Ein Gaszimmerofen für elektrische Beleuchtung

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Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Ein Gaszimmerofen für elektrische Beleuchtung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 708_d
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[708_d] Ein Gaszimmerofen für elektrische Beleuchtung – diese Bezeichnung scheint einige Widersprüche einzuschließen, ist aber der ganz zutreffende Ausdruck für eine merkwürdige Erfindung des Physikers Dr. Girard zu Chantilly, durch welche mehrere schwierige und wichtige Aufgaben der jüngsten Zeit miteinander verknüpfte und dadurch anscheinend einer glücklicheren Lösung entgegengeführt sind. Die eine von diesen Schwierigkeiten betrifft die Erzeugung von Elektricität aus Wärme mit Umgehung des Dampf- und Dynamoapparats. Man hat dieses Problem schon vor längerer Zeit und auch neuerdings wieder durch die Thermosäulen zu lösen gesucht, deren Wirksamkeit darauf beruht, daß gewisse durch Lötuug miteinander verbundene Metalle bei einseitiger Erhitzung und andersseitiger Abkühlung ihrer Lötstellen einen elektrischen Strom erzeugen. Eine ganze Reihe solcher Thermoelemente, beispielsweise aus Antimon und Wismut zu einem Kranz oder einer Säule zusammengesetzt und auf der einen Seite erwärmt, auf der anderen abgekühlt, erzeugt einen andauernden, ziemlich starken elektrischen Strom, der freilich zur praktischen Verwertung zu teuer wird. Eine sinnreiche Anordnung der Thermoelemente und der Heizquellen hat neuerdings zu etwas besseren Erfolgen geführt, aher bei weitem nicht dahin, eine der Dynamomaschine gleichwertige Elektricitätsquelle zu schaffen. Ein äußerst glücklicher Gedanke war es nun, dies Problem mit einem anderen zu verknüpfen, dessen Schwierigkeiten ebenfalls auf ökonomischem Gebiete liegen, mit dem Gasheizofen. Vor der Holz- oder Kohlenfeuerung hat die Gasheizung offenbar in ihrer Sauberkeit, leichten Bedienung und Regulierbarkeit, besonders aber, weil man der Mühe überhoben ist, den täglichen Brennstoffbedarf vom Keller in die Stube schaffen zu lassen, eine Reihe von großen Vorzügen. Nur ein Fehler steht dem gegenüber, der hohe Preis des Steinkohlengases, das ja zum Leuchten und nicht zum Heizen gemacht wird. Girards Erfindung erinnert nun an die Geschichte vom Blinden und Lahmen, von denen jeder einzelne nicht von der Stelle kam, während sie vereint ganz gut dazu imstande waren.

Sein thermoelektrischer Ofen hat nämlich die Form rines cylindrischen Gasheizofens mit Strahlungsrippen. Die thermoelektrischen Elemente, aus Nickel und einer Antimonlegierung zusammengesetzt, befinden sich in einem Mantelraum zwischen der äußeren Ofenwand und einem inneren für das Aufsteigen der Feuergase bestimmten Rohre. Jedes Element ist einzeln mit Asbest umhüllt und in einen Eisenblechmantel gelegt, die ganze Anordnung aber ist derart, daß die inneren Köpfe der Elemente sich unter der Einwirkung der Gasflammen stark erhitzen, die äußeren unter der Wirkung der Außenluft sich abkühlen. So wird beim Feuern des Gasofens behufs Zimmerheiznng gleichzeitig ein elektrischer Strom erzeugt, der zur Speisung von zwei Glühlampen zu je 16 Kerzen ausreicht. Heizt man also den Ofen abends, so hat man gleichsam eine Gratisbeleuchtung, heizt man ihn bei Tage, so ist es möglich, den Strom in Akkumulatoren aufzuspeichern und abends sogar in stärkerer Konzentration zur Speisung einer größeren Lampenzahl zu verwenden. Bw.