Ein Dankesgruß von J. G. Fischer
[876] Ein Dankesgruß von J. G. Fischer. Unter unzähligen Kundgebungen der Sympathie und Verehrung hat vor wenigen Wochen der Nestor der deutschen Dichter der Gegenwart, Johann Georg Fischer, seinen achtzigsten Geburtstag in Stuttgart gefeiert. Aus nah’ und fern ertönte in diesen Tagen der Wiederhall seines Ruhms; auch die „Gartenlaube“ begrüßte freudig den Anlaß zu einer eingehenden Würdigung seines reichen dichterischen Schaffens, die in Nr. 43 erschien. In bewunderungswürdiger Rüstigkeit hat J. G. Fischer selbst den Ehrentag am 25. Oktober begangen. Mit der Dankbarkeit für alles Schöne, die auch seine Dichtungen wiederstrahlen, hat er sich an den vielen Beweisen von Liebe und Verehrung erfreut, die ihm in so erhebender Weise aus allen Kreisen der Nation zu teil wurden. Was er darüber empfand, hat dann in einem Gedicht seinen wärmsten Ausdruck gefunden, das er nun der „Gartenlaube“ zur Veröffentlichung übergeben hat, damit sein Dank gleichfalls allenthalben im deutschen Volke Wiederhall finde.
für meinen achtzigsten Geburtstag.
Es klingt ein Lied in meine Schlummerstätte
Und schwillt heran wie junges Morgenlicht,
Als ob des schönsten Tages Angesicht
Zum schönsten Wunsche sich entschlossen hätte:
Da drängen sich mir zu, wie um die Wette,
Aus Blumen, die man sonst im Frühling bricht,
Die Veilchenkränze und Vergißmeinnicht,
Von edlen Weinen eine Perlenkette.
So strömt der Tag mit überreichen Ehren,
Mit Grüßen, welche Stund’ um Stunde währen,
Und wie ein Unerschöpfter geht er hin.
Es kommt der Abend noch mit vollen Händen,
Der neue Morgen kommt mit neuen Spenden –
Und neuen Zweifeln: Ob ich’s würdig bin.
J. G. Fischer.