Ein Ehrentag deutscher Arbeit in Siebenbürgen

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Titel: Ein Ehrentag deutscher Arbeit in Siebenbürgen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 131
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[132]

Ein siebenbürgisch-sächsisches Brautpaar.
Nach einer Photographie von Wilh. Auerlich in Hermannstadt.

[131] Ein Ehrentag deutscher Arbeit in Siebenbürgen. (Mit Abbildung S. 132.) Seit den letzten zwei Jahrzehnten sind die Siebenbürger Sachsen den Reichsdeutschen vertraute Freunde geworden, und zwar hat im besondern die „Gartenlaube“ wiederholt in Wort und Bild über das Leben und Streben unserer Stammesgenossen im fernen Osten und über ihr Ringen um die Erhaltung der deutschen Eigenart berichtet. In den letzten sonnigen Septembertagen des verflossenen Jahres wurde nun in Hermannstadt ein Fest gefeiert, das sich zu einem Ehrentag deutscher Arbeit gestaltete. Es galt, das fünfzigjährige Jubiläum des Siebenbürgisch-Sächsischen Landwirtschaftsvereins zu verherrlichen, dessen segensreiche Wirksamkeit in wirtschaftlicher und nationaler Beziehung die vollste Anerkennung verdient. In den vierziger Jahren, da im Volksleben überall neue Kräfte sich regten, wurde jener Verein von warmherzigen Volksmännern ins Leben gerufen; das Jahr 1848 machte jedoch seinem Wirken einstweilen ein Ende und einer seiner Vorkämpfer, Stefan Ludwig Roth, mußte seine Hingabe für die Interessen des sächsischen Volkes mit dem Leben büßen; 1849 wurde er wegen angeblichen Landesverrats erschossen.

Mit dem Eintreten ruhigerer Zeiten begann der Landwirtschaftsverein seine Thätigkeit wieder und hob sich unter der trefflichen Leitung eines ausgezeichneten Mannes, des hochverdienten Josef Freiherrn Bedeus von Scharberg. Es wurden landwirtschaftliche Schulen gegründet, die Viehzucht gehoben, das Kreditwesen organisiert und eine Zeitschrift, die „Landwirtschaftlichen Blätter“, ins Leben gerufen, die, belehrend und unterhaltend zugleich, den siebenbürgisch-sächsischen Bauern die moderne Landwirtschaft als Kunst und Wissenschaft vermittelt. Die wirtschaftlichen Verdienste und der deutsche Patriotismus Scharbergs wurden auch anderwärts anerkannt, außer anderen Ehren wurde ihm die zu teil, daß ihn die Heidelberger Universität gelegentlich ihres 500jährigen Jubelfestes zum Ehrendoktor der Rechte ernannte.

Diesem Manne brachte nun das Sachsenvolk am 28. September vorigen Jahres eine eigenartige Huldigung dar. Aus allen Gauen Siebenbürgens hatten sich Bauern und Bäuerinnen mit ihren Kindern eingefunden, um sich einem Festzug anzuschließen, in dem 3000 Bauern, von Künstlerhand geleitet, ein Stück deutscher Kulturarbeit sozusagen bildlich darstellten. Da ritt voran ein Bürgerbanderium mit den flatternden alten Standarten der Sachsen, ihnen folgten Stolzenburger Bauern zu Pferde in der farbenreichen Volkstracht. Hinter einer Bauernkapelle zogen allerlei bunte Gruppen, die Landwirtschaft in den vier Jahreszeiten darstellend. Den glänzendsten Punkt dieses Festzuges boten indessen die Neudorfer Bauern mit ihrem „Hochzeitszug“. Auf ihren prachtvollen reichgeschirrten Pferden saßen ergraute Männer und stattliche Burschen wie angegossen, schwenkten die Hüte und riefen ihr „Vivat, die Braut soll leben!“ Diese selbst saß verschämt im reichen sächsischen Schmuck im Wagen und nahm lächelnd die Huldigungen, die ihr in Form von reizenden Blumensträußchen aus allen Fenstern zuflogen, entgegen. Aus den vielen Typen dieses Festzuges haben wir gerade ein siebenbürgisch-sächsisches Brautpaar in der schmucken Nationaltracht herausgegriffen und führen es unseren Lesern auf der nächsten Seite im Bilde vor.

Der Festzug war verrauscht und am Abend des nächsten Tages brachten 800 Bauern ihrem verehrten Führer von Scharberg einen Fackelzug dar. Da richtete dieser edle Förderer der deutschen Kulturarbeit in Siebenbürgen an die Bauernschaft folgende Worte: „Wenn die Wurzel sich kräftig erweist, wird der Baum unserer Volksgemeinschaft forttreiben und grünen in dem mannigfachen Bestande von Laub- und Nadelgehölz, das in dem weiten Garten unseres Vaterlandes sich üppig aneinander drängt. So will ich denn dem zuversichtlichen Glauben mich hingeben, daß die Wurzel noch fort und fort gesund und lebenskräftig sich erhalten werde. Gott segne unsere sächsische Bauernschaft!“ Sicher findet dieser Wunsch kräftigen Wiederhall überall, wo deutsche Herzen schlagen! *