Ein Handwerksbursche beim Toilettemachen
[400] Ein Handwerksbursche beim Toilettemachen, dieses Bild aus einem Stückchen deutschen Volkslebens, das vor zwei neuen mächtigen Erscheinungen, den Eisenbahnen und der Gewerbefreiheit, bald zu einer immer seltneren Erscheinung des alten Gewerbstreibens zusammenschwinden wird, hat ein junger talentvoller Thüringer uns vor Augen geführt. Möglich, daß erst das Läuten der Sonntagsglocken von dem Thurme des Städtchens da unten den frischen Wanderburschen auf die nothwendige Verschönerung seines äußeren Menschen aufmerksam gemacht und veranlaßt hat, den Wanderstab in den Chausseesteinhaufen und obendarauf seinen Wachstuchhut zu stecken, um den Taschenspiegel und den Haarkamm ungenirter handhaben zu können. Er thut’s mit sichtlichem Wohlgefallen an sich selber, und wie auf der Landstraße wird ihm auch hier im Bilde Jedermann gern zusehen. Das liebliche Genrestückchen verdanken wir dem kunstfertigen Griffel Adolf Karst’s, eines geborenen Erfurters, der in Berlin und München seine Kunststudien machte und gegenwärtig in Dresden lebt. Sein „Kehrkönig“, ein Essenkehrer, der stolz auf der Höhe eines Schornsteins thront, ist durch den Witthöf’schen Stich in größeren Kreisen längst bekannt, ebenso seine Stadtmusikanten am Pfingstmorgen und vieles Andere, womit er die das heitere volksthümliche Genre liebenden Kunstfreunde bisher zu erfreuen gewußt hat.