ein Etablissement von dieser Bedeutung auch bei der Fürsorge für seine Arbeiter von höheren Gesichtspunkten ausgeht; das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeit­-Nehmern ist das denkbar beste, schon weil beide Teile in fortwährender persönlicher Berührung stehen. Ein großer Stamm alter Arbeiter, die schon von Anbeginn an, also seit fast 40 Jahren, im Dienste der Firma stehen und deren Auszeichnung bereits beantragt ist, legt davon Zeugnis ab. Bereits seit 1861 besteht eine Fabrikkrankenkasse, die 1884 mit dem Krankenkassengesetz in Übereinstimmung gebracht wurde. Ferner hat die Firma Eduard Keffel nicht weniger wie 11 stattliche Wohnhäuser für ihre Arbeiter und Beamten erbaut, die denselben mietfrei oder gegen ganz geringe Entschädigung zur Verfügung stehen; sie hat solchergestalt den schwierigsten Teil der Arbeiterfrage, die Wohnungsfrage, in glücklichster Weise gelöst.

Die Anerkennung für ihre dem ganzen Distrikt segenbringende gewerbliche Thätigkeit ist denn auch der Firma Eduard Keffel nicht vorenthalten worden. Bereits 1868 am 17. Juli beehrte der verstorbene König Johann ihr Etablissement mit seinem Besuche und am 13. Juli 1892 nahm auch König Albert Gelegenheit, ihre Werkstätten zu besichtigen und sich über ein industrielles Unternehmen zu informieren, das mit zu den ersten des Königreichs gehört.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die Firma eine ausgedehnte Landwirtschaft mit wahrhaft mustergültigen Einrichtungen betreibt und daß sie außerdem noch die Besitzerin des historischen „Schloßberges“ in Auerbach, Vogtl., ist, auf welchem der hoch über die Stadt hinauslugende Schloßturm im Mittelalter (13. Jahrh.) erbaut wurde. Der letztere bildet eine Zierde und eine Sehenswürdigkeit der Stadt Auerbach, weil dies der einzige erhaltene „runde“ Turm Sachsens von so hohem Alter ist und weil er einen weiten Fernblick bietet. Der Zutritt zu demselben wird gegen ein geringes Entgeld, welches dem Rettungshaus Auerbach zufließt, Jedermann gestattet. Das Etablissement der Firma Eduard Keffel, mit dem schloßähnlichen, im Jahre 1718 erbauten Wohnhause, ist übrigens wundervoll mitten im Walde gelegen; ein entzückender Anblick für den Wanderer, der das vogtländisch-böhmische Grenzgebirge durchzieht.