Zum Inhalt springen

Ein Bild aus Schmiedefelds Vergangenheit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Bernhard Störzner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Bild aus Schmiedefelds Vergangenheit
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 166-173
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[166]
70. Ein Bild aus Schmiedefelds Vergangenheit.

Das Postgut zu Schmiedefeld.

Am 15. März 1846 war es, als der erste Eisenbahnzug zwischen Radeberg und Bischofswerda verkehrte. Anfangs fuhren auf genannter Linie täglich nur zwei Züge, heute fahren jedoch mit Einschluß der Güterzüge weit über 100. – Der erste Eisenbahnzug wurde von den meisten Bewohnern der angrenzenden Ortschaften lebhaft begrüßt, und die älteren Leute können sich an jenen Tag noch sehr wohl erinnern. Weither kamen die Menschen und staunten die ersten Eisenbahnzüge an, und wer es wohl gar wagte, mit der Bahn zu fahren, dessen Heldenmut wurde bewundert. Die Eröffnung der Eisenbahn wurde aber nicht etwa von allen Bewohnern der umliegenden Orte gleich freudig begrüßt. Zu denjenigen Orten, welche diese neue Verkehrseinrichtung mit recht gemischten Gefühlen ansahen, gehörte auch Schmiedefeld bei Stolpen. Bis zur Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1846 war dieses Dorf ein sehr verkehrsreicher Ort, da täglich wiederholt die Post hier nicht nur durchfuhr, sondern auch Station machte. Schmiedefeld hatte damals eine große Posthalterei, an die heute das Postgut mit seinen umfangreichen Gebäuden erinnert. Gegen 80 Pferde waren hier stationiert, zumeist dänischer Rasse. Dazu waren vier

[167]

Landfuhrwerk aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts.

[169] Pferde aus der Schmiedefelder Posthalterei in dem „Sächsischen Reiter“ bei Thumitz-Demitz und vier Pferde in Weißig bei Dresden eingestellt. Schmiedefeld vermittelte hauptsächlich den Verkehr zwischen Breslau und Leipzig. Es verkehrten sogenannte Eilwagen und Stellwagen. Jeder Eilwagen faßte 12–14 Personen und hatte oftmals bis 12 Beiwagen, von denen ein jeder auch wieder bis 10 Personen Platz bot. Die sogenannten Beiwagen gingen auf „Extrarechnung“ und brachten dem Postmeister eine bedeutende Nebeneinnahme. Die Zahl der Reisenden betrug an einem einzigen Tage oftmals Hunderte.

Der Besitzer des Postgutes zu Schmiedefeld führte den Titel „Postmeister“ und erhielt vom Staate eine monatliche Entschädigung von 1000 Talern. Er war ein hochangesehener Mann, und man kannte ihn weit über Sachsens Grenzen hinaus.

Die ehemalige Poststraße, welche durch das Dorf geht und am Erbgerichte und Postgute vorüberführt, biegt am westlichen Fuße des Kapellenberges von der Bautzener Landstraße ab und vereinigt sich mit dieser erst wieder kurz hinter dem „Fuchs“.

Wenn die Post nach dem Dorfe einbog, dann blies der Postillon gewöhnlich ein lustiges Lied. Sowie man im Dorfe das Posthorn vernahm, entstand Leben unter den Dorfbewohnern. Neugierig traten die Leute heraus auf die Straße, oder sie lugten durch die geöffneten Fenster, um die Fahrgäste, die oft weither kamen, anzusehen. Andere eilten alsbald nach der Posthalterei, um hier einen Auftrag zu erhalten und sich behilflich zu zeigen. Die meisten Fahrgäste wanderten alsbald nach dem nahen Gasthause zum „Fuchs“ an der Bautzener Landstraße oder auch nach dem „Erbgericht“ an der Kirche. Hier im Erbgerichte fanden zu jener Zeit wiederholt berühmte Konzerte statt, die aus weitester Umgegend gern besucht wurden. Am Giebel des Herrenhauses befand sich damals ein Erker, auf dem sehr gern die Gäste zu Sommerszeit Platz nahmen und die Blicke über das Dorf nach dem idyllischen Wesenitztale schweifen ließen.

Reges Leben und Treiben herrschte in jenen Jahren aber auf dem „Fuchs“. Hier rasteten vor allen Dingen die Fuhrleute, welche Personen und allerlei Güter auf ihren ziemlich schwerfälligen Wagen beförderten. Oftmals blieben hier in einer Nacht so viele Leute, daß die Räume nicht ausreichten, alle unterzubringen. Kaum vermochten auch die Ställe alle Pferde zu fassen. Die Wagen füllten den Hof und bildeten auf der Bautzener Landstraße fast endlose Reihen. Schon nachmittags von 3 Uhr an trafen die Fuhrleute mit ihren Geschirren und Gästen ein. Ununterbrochen ging das nunmehr fort bis zum Anbruch der Nacht. Die spät eintreffenden Gäste mußten aber darauf gefaßt sein, weiterreisen zu müssen. Bald waren die beiden geräumigen Gaststuben von Gästen und Fuhrleuten dicht besetzt. Die Fuhrleute nahmen Platz in der jetzigen Gaststube, die Reisenden in der dieser gegenüberliegenden. Das Abschirren der Pferde, das Ordnen der Wagen war Sache der Hausknechte oder Schirrmeister. Drei Personen waren als solche tätig, und selbige mußten gewissenhafte und pflichttreue Leute sein. Ihre Einnahme war keine geringe, und mancher Hausknecht hat sich hier ein Vermögen erworben. –

Sobald die Fuhrleute, die eine große Rolle spielten und ihre besondere Fuhrmannstracht trugen, im Hofe ankamen, knallten sie einige Male tüchtig mit der Peitsche; ein Hausknecht sprang alsbald herzu und erhielt vom Fuhrmann die Zügel der Pferde zugeworfen. Darauf schritt der Fuhrmann nach der bezeichneten Gaststube, gesellte sich zu seinesgleichen und erhielt bald darauf [170] vom Wirte das sogenannte „Deichselbrot“ vorgesetzt, bestehend in Butter, Käse, Brot, Gurken, Zwiebeln, einer Stange Bier und Branntwein, und zwar einer Flasche „guten“ und einer Flasche „gewöhnlichen“. Kurze Zeit darauf, ehe die Fuhrleute in die Ställe gingen, um nach den Pferden zu sehen, bekamen sie Kaffee in einer riesengroßen Kanne vorgesetzt. Nachdem die Fuhrleute Kaffee getrunken hatten, wurde den Pferden Futter vorgeschüttet, und sodann schritt man zur Abendmahlzeit. Dieselbe[WS 1] bestand für gewöhnlich aus Suppe, Rindfleisch, zweierlei Gemüse, zweimal Braten und Nachtisch. Als solcher wurde eine große Schüssel Quark mit Zwiebeln aufgetragen. Zuletzt gab es Zigarren. Für das Deichselbrot und die Abendmahlzeit zahlten die Fuhrleute insgesamt 75 Pfennige. Die Einnahmen von den Fuhrleuten allein betrugen täglich 50–70 Taler.

Bevor die Fuhrleute zur Hauptmahlzeit schritten, verrichteten sie ihr Tischgebet. Selbiges sprach einer im Namen der anderen. Auch trug man solche Gebete in Abschrift oder Druck bei sich, las sie still für sich, oder man las sie auch laut vor. Ein Morgengebet der Fuhrleute, welches mir im Original zur Einsicht vorlag, lautete wörtlich folgendermaßen:

„Morgengebeth für Fuhrleude.

Habe Dank du Schutzpatron des Fuhrwesens, das du diese Nacht mein fürsprecher gewesen bist, bitte doch, auch heite für mich, das ich nicht in Unglück noch Schaden gerathe, erhalte mich und meine Pferde in guter gesundheit, damit ich das anvertraute Gut glücklich an Ort und Stelle bringen möge. Schenke auch Dauerhaftigkeit meinen Wagen und lasse weder Achse noch Räder brechen, denn ich Zitter, wenn ich in die Hände der fremden Schmiede und Wagner falle, weil schon so oft von ihnen geprellt ich bin, das mir die Augen übergegangen, bewahre mich auch vor den festwilligen Kammerdienern, welche in den Holwegen und Waldungen die Menschen ausziehen, denn das Lumbengesindel hat mir schon einigemahl Winde und Kette gestohlen. Regier du auch die Herren Kaufleute und schenke ihnen gegen mich eine edle und großmithige gesinnung, denn du weißt es ja am besten, das mir armen Fuhrleude auf Reisen die gekwältesten Menschen sind, vorzüglich bei kalter und nasser Witterung, so lenke auch die Hertzen der Herren Zolleinnehmer, und lasse sie denken, das wir kein arabisches golt, sondern Kaufmannsgütter geladen haben, und mit mir Christlich und billig verfahren möchen, mache doch die Befehlshaber der Wege und Straßen recht aufmerksam, die Straße in guten Stande zu halten, damit wir die Barren nicht umsonst bezahlen, und gäbe den Wegwärtern die gewalt nicht, die Fuhrleude so gottlos zu schäuern. Regier auch die Hertzen der Herren Gastwirthe, damit sie bey meiner Ankunft für gute verpflegung sorgen, und ich, nicht auf den Strohlager zitter wie ein Jud der Hängen soll. Behertzige doch auch die Wirthen, das nicht so viel Cigorie in den Caffe thut, die Doktoren behaupten ja, das dieses Blut mit wageschmiere und frühzeitig blinde Augen verursacht und man den ganzen Tage so froh wirde, wie ein Berliner Freudenmächtigen, wenn es spinnen soll, bewahre doch alle Wirthe für doppelter Kreute, und stoße sie in die Rippen, wenn sie ihr gewissen verletzen wollen, auch erinnere sie an ein gutes frühstück, welches wir mitnehmen wollen, dann will ich auch Knecht und Magd nicht vergessen. Erhören mich alle brafen Kauf-, Wirth- und Fuhrleude, andere Menschen möchen sehen, wie sie fertig werden. Amen!“

In einem anderen Zimmer speisten die Gäste. Dieselben konnten dasselbe Essen wie die Fuhrleute erhalten, doch mußten sie höhere Preise zahlen. Für verwöhntere Gaumen der Gäste gab es auch allerhand Geflügel, Fische, [171] Backhühner, Eierspeisen u. s. w. Man schlachtete auf dem „Fuchs“ damals wöchentlich 2 Rinder, 2 bis 3 Schweine, 3 bis 4 Kälber, dazu viele Fische, Gänse, Hühner und Tauben. Die damalige Köchin auf dem „Fuchs“, ein Weib von wahrer Hünengestalt und ausgestattet mit fast herkulischer Kraft, stand in dem Rufe der tüchtigsten Köchin, und ihr Name war bis Schlesien, ja bis Polen und Thüringen allgemein bekannt[1].

Nach der Abendmahlzeit wurde im geselligen Kreise oft noch stundenlang geplaudert. Da gab dann dieser und jener seine Erlebnisse zum besten, und oftmals war es bereits Mitternacht geworden, bevor man das Lager aufsuchte. Die meisten der Übernachtenden blieben in der Gaststube selbst. Auf den Bänken und zusammengestellten Stühlen machten sie sich ein Lager zurecht, da die Betten nicht immer zureichten; denn oftmals blieben hier über 150 Personen, in einer Gaststube manchmal allein bis 60 Personen.

Von den Fuhrleuten und Reisenden erwartete man, daß dieselben auch ein Scherflein der Ortskirche oder den Ortsarmen spendeten. Zu diesem Zwecke waren zwei Sammelbüchsen angebracht, die eine in der Gaststube der Fuhrleute, die andere im Vorhause. Beide Sammelbüchsen sind noch heute vorhanden und fest verschlossen. Als man sie vor mehreren Jahren nochmals öffnete, fand man in der einen sogar ein Goldstück vor. –

Mit Anbruch des Morgens begann es sich bereits wieder zu regen. Um 2 Uhr wurden die Pferde gefüttert, die Geschirre zurecht gemacht und die Wagen besorgt. Darauf schritten die Hausknechte durch das Haus und weckten durch Pochen an die Türen die Reisenden. In der Küche nahm nun die Köchin, die oftmals wochenlang in kein Bett kam, ihre Tätigkeit wieder auf. Bald füllten sich die Gaststuben mit Gästen und Fuhrleuten, und das erste Frühstück, Kaffee und Butterbrot, wurde aufgetischt. Auch waren Semmeln zu haben. Diese brachte ein Stellwagen aus Bischofswerda mit, der dann abends die leeren Körbe wieder mit zurücknahm. Nicht selten wurden für mehr als 1 Taler Semmeln nebenbei gebraucht, und doch galt die Semmel damals für einen Leckerbissen. Vor Aufbruch bekamen die Fuhrleute noch Butterbrot mit Braten besonders eingewickelt mit auf den Weg und zwar als eine kleine Liebesgabe des Wirtes und der Wirtin; denn mit den Fuhrleuten durfte es [172] in jener Zeit ein Gastwirt ja nicht verderben, wenn er nicht jahraus, jahrein meist ein leeres Haus haben wollte. –

Hatten die Reisenden Platz auf den Wagen genommen, dann wurde vom Hausknechte dem betreffenden Fuhrmanne die Peitsche in die Hand gedrückt, wofür derselbe als Trinkgeld ein 2½- oder 5 Groschenstück zugeworfen bekam. Nachdem der Fuhrmann zum Zeichen der Abfahrt einige Male laut mit der Peitsche geknallt hatte, zogen die Pferde rasch an und – fort ging es. Im Sommer früh um 4 Uhr, im Winter um 7 Uhr rollte der letzte Wagen vom „Fuchs“ weg. War viel Vorspanne nötig, dann eilten am Abende vorher reitende Boten des Herrn Postmeisters in die umliegenden Dörfer und machten dort durch Horn-, bezw. Trompetensignale sich bemerkbar. Das war ein Zeichen, daß am andern Morgen auf dem „Fuchs“ oder in der Postmeisterei Vorspannpferde nötig waren.

Dorfstraße in Schmiedefeld.

Vorspannpferde stellten nicht immer die Bauern, nein, selbst Häusler hielten sich solche Pferde und verdienten sich damit viel Geld. Letztere konnten ja auch die Sache viel besser ausnützen als die Bauern, die oftmals durch dringende Feldarbeiten verhindert waren, Vorspanndienste zu leisten. Noch heute leben in den Nachbardörfern Schmiedefelds sogenannte Häusler, welche ehemals zwei und noch mehr Pferde hielten. Im „Fuchs“ war damals Raum [173] für 60 bis 70 Pferde, und wiederholt reichten die Stallungen nicht zu. Auch hatte der Fuchswirt selbst 12 Pferde, und trotzdem waren an vielen Tagen noch 30 bis 50 Pferde zur Vorspanne aus der Umgegend nötig. Ein großer Futterkasten, der noch jetzt vorhanden ist und 12 Scheffel Hafer faßt, mußte täglich 2 bis 3mal gefüllt werden. Im Durchschnitt wurden jährlich 3 bis 5000 Zentner Hafer gebraucht. Besonders lebhaft gestaltete sich der Verkehr zur Zeit der Leipziger Messe, wenn die Kaufleute von Osten nach Westen zogen. Das waren dann Tage, an welchen der Fuchswirt und seine Leute Wochen hindurch zu keiner Ruhe kamen.

Wenn die Postkutscher Schmiedefeld verließen und die Richtung nach Dresden einschlugen oder von da kamen, so stimmten sie in der Nähe des heutigen Schmetterholzes, das damals noch weit ausgedehnter war, ein lustiges Stücklein auf dem Posthorne an, sodaß es weit in den Wald schallte und herrlich wieder herausklang. Und weil die Postknechte in jenem stillen Walde, den die Bautzener Landstraße zwischen Fischbach und Schmiedefeld durchkreuzt, stets ein „Liedlein schmetterten“, so nannte man den Wald „das Schmetterholz“, welchen Namen er heute noch führt. (Vgl. Nr. 73!)

Nachdem die Bahnlinie Dresden–Bischofswerda–Bautzen–Görlitz eröffnet worden war, ließ der Verkehr in Schmiedefeld nach. Mit der Zeit wurde die Personenpost eingestellt, nur zwischen Schmiedefeld und der früheren Haltestelle Fischbach bei Arnsdorf verkehrte täglich zweimal eine Brief- und Packetpost, die gelegentlich wohl auch Personen mitnahm. Mit den Jahren wurde auch diese eingestellt. Der Postmeister von Schmiedefeld hielt nunmehr nur noch so viele Pferde, als er zur Bestellung seiner Felder und zur Verwaltung seines Gutes nötig hatte. Auch im „Fuchs“ wurde es stiller, die meisten Fuhrleute blieben nach und nach aus, da ja nun die Eisenbahn Personen und Güter billiger und schneller beförderte. Wenn mancher Fuhrmann über die neue Einrichtung wetterte und ihr kein langes Bestehen voraussagte, so fand er sich mit der Zeit doch eben auch in das Unvermeidliche und mußte dazu noch zu der Überzeugung kommen, daß der Eisenbahn die Zukunft gehöre.


  1. Nach den mündlichen Angaben des 78jährigen Gastwirtes Richter waren täglich zur Speisung der vielen Reisenden im Gasthofe „Zum Fuchs“ nötig ein halber Zentner Rindfleisch, ein halber Zentner Schweinefleisch, ein Kalb, viel Geflügel, viele Fische, zur Fütterung der Pferde 10–20 Zentner Hafer. – Am 30. Januar 1904 starb im fast vollendeten 79. Lebensjahre der alte Gastwirt Richter. Sachsens Elbgau-Presse schreibt in Nr. 33 vom Jahre 1904 über ihn folgendes: „Schmiedefeld bei Stolpen. Vergangene Woche wurde hier ein müder Pilger zur letzten Ruhe gebettet, der weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus bekannt war. Es war dies der im Alter von fast 80 Jahren verstorbene „Vater Richter“, der frühere Besitzer des geschichtlich so denkwürdigen Gasthofes zum „Fuchs“ an der Bautzener Landstraße. Mit ihm ist ein Stück Kulturgeschichte der Stolpener Pflege dahin. Wenn einer mit der Geschichte seiner Heimat vertraut war, so war es „Vater Richter“. „Vater Richter“ hatte im „Fuchs“ noch jene Zeit vor Eröffnung der Bahnlinie Dresden–Bautzen mit durchlebt, da Schmiedefeld noch eine Hauptzentrale des Verkehres zwischen dem Osten und Westen unseres Vaterlandes war. Vor und nach der Leipziger Messe besonders herrschte im „Fuchs“ ein so lebhafter Verkehr, daß oftmals Hunderte von Fuhrleuten und Reisenden hier Quartier nahmen. Es war eine Freude, „Vater Richter“ aus jener Zeit erzählen zu hören! Wenn er auf die vergangenen Tage zu sprechen kam, dann wurde der greise Mann zum Jünglinge. Rasch vergingen dann die Stunden. Der Fuchs trägt noch so manche Erinnerungen an Napoleon I. von Frankreich und Alexander I. von Rußland. Von beiden Männern wußte „Vater Richter“ manch Stücklein zu erzählen. Nun hat auch er seine Augen geschlossen. Er ruhe in Frieden! Am 2. Februar, früh 9 Uhr, wurde er zur letzten Ruhe gebettet.“ –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Diesebe