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Ein Centralverein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen

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Textdaten
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Titel: Ein Centralverein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 259
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[259] Ein Centralverein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen. Auf diesen vor Kurzem in Berlin begründeten und bereits in reger Thätigkeit begriffenen Verein glauben wir die Aufmerksamkeit lenken zu müssen, weil er mit seinen wissenschaftlichen Tendenzen zugleich praktische, das heißt handelspolitische Aufgaben von großer Tragweite verbindet und diese mit Rücksicht auf die Streitfragen verfolgen will, welche augenblicklich in unserem wirthschaftlichen Leben so viel leidenschaftlichen Kampf und lähmenden Zwiespalt erzeugt haben. Hauptzweck des Vereins ist es, einem Grundleiden unserer Industrie, jener unheilvoll gewordenen Zersplitterung deutscher Arbeit und deutschen Capitals entgegen zu wirken, wie sie unablässig von der planlosen Auswanderung in fremde Staaten herbeigeführt wird, die sodann unter dem massenhaften Beistande der uns entwichenen Kräfte unsere Rivalen und Concurrenten auf dem Weltmarkte werden. Man will also von dem Vereine aus die Auswanderung möglichst zu hemmen suchen. So weit aber der Strom nicht aufzuhalten ist, will man sich bemühen, ihn in Gegenden von vorwiegend landwirthschaftlichem Charakter zu lenken, wo sich in geschlossenen deutschen Niederlassungen ein deutsches Volksbewußtsein zu erhalten vermag und mit Hülfe solcher Colonien neue Absatzgebiete für unsere heimische Industrie gewonnen werden können. In Ländern dagegen, die zu einer solchen Colonisation sich nicht eignen, soll durch Errichtung von Handelscompagnien, Factoreien, Schifffahrtsstationen etc. für die Erweiterung deutschen Absatzes gesorgt werden.

Zur Unterstützung dieser Absichten wird in Berlin ein handelsgeographisches Museum gegründet, während in den überseeischen Ländern durch Ausstellungen brauchbarer deutscher Produkte neue Beziehungen angebahnt, bestehende unterhalten und erweitert werden sollen. Auch dem Rechtsschutze der Deutschen im Auslande wird der Verein eine besondere Sorgfalt zuwenden, und die Mitgliedschaft hochgestellter Reichsbeamten bietet ihm hierzu eine Gewähr guten Erfolges.

Selbstverständlich ist der Verein auf Ausbreitung und Verzweigung berechnet. Schon ist in Leipzig ein regsamer Zweigverein entstanden, der sofort an’s Werk gegangen ist und es sich angelegen sein läßt, die Beschickung der im Herbst dieses Jahres in Sydney stattfindenden internationalen Ausstellung mit Mustern deutscher Erzeugnisse zu veranlassen. Auch in anderen Städten des Reiches soll die Errichtung von Zweigvereinen schon beschlossen sein.

Alle diese handelsgeographischen Vereine jedoch werden auf heimischem Boden zu einer gedeihlichen Wirksamkeit nicht gelangen können, wenn sich ihnen die Deutschen des Auslandes nicht in großer Menge anschließen und an den Berliner Centralverein wahrheitsgetreue Berichte über die wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Länder senden, in denen sie leben. Mitglied des Centralvereins kann Jeder werden, der einen jährlichen Beitrag von mindestens sechs Mark an die Casse desselben zahlt, die Zweigvereine des In- und Auslandes dagegen haben für jedes ihrer Mitglieder jährlich nur drei Mark in diese Hauptcasse zu entrichten. Unentgeltlich wird den Mitgliedern das Vereinsorgan verabfolgt, das unter dem Titel „Geographische Nachrichten für Handel und Volkswirthschaft“ in Berlin erscheint. Anmeldungen und Berichte sind an den Vorsitzenden des Centralvereins, Dr. R. Jannasch in Berlin SW., Wartenburg-Straße 13, zu richten.

Bei der Unzulänglichkeit deutscher Berufsconsulate in überseeischen Ländern beklagen sich unsere dort wohnenden Landsleute seit lange sehr schmerzlich und mit vollem Rechte über den Mangel eines organischen Zusammenhanges, eines vermittelnden und von pecuniärem Vortheil absehenden Bindegliedes zwischen ihnen und ihrem Vaterlande. In dem neuen Vereine, wenn er durch angemessene Leitung und zahlreiche Betheiligung zu einer wirksamen Entfaltung sich herausbilden sollte, würde ein solches Organ aus dem Volke heraus und auf dem Wege der Selbsthülfe erwachsen können. Bei starker und weiter Ausbreitung würde er vollaus im Stande sein, den Deutschen im Auslande die Segnungen unserer nationalen Machtstellung in längstgewünschtem Maße zu vermitteln.