Zum Inhalt springen

Ein Heldenweib der Unions-Armee

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Heldenweib der Unions-Armee
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, 31, S. 392-394, 486-488
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[392]
Ein Heldenweib der Unions-Armee.
I.
Die Krankenwärterin im Felde. – Ausmarsch der Potomac-Armee. – Der Vorabend der ersten Schlacht. – Der erste Todte. – Das Kampfgewühl am Sonntag. – Der tapfere Kaplan.– Grausiger Anblick des Schlachtfeldes.– Panischer Schrecken und Auflösung unter den Unionstruppen. – Die Kirche voller Verstümmelter. – Die Wahnsinnige am Feuer. – Das Versteck unter dem Reisighaufen.– Der Jammerruf der Verwundetenen nach Wasser. – Der Sterbende und sein Medaillon.

Wenn wir in unserer deutschen Geschichte nach Beispielen der höchsten patriotischen Opferfähigkeit suchen, so wendet sich unser Blick zuerst zu den heldenmütigen Frauen und Mädchen, welche in den Befreiungskriegen nicht nur ihren Schmuck auf den Altar des Vaterlands niederlegten, sondern von den liebsten Schätzen ihrer Herzen, dem Bruder, dem Bräutigam, dem Sohn, dem Gatten, dem Vater freudig schieden, wenn diese zum Kampfe zogen, ja, von denen einige sich selbst in das Soldatenkleid verbargen, um in den Reihen der Männer für das Vaterland Noth und Tod entgegenzugehen.

Seit jenen großen Tagen hegt das deutsche Volk die innigste Theilnahme für jede Nation, deren Freiheitskämpfe durch den Opfermuth der Frauen veredelt werden: die griechischen Heldenmütter, die polnischen Jungfrauen, die italienischen Frauen erwarben ihren Völkern mehr Sympathien in Deutschland, als alle Waffentriumphe der Männer vermocht hätten. Freuen wir uns deß als eines Zuges des ritterlichen Herzens unseres Volks.
Kein Wunder, daß wieder dieser Zug es ist, der die Deutschen fast sammt und sonders (die Ausnahmen im Junkerlager zählen sich selbst nicht zu den Deutschen) in dem furchtbaren Bruderkampf für die Waffen der Union begeisterte. Und in der That stellen die Thaten des Opfermuths, die wir auf jenem unermeßlichen Kampfgebiete gerade von den Frauen vollbracht sehen, sich zu dein Bewunderungswürdigsten, von dem die Kriegsgeschichte aller Völker und Zeiten berichten kann.

Anstatt Geschichtsbilder aus jenem Kampfe stellen wir den Lesern der Gartenlaube lieber eine der kühnsten Heldinnen des Kriegs selbst vor, die ihre „Kranken und Spionendienste für die Unions-Armee“ in einem illustrirten Werke erzählt hat. Folgen wir der tapferen S. Emma E. Edmonds nur zu einigen ihrer „Abenteuer und Erfahrungen in Hospitälern, Lagern und auf dem Schlachtfelde“, so werden wir den entsetzlichen Einzelheiten der Aeußerungen wildester Parteiwuth so nahe geführt, daß Jedem ein schwaches Bild des Ganzen von selbst vor der schaudernden Seele aufsteigt. Emma Edmonds erzählt: Fünf Jahre vor der Zeit, wovon ich schreibe, verließ ich meine ländliche Heimath, nicht weit von den Ufern des St. John’s Flusses in der britischen Provinz Neu-Braunschweig, und reiste nach den Vereinigten Staaten. Ein unauslöschlicher Durst nach höherer Ausbildung führte mich zu diesem Entschlusse, denn ich glaubte damals wie noch jetzt, daß das Feld „religiöser Bekehrung im Auslande“ dasjenige sei, worin ich früher oder später arbeiten müsse. Ich kam hier als eine Fremde an und hatte nichts weiter, um mich bei dem biederen Volke dieses Landes zu empfehlen, als ein Schreiben von dem Prediger der Kirche, zu welcher ich gehörte, und ein anderes von dem Vorsteher meiner Classe in der Sonntagsschule. Nichtsdestoweniger fand ich gütige Freunde, die mir in allen meinen Unternehmungen halfen, und sowohl in Geschäften, in geistiger Ausbildung, als in religiöser Entwickelung fand ich einen Beistand, der meine kühnsten Erwartungen überstieg. Ich danke Gott, daß mir in dieser Stunde der Bedrängnis meines Adoptiv-Vaterlandes verstattet ist, einen schwachen Theil der Dankbarkeit, die ich für das Volk der Nordstaaten fühle, auszusprechen.

Zehn Tage nach dem Erlaß der Proclamation des Präsidenten war ich bereit nach Washington abzureisen, nachdem ich von der Regierung in Dienst genommen und mit allen nöthigen Bedürfnissen versehen worden war. Ich sollte mich zur Fronte der Armee begeben und an der vollen Aufregung des Schlachtgetümmels Theil nehmen, oder mit andern Worten eine „Kankenwärterin im Felde“ sein.

Um diese Zeit war ich Augenzeuge des Ausmarsches der ersten Truppen des Westens, die nach Washington aufbrachen.
Die Regimenter waren in gerader Linie aufgestellt – zu ihrer Reise vollkommen ausgerüstet – ihre glänzenden Bajonnete blitzten in der Morgensonne. Es war in der Hauptstraße eines lieblichen Städtchens von etwa tausend Einwohnern, wo es kaum eine Familie gab, die nicht einen Vater, Gatten, Sohn oder Bruder in jener Schaar von Kriegern hatte, die dort bereit standen, ihnen, Lebewohl zu sagen, vielleicht für Jahre – vielleicht für immer.

Eine Abschiedsanrede wurde von dem Prediger des Ortes gehalten und ein Neues Testament jedem Soldaten mit folgender Inschrift überreicht: „Setze dein Vertrauen auf Gott – und halte dein Pulver trocken.“

– – „Marschbefehle heut empfangen – in zwei Tagen wird die Potomac-Armee auf dem Wege nach Bull-Run sein.“ Ich finde diese Worte in meinem Tagebuche unter dem 15. Juli 1861 verzeichnet, ohne weitere Bemerkungen. Doch ich bedarf keines Tagebuches, um mein Gedächtniß in Bezug auf die Ereignisse jener beiden Tage der Vorbereitung, die auf den Empfang des Befehles folgten, aufzufrischen. Die Potomac-Armee sollte bald dem Feinde zum ersten Male entgegentreten – eine große Schlacht sollte geliefert werden. O, welche Aufregung und Begeisterung jener Befehl hervorrief! – nichts sonst war zu hören als die wilden Hurrahrufe der Soldaten, sowie ein Regiment nach dem andern seine Befehle erhielt. Die Möglichkeit einer Niederlage schien niemals einem Einzigen in den Sinn zu kommen.

– – Der 17. Juli dämmerte hell und klar herauf; Alles war in Bereitschaft, und die Potomac-Armee trat ihren Marsch nach Manassas an. Frohen Muthes zog das Heer dahin; die Lust ertönte von dem Spiel der Regimentsmusikcorps und von den patriotischen Gesängen der Soldaten. „Auf nach Richmond!“ erscholl es und fand seinen Wiederhall, sowie jene gewaltige Heeresschaar rasch durch das Land dahinzog. Ich fühlte in mir einen seltsamen Mißklang mit dem wilden, freudigen Geiste, der die Truppen beseelte. Wie ich so langsam dahin ritt und mir jene langen Reihen von Bajoneten, die im Sonnenlichte glitzerten und blitzten, betrachtete, dachte ich daran, daß viele, ja sehr viele jener begeisterten Männer, die von Begierde nach einem Strauße mit dem Feinde brannten, niemals zurückkehren würden, um den Erfolg oder die Niederlage jenes stattlichen Heeres zu erzählen. Selbst wenn der Sieg ihre Banner krönen sollte, und ich hegte daran keinen Zweifel, so mußte doch manches edle Leben geopfert werden, ehe derselbe errungen werden konnte.

Früh am nächsten Morgen schlug die Reveille, das ganze Lager war bald in Bewegung, und nach einem leichten Frühstück aus den Tornistern wurde der Marsch wieder angetreten. Der Tag war sehr heiß, und es war sehr schwierig Wasser zu bekommen, dessen Mangel den Soldaten große Beschwerden verursachte. Viele der Leute wurden vom Sonnenstich befallen, und andere fielen vor Erschöpfung aus den Gliedern. Alle solche, welche nicht fähig zu marschiren waren, wurden in Ambulanzen gebracht und nach Washington zurückgeschickt. Während des ganzen Tages herrschte beträchtliche Aufregung, da wir jede Stunde erwarteten dem Feinde zu begegnen.

Unsere Aerzte begannen sich auf die bevorstehende Schlacht vorzubereiten, indem sie mehrere Gebäude für die Verwundeten einrichteten, unter andern die steinerne Kirche in Centreville, eine Kirche, deren mancher Soldat gedenken wird, so lange seine Erinnerung dauert. Als ich an jenem Abend spät in Begleitung des Mr. und der Mrs. B. (ein Kaplan und dessen Gattin, welche ebenfalls als „Krankenwärterin im Felde“ diente) aus dieser Kirche zurückkehrte, schlug ich vor, daß wir durch das ganze Lager gehen möchten, um zu sehen, wie sich die Jungend an diesem Vorabende ihrer ersten Schlacht beschäftigte. Wir fanden Viele am Schreiben bei dem flackernden Lichte des Lagerfeuers – Soldaten pflegen Schreibmaterialien auf dem Marsche mit sich zu führen; manche lasen in ihrer Bibel, vielleicht mit mehr als gewöhnlicher Andacht, während andere in Gruppen dasaßen und sich leise und ernst unterhielten; aber die große Masse lag auf dem Boden ausgestreckt, in ihre Teppiche gewickelt, in festem Schlafe und ganz unbewußt der Gefahren des morgenden Tages.

Nachdem General McDowell die Stellung des Feindes ermittelt hatte, beorderte er drei Divisionen unter dem Befehl von Heinzelmann, Hunter und Tyler zum Vorrücken, während Miles [393] in Centreville mit der Reserve stehen gelassen wurde. Am Sonntag vor Tagesanbruch rückten jene drei Divisionen voran und boten einen herrlichen Anblick dar, wie Colonne nach Colonne über die grünen Hügel und durch die nebligen Thäler zog, während die milden Mondesstrahlen auf die langen Reihen glänzenden Stahles fielen. Nicht eine Trommel noch ein Horn wurde während des Marsches laut und die tiefe Stille wurde nur durch das Gerassel der Geschütze, den dumpfen Tritt der Infanterie oder das Gemurmel von Tausenden gedämpfter Stimmen unterbrochen.

Kaplan B. saß zu Pferde und sah so feierlich aus, als ob er dem Todesengel in das Angesicht schaute. Der erste Mann, den ich todt sah, war ein zu Oberst N.’s Commando gehöriger Kanonier. Eine Bombe war inmitten der Batterie zerplatzt und hatte einen Mann getödtet, drei Leute und zwei Pferde verwundet. Mr. B. sprang von seinem Pferde, band es an einen Baum und eilte zu der Batterie; Mrs. B. und ich folgten seinem Beispiel.

Nunmehr begann die Schlacht mit furchtbarer Wuth zu rasen. Nichts mehr war zu hören als der Donner der Geschütze, das Klirren der Schwerter und das fortwährende Knallen der Gewehre. O, daß dieses Schauspiel die glänzende Sonne einen heiligen Sabbathmorgens bescheinen mußte! Statt der lieblichen Einflüsse, die wir mit dem Sabbath zu verschwistern pflegen – des Geläutes der Glocken, die uns zum Hause des Gebetes rufen, der Sonntagsschule und aller feierlichen Andachtsübungen – war hier nur Verwirrung, Zerstörung und Tod zu finden. Auf Meilen ringsum gab es keinen Ort der Sicherheit; der sicherste Ort war der Posten des Dienstes. Viele, die an jenem Tage dem Feinde den Rücken kehrten und in dem zwei Meilen entfernten Gehölze Zuflucht suchten, wurden von Bomben in Stücke zerrissen oder von Kanonenkugeln verstümmelt gefunden, ein gebührender Lohn für Diejenigen, die, für Scham, Pflicht oder Vaterland unempfindlich, in der Prüfungsstunde der Schlacht ihrer Sache und ihren Cameraden untreu werden und aus Todesfurcht feige hinwegkriechen.

Ich wurde eiligst nach Centreville geschickt, um mehr Branntwein, Charpie etc. für die Verwundeten zu bestellen. Als ich zurückkehrte, war das Schlachtfeld buchstäblich mit Verwundeten, Todten und Sterbenden übersäet. Mrs. B. war nirgends zu finden. War sie getödtet oder verwundet? Einige Augenblicke qualvoller Ungewißheit verstrichen, und darauf sah ich sie in gestrecktem Galopp zu mir heranreiten, während etwa fünfzig Feldflaschen von dem Sattelknopfe herabhingen. Auf alle meine Fragen gab sie nur die eine Antwort: „Halten Sie sich jetzt nicht auf, um die Verwundeten zu verpflegen; die Truppen verdursten und fangen an zurückzuweichen.“ Mr. B. kam darauf mit demselben Befehle herangeritten, und wir Drei eilten nach einem eine Meile entfernten Quell hin, nachdem wir die auf dem Felde zerstreuten leeren Blechflaschen gesammelt hatten. Dieses war die nächste Quelle; der Feind wußte dies und hatte deshalb Scharfschützen auf Schußweite davon aufgestellt, um die Versorgung der Truppen mit Wasser zu verhindern. Trotz alledem füllten wir alle mitgebrachten Feldflaschen, während die Miniékugeln uns dicht umsausten, und kehrten wohlbehalten zurück, um die Früchte unserer Bemühungen unter die erschöpften Krieger zu vertheilen. Wir verwendeten drei Stunden auf diese Weise, während die Schlacht grimmiger als zuvor hin und her wogte, bis der Feind einen verzweifelten Angriff auf unsere Truppen machte, sie zurücktrieb und die Quelle vollkommen in Besitz nahm. Kaplan B.’s Pferd wurde durch den Hals geschossen und verblutete sich in wenigen Augenblicken zu Tode. Darauf stiegen Mrs. B. und ich ab und gingen wieder an unsere Arbeit unter den Verwundeten.

Noch immer rast die Schlacht ohne Unterlaß: Kartätschen und Traubenschüsse erfüllen zischend die Luft, wie sie auf ihrer furchtbaren Sendung dahin eilen; der Anblick des Schlachtfeldes ist wahrhaft entsetzlich; Männer werfen die Arme wild in die Höhe und schreien laut nach Hülfe; Andere liegen blutend, zerrissen und verstümmelt da; Arme, Beine und Rümpfe sind zermalmt und gebrochen, als ob sie von Donnerkeilen zerschmettert wären; der Boden ist von Blut dunkelroth gefärbt – es ist ein grausiger Anblick! Burnside’s Brigade wird von den Rebellenbatterien wie Gras niedergemähet; die Leute sind nicht im Stande, jenem furchtbaren Hagel von Kugeln und Bomben zu widerstehen: sie beginnen zu wanken und langsam zurückzufallen, aber gerade im rechten Augenblick kommt Capitän Sykes mit seinen Regulären ihnen zu Hülfe. Diese stürmen den Hügel hinan, wo Burnside’s erschöpfte und gelichtete Brigade sich noch immer hält, und werden mit einem Freudenjubel begrüßt, so wie ihn nur Soldaten, die von einem grimmigen Feinde fast überwältigt sind und von ihren tapfern Cameraden verstärkt werden, anzustimmen vermögen.

Aber gerade wie unsere Armee zuversichtlich auf Erfolg rechnet und die gewonnenen Vortheile verfolgt, kommen den Rebellen Verstärkungen zu und wenden das Kriegsglück. Zwei frische Rebellenregimenter werden abgeschickt, um eine Flankenbewegung gegen Griffin’s und Rickett’s Batterien zu machen. Sie marschiren durch das Gehölz, erreichen den Gipfel der Anhöhe und formiren eine Linie so vollkommen hinter uns, daß ihre Schüsse die Kanoniere fast im Rücken treffen. Griffin sieht sie herankommen, aber vermuthet, daß es die von Major Barry ihm zugeschickte Bedeckung sei. Als er indeß sie schärfer in’s Auge nimmt, hält er sie für Rebellen und kehrt seine Kanonen gegen sie. Gerade wie er im Begriff steht, den Befehl zum Feuern zu geben, reitet Major B. heran und ruft: „Das ist Ihre Bedeckung, lassen Sie nicht feuern.“

„Nein, Sir, es sind Rebellen,“ versetzte Capitain Griffin.

„Ich sage Ihnen aber, Sir, es ist Ihre Bedeckung,“ sprach Major B.

Diesem Befehl gemäß wurden die Geschütze abermals gewendet, und während dieses Manövers gab die vermeintliche Bedeckung eine Salve auf unsere Kanoniere. Männer und Pferde kamen in einem Nu zu Falle. Zu einem weiteren Augenblicke befanden sich jene berühmten Batterien in den Händen des Feindes.

Die Nachricht von diesem Unglück verbreitete sich reißend schnell durch unsere Linien; Officiere und Soldaten wurden gleichmäßig bestürzt; ein Regiment nach dem andern löste sich auf und lief davon, und fast augenblicklich riß ein panischer Schrecken ein. Cavalerie-Schwadronen wurden quer über die Landstraße mit gezogenen Säbeln in Linie aufgestellt, aber Alles war nicht genügend, um der zurückprallenden Fluth der Flüchtigen Einhalt zu thun. Darauf kamen die Geschütze dahergedonnert, die Fuhrleute trieben wüthend die Pferde zum Galopp an, was das Entsetzen der vom Schrecken ergriffenen und zu einer wirren Masse zusammengedrängten Tausende bedeutend steigerte. Auf diese Weise erreichten wir Centreville, wo die Reserve, die deutsche Brigade unter General Blenker, den verfolgenden Feind zurückhielt und die Ordnung unter den flüchtigen Truppen einigermaßen wiederhergestellt wurde.

Mrs. B. und ich bahnten uns einen Weg nach der steinernen Kirche, um welche wir Haufen von Leichen aufgeschichtet sahen und Arme und Beine massenweise umherlagen. Aber wie soll ich den Anblick innerhalb der Kirche zu jener Stunde schildern? O, dort gab es Leiden, welche keine Feder jemals zu beschreiben vermag. Einen Fall kann ich niemals vergessen. Es war ein armer Bursche, dem beide Beine oberhalb der Kniee gebrochen und von da bis zum Leibe buchstäblich in kleine Stücke zerschmettert waren. Er war am Sterben; aber ach, welch ein Tod war das! Er war wahnsinnig, vollkommen rasend, und es bedurfte zweier Personen, um ihn fest zu hallen. Entzündung war eingetreten und vollbrachte rasch ihr Werk; der Tod erlöste ihn bald von seinen Leiden und war eine Erleichterung sowohl für alle Anwesenden, wie für den armen Dulder.

Ich ging zu einem andern Sterbenden, der mit Geduld alle seine Schmerzen ertrug. O du jammervoll bleiches Gesicht! Ich sehe es noch jetzt mit seinen weißen Lippen und flehenden Augen – und dann die rührende Frage: „Denken Sie, daß ich vor dem nächsten Morgen sterben werde?“ Ich bejahte dies und fragte ihn, ob der Tod für ihn etwas Schreckhaftes habe. Aber ein himmlisches Lächeln voll frommer Zuversicht umschwebte seine Lippen, als er erwiderte: „O nein, ich werde bald in Jesu schlafen,“ – und darauf in leiser, schmerzlicher Stimme den Vers wiederholte, der anfängt:

Ich schlaf’ in Jesu selig ein.

Unsere Herzen und Hände waren mit solchen Auftritten so vollkommen beschäftigt, daß wir an nichts Anderes dachten. Wir wußten nichts von dem wahren Stande der Dinge draußen, noch konnten wir es für möglich halten, als wir erfuhren, daß die ganze Armee sich gegen Washington zurückgezogen und die Verwundeten in den Händen des Feindes gelassen habe, wodurch auch wir in eine ziemlich unangenehme Lage versetzt waren. Ich konnte [394] nicht an die bittere Wahrheit glauben und war entschlossen, mich selbst davon zu überzeugen. Demzufolge ging ich nach den Anhöhen zurück, wo ich die Truppen ihre Gewehre zusammenstellen und sich mit Einbruch der Nacht auf den Boden werfen gesehen hatte – aber keine Truppen waren dort zu sehen. Da dachte ich, sie hätten blos ihre Stellung verändert und ich würde sie sicherlich finden, wenn ich über das Feld ginge. Ich war nicht weit gegangen, als ich ein Lagerfeuer in der Entfernung bemerkte. Ich eilte auf das Feuer zu, in der Hoffnung, dort einen vollen Aufschluß zu bekommen; aber als ich näher kam, sah ich nur eine einsame Gestalt am Feuer sitzen – es war die Gestalt eines Frauenzimmers.

Als ich zu ihr herantrat, erkannte ich sie als eine der Wäscherinnen unserer Armee. Ich fragte sie, was sie da mache, und wohin die Armee gezogen sei. Sie sprach: „Ich weiß nichts von der Armee; ich koche meinem Manne sein Abendessen und erwarte, daß er jede Minute nach Hause kommt; sehen Sie, was für eine Menge Sachen ich für ihn geholt habe.“ Dabei deutete sie auf einen gewaltigen Haufen Teppiche, Tornister und Feldflaschen, die sie gesammelt und über die sie sich selbst als Schildwache eingesetzt hatte. Ich fand bald aus, daß das arme Geschöpf wahnsinnig geworden war. Die schrecklichen Auftritte der Schlacht hatten ihren Geist gebrochen, und alle meine Bemühungen, sie zum Mitgehen zu bewegen, waren vergeblich. Ich hatte keine Zeit zu verlieren, denn ich war jetzt überzeugt, daß unsere Armee wirklich abgezogen war.

Ich ging abermals auf Centreville zu. Ich war nur wenige Schritte gegangen, als ich den Tritt von Pferden vernahm. Ich hielt still, und als ich nach dem Lagerfeuer, das ich eben verlassen hatte, hinblickte, sah ich eine Abtheilung Cavalerie zu der Frau, die noch immer dort saß, hinreiten. Zum Glück hatte ich kein Pferd, das ein Geräusch machen oder die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte; denn ich hatte das meinige bei dem Hospital gelassen, mit der Absicht bald dahin zurückzukehren. Ich war davon überzeugt, daß es feindliche Cavalerie sei, was ich sah, und daß ich mich womöglich außer Sicht halten müsse, bis dieselbe abgezogen sein werde. Zum Glück war ich in der Nähe eines Zaunes, an welchem große Haufen Reisholz aufgeschichtet waren, und da die Nacht sehr finster wurde und es zu regnen anfing, so dachte ich, ich könnte mindestens bis zum nächsten Morgen unentdeckt bleiben. Mein Argwohn, daß das wahnsinnige Weib ihnen meine Anwesenheit und Richtung, die ich eingeschlagen, verrathen haben möchte, erwies sich als richtig. Sie kamen auf mich zu, und ich beschloß, unter einen jener Reisighaufen zu kriechen, was ich that; kaum war ich darunter verborgen, so kamen sie heran und blieben an dem nämlichen Haufen stehen, in welchem ich versteckt war.

Einer der Rebellen sprach: „Sieh hier, altes Weib, weißt du es auch gewiß, daß sie es uns sagen kann, wenn wir sie finden?“ „O, ja, sie kann es euch sagen, ich weiß es gewiß,“ war die Antwort der Wahnsinnigen. Sie gingen darauf eine kleine Strecke fort und kamen dann wieder; endlich beschuldigten sie das Weib, daß es sie betrogen habe; sie fluchten und drohten, sie zu erschießen, und sie begann zu weinen. Schließlich gaben sie die Jagd auf mich als hoffnungslos auf und ritten fort, indem sie das Weib mitnahmen, und ich blieb in einer vollkommenen Ungewißheit des Geheimnisses, das sie von mir enträthselt zu haben wünschten, und zum ersten Male in meinem Leben freute ich mich, daß meine „Neugierde“ nicht befriedigt wurde. – Ich blieb dort, bis der Wiederhall der Tritte ihrer Pferde in der Ferne erstorben war; darauf kroch ich sehr vorsichtig hervor und gelangte nach Centreville, wo die angenehme Nachricht meiner wartete, daß Mr. und Mrs. B. fort waren und mein Pferd mitgenommen hatten, in der Meinung, daß ich gefangen genommen worden sei.

Das Dorf Centreville war noch nicht von den Rebellen besetzt, so daß ich ohne Belästigung mich retten konnte; aber wie konnte ich davongehen und jene Hospitäler voll sterbender Männer verlassen, ohne daß irgend Jemand ihnen einen Trunk Wasser reichte? Ich mußte noch einmal in jene steinerne Kirche gehen, selbst auf die Gefahr hin, gefangen genommen zu werden. Ich that es – und der Ruf „Wasser! Wasser!“ erscholl lauter als das Gestöhn der Sterbenden. Kaplan B. hatte ihnen, ehe er sie verließ, gesagt, daß sie sich bald in den Händen des Feindes befinden würden – daß unsere Armee sich nach Washington zurückgezogen habe und daß keine Möglichkeit vorhanden sei, die Verwundeten fortzuschaffen.

Da lagen sie und erwarteten ruhig die Ankunft ihrer grausamen Feinde, augenscheinlich bereit, sich mit Ergebung in jedes Schicksal zu fügen, das deren Grausamkeit ihnen eingeben möchte. O, wie tapfer jene Männer waren! Welchen sittlichen Muth sie besaßen! Nur die Gnade Gottes und die richtige Würdigung der großen Sache, wofür sie so hochherzig fochten und bluteten, konnte sie mit solchen beiden und solcher Demüthigung aussöhnen.

Sie Alle drangen in mich, sie zu verlassen und mich nicht der barbarischen Behandlung auszusetzen, die ich als Gefangene wahrscheinlich erleiden würde, mit dem Beifügen: „Wenn Sie bleiben, so werden die Rebellen Ihnen doch nicht erlauben, Etwas für uns zu thun.“ Einer der Verwundeten sprach: „Doctor E. ist erst vor Kurzem fortgegangen – er zog mir drei Kugeln aus dem Bein und Arm, und zwar mit seinem Federmesser. Ich sah einundzwanzig Kugeln, die er in diesem Hospital den Soldaten aus den Gliedern geschnitten hatte. Er war entschlossen, bei uns zu bleiben, aber wir wollten dies nicht zulassen, denn wir wußten, die Rebellen würden ihm nicht mehr gestatten, Etwas für uns zu thun; und Sie müssen sich ebenfalls fortmachen, und zwar sehr bald, oder sie werden Sie noch hier finden.“

Nachdem ich Wasser in den Bereich Solcher, die ihre Arme gebrauchen konnten, gestellt und Andern, die dies nicht konnten, einen Trunk gereicht hatte, wandte ich mich zum Fortgehen mit Gefühlen, die ich nicht beschreiben kann; aber ehe ich die Thür erreichen konnte, rief mich eine schwache Stimme zurück – es war die Stimme eines jungen Officiers von Massachusetts; er hielt in der Hand ein goldenes Medaillon, und als er es mir überreichte, sprach er: „Wollen Sie es gefälligst öffnen?“ Ich that es und hielt es ihm vor, damit er einen letzten Blick auf das darin enthaltene Bild werfen könnte. Er ergriff es hastig und preßte seine Lippen zu wiederholten Malen darauf. Das Bild stellte eine junge Frau von seltener Schönheit mit einem Kindlein in den Annen dar. Sie selbst schien kaum den Kinderjahren entwachsen zu sein; auf der entgegengesetzten Seite stand ihr Name und ihr Wohnort gedruckt. Während er es noch immer mit zitternder Lippe anstarrte und ich auf eine theure Botschaft für die Geliebten wartete, hörte man das unverkennbare Stampfen von Cavalerie in der Straße – in einem Nu erhaschte ich das Medaillon aus den Händen des Sterbenden und machte mich davon.



[486]
Ein Heldenweib in der Unions-Armee.

II.

Fanatismus und Bosheit der Frauen in den Rebellennstaaten. – Die gezüchtigte und bekehrte Rebellin, zuletzt Krankenpflegerin in den Hospitälern der Föderirten. – Emma Edmonds als Spion und – Neger.

Wir folgen Emma Edmonds, deren getreues Portrait unsere Abbildung zeigt, in ihrem „Kranken und Spionen Dienst für die Unions-Armee“ weiter, indem wir einzelne hervorragende Scenen ihrer Erlebnisse in dem großen Kriege aus ihrem Werke herausheben.

Die Potomac Armee wurde eingeschifft und 100'000 Mann stark nach Fort Monroe transportirt, von wo sie später nach Yorktown marschirte. Von dem Lager bei Yorktown aus wurde Emma Edmonds oft ausgeschickt, um Vorräthe für die Hospitäler, namentlich Butter, Eier, Milch, Hühner etc. herbeizuschaffen. Auf diesen Wanderungen erlebte sie manches interessante Abenteuer, unter andern eines, das den Fanatismus, die Boshaftigkeit und Wuth der weiblichen Rebellen kennzeichnet.

„Eines Morgens,“ erzählt unsere Heldin, „brach ich ganz allein nach einem vereinzelten Landhause auf, welches drei Meilen von der Hamptoner Landstraße entfernt lag und wohin ich fünf Meilen weit zu reiten hatte; dasselbe war, wie das Gerücht ging, mit allen Gegenständen, die ich suchte, reichlich versehen. Ich galoppirte rasch voran, bis ich an ein Thor kam, das einen stracks nach dem Hause führenden Baumgaug schloß. Ich ritt bis zu dem im altmodischen virginischen Geschmacke errichteten Gebäude, band mein Pferd an einen Pfosten unweit der Thür und zog die Klingel. Eine hohe stattliche Dame erschien und lud mich mit scheinbar großer Höflichkeit zum Eintreten ein. Sie war in tiefe Trauer gekleidet, was zu ihrem bleichen, kummervollen Gesichte sehr wohl stand. Sie schien etwa dreißig Jahre alt zu sein, hatte ein sehr einnehmendes Aeußere und gehörte augenscheinlich zu einem der geheimen südlichen Frauenvereine. Sobald ich mich gesetzt hatte, fragte sie: ,Welchen glücklichen Umständen soll ich das Vergnügen dieses unerwarteten Besuches zuschreiben?’ Ich erklärte ihr mit wenigen Worten die Beschaffenheit meines Geschäftes. Diese Kunde schien ihre bleichen Gesichtszüge noch mehr zu umwölken, was sie trotz ihrer Bemühungen nicht zu verbergen vermochte. Sie schien aufgeregt zu sein und ein gewisses Etwas in ihrem Benehmen erregte meinen Verdacht, trotz ihrer einschmeichelnden Manieren und ihres feinen Anstandes.

Sie lud mich in ein anderes Zimmer ein, während sie die Gegenstände, die sie mir zukommen lassen wollte, zurecht legen würde, aber ich lehnte dieses ab mit der Entschuldigung, daß ich vorzöge, da zu sitzen, wo ich sehen könnte, ob mein Pferd ruhig bliebe. Ich beobachtete genau alle ihre Bewegungen und wagte nicht, meine Augen einen Augenblick zur Seite zu wenden. Sie ging in ihrer würdevollen Haltung eine Zeit lang umher, ohne indeß zur Beschleunigung meines Geschäftes viel auszurichten, und sie versuchte augenscheinlich, mich zu irgend einem Zwecke aufzuhalten. Sann sie etwa über die beste Art eines Angriffes auf mich nach, oder erwartete sie die Ankunft Jemandes und wollte mich bis dahin zurückhalten? Derartige Gedanken fuhren mir in rascher Aufeinanderfolge durch den Sinn.

Endlich stand ich plötzlich auf und fragte sie, ob die Sachen bereit seien. Sie antwortete mir mit einem verstellten Lächeln der Ueberraschung: ,Ach, ich wußte nicht, daß Sie so große Eile hatten, ich wartete, bis die Jungen kommen und einige Hühner für Sie fangen würden? ,Und bitte, Madame, wo sind die Jungen?’ fragte ich. ,O, nicht weit von hier,'war ihre Antwort. ,Gut, ich habe mich entschlossen, nicht zu warten; halten Sie mich gefälligst nicht länger auf,’ sprach ich und ging auf die Thür zu. Sie begann Butter und Eier in ein Körbchen, das ich mitgebracht halte, zusammenzupacken, während ein anderer leerer Korb neben ihr stand. Ich sah sie an; sie zitterte heftig und war todtenbleich. Bald nachher reichte sie mir das Körbchen, und ich hielt ihr einen .Greenback’ als Zahlung hin. ,O, auf Zahlung kommt es nicht an,’ sagte sie und nahm das Geld nicht an. Ich dankte ihr und trat aus dem Hause.

Einige Augenblicke später kam sie an die Thür, aber sie erbot sich nicht, mir beizustehen oder den Korb zu halten oder irgend Etwas sonst zu thun, sondern stand da und warf mir die boshaftesten Blicke zu, wie es mir vorkam. Ich stellte den Korb oben auf den Pfosten, an welchen mein Pferd angebunden war, setzte mich in den Sattel und nahm darauf den Korb in die Hand.

Ich wünschte ihr guten Morgen, dankte ihr nochmals für ihre Güte und ritt fort.

Kaum war ich eine Ruthe entfernt, als sie ein Pistol nach mir abschoß; als ob ich eine solche Bewegung geahnt, hatte ich mich bis hinter den Hals meines Pferdes hinabgebeugt, und die Kugel fuhr mir über den Kopf hinaus. In einem Nu wandte ich mein Pferd um und ergriff mein Drehpistol. Sie feuerte gerade zum zweiten Male, war aber dabei so aufgeregt, daß die Kugel vom Ziele weit abflog. Ich hielt meinen Siebenläufer in der Hand und besann mich, wohin ich zielen sollte. Ich wünschte nicht die Elende zu tödten, aber ich beabsichtigte, sie zu verwunden.

Als sie sah, daß ich ebensalls dieses Spiel mitmachen konnte, da ließ sie ihre Waffe fallen und erhob flehend die Hände. Ich zielte genau nach einer ihrer Hände und schickte eine Kugel mitten durch die linke Hand. Sie fiel augenblicklich mit einem lauten Schrei zu Boden. Ich stieg vom Pferde, hob das neben ihr liegende Pistol auf und steckte es in meinen Gürtel. Darauf nahm ich die edle Dame in folgender Weise in Obhut: ich ergriff meinen Halfterriemen und band denselben um ihr rechtes Handgelenk so fest, daß es sie schmerzte; alsdann stieg ich wieder zu Pferde, ritt fort und brachte die Dame dadurch zur Besinnung, daß ich sie an dem Handgelenk zwei bis drei Ruthen auf dem Boden nachschleifte.

Ich hielt an, und sie sprang auf und flehte mich mit wildem Jammergeschrei an, sie loszulassen, statt dessen richtete ich jedoch mein Drehpistol auf sie und sagte ihr, wenn sie noch ein Wort oder einen Schrei von sich gebe, so sei sie ein Kind des Todes.

Auf diese Weise gelang es mir, sie von der Herbeilockung eines Rebellen abzuhalten, so daß ich ungestört meinen Weg nach Mac Clellan’s Hauptquartier fortsetzte.

Nachdem wir etwa anderthalb Meilen zurückgelegt hatten, sagte ich ihr, sie möge reiten, wenn sie dies wünsche; denn ich sah, daß sie durch Blutverlust schwach wurde. Mit Freuden nahm sie mein Anerbieten an, und ich verband ihre Hand mit meinem Taschentuche, gab ihr meinen Shawl, um damit ihren Kopf zu bedecken, und half ihr in den Sattel. Ich ging zu Fuße nebenher und [487] hielt dabei fortwährend den Zaum fest. Als wir noch etwa eine Meile von unserem Hauptquartier entfernt waren, wurde sie ohnmächtig und ich fing sie auf, wie sie von dem Pferde herabfiel.

Ich legte sie am Wege nieder und ging nach Wasser, welches ich in meinem Hute holte; nachdem ich ihr Gesicht eine Weile benetzt halle, erholte sie sich wieder.

Zum ersten Male seit unserem Aufbruch begann ich ein Gespräch mit ihr und erfuhr, daß sie innerhalb der letzten drei Wochen ihren Vater, ihren Gatten und zwei Brüder in der Rebellen-Armee verloren hatte. Sie hatten alle zu einer Scharfschützen-Compagnie gehört und waren die Ersten, die fielen. Seit der Kunde von diesen Unglücksfällen war sie fast wahnsinnig geworden.

Sie sagte, ich sei die erste Person aus dem Yankeelande, die sie nach dem Tode ihrer Verwandten gesehen; der böse Geist scheine sie zu ihrer That angetrieben zu haben, und wenn ich sie nicht an die Militärbehörden ausliefern wolle, so werde sie mit mir gehen und die Verwundeten verpflegen helfen. Sie erbot sich sogar, den Eid der Treue zu leisten, und schien tiefe Reue zu fühlen. Ich erinnerte mich der Worte des Erlösers, einem reuigen Sünder zu vergeben, und sagte ihr, ich verzeihe ihr vollkommen, wenn sie aufrichtig Buße thue. Sie antwortete mit Seufzern und Thränen.

Bald nach dieser Unterhaltung brachen wir nach dem Lager auf, sie schwach und gedemüthigt und ich stark und voll Freude. Niemand erfuhr jemals seit jenem Tage bis heute das Geheimniß, daß jene Rebellin eine Pflegerin unserer kranken Soldaten geworden. Anstatt nach General Mac Clellan’s Hauptquartier geführt zu werden, begab sie sich in das Hospital, wo Dr. P. ihre Hand verband, die ihr große Schmerzen verursachte. Der gute alte Arzt konnte niemals das auf ihre Krankheit bezügliche Geheimniß enträthseln; denn er erfuhr von uns Beiden nichts weiter, als daß sie von einem Yankee geschossen worden sei.

Am nächsten Tage kehrte sie in einer Ambulanz, von einem Hospitalverwalter begleitet, nach ihrem Hause zurück, holte dort Alles, was in den Hospitälern gebraucht werden konnte, und schlug darauf ihren Wohnsitz bei uns auf. Sie hieß Alice M., aber wir nannten sie Nellie /I. Sie bewies bald die Aufrichtigkeit ihrer Bekehrung zu der Sache der Union durch ihren Eifer in der Pflege ihrer Streiter und wurde eine der getreuesten und brauchbarsten Krankenwärterinnen in der Potomac-Armee. Aber dieses war auch der erste und der einzige Fall, wo ein weiblicher Rebell seine Gesinnungen änderte oder in seiner Grausamkeit oder seinem Hasse gegen die Yankees’ im Geringsten nachließ.“

Emma Edmond wagte eine noch weit gefährlichere Betheiligung im Kampf. Ein Bundes-Spion war in Richmond gefangen und hingerichtet worden; seine Stelle mußte ersetzt werden – und sie meldete sich dazu! Sie erzählt: „Mein Name wurde in das Hauptquartier geschickt, und ich wurde bald selbst dahin beschieden und vor die Generäle Mc., M. und H. geführt, wo ich Kreuz- und Querfragen in Bezug auf meine Ansichten von der Rebellion und über meinen Beweggrund zur Unternehmung eines so gefährlichen Wagnisses unterworfen wurde. Ich sprach meine Ansichten freimüthig aus, gab meine Absichten kurz an, und ich hatte die Prüfung Numero Eins bestanden. Sodann wurde ich hinsichtlich meiner Kenntnisse im Gebrauche von Schießgewehren geprüft, und in diesem Stücke legte ich Proben ab, die einem Veteranen würdig waren. Darauf wurde ich nochmals in ein Kreuzverhör genommen, und zwar von einer neuen Commission von Generälen. Zunächst folgte eine phrenologische Untersuchung, und als man fand, daß meine Organe der Verschwiegenheit, der Kampflust etc. bedeutend entwickelt waren, so wurde mir der Eid der Treue abgenommen und ich mit einigen schmeichelhaften Bemerkungen entlassen.

Am nächsten Morgen brach ich in aller Frühe nach Fort Monroe auf, wo ich mir mehrere, zu einer vollkommenen Verkleidung unerläßlich nothwendige Gegenstände verschaffte. Erstlich kaufte ich einen Anzug, wie ihn die Sclaven aus den Plantagen tragen, und darauf begab ich mich zu einem Barbier und ließ mir das Haar dicht am Kopfe abscheeren. Alsdann folgte der Färbungsproceß – Kopf, Gesicht, Hals und Hände wurden so schwarz gefärbt, wie bei irgend einem Afrikaner, und zuletzt, um mein Contreband-Costüm zu vollenden, bedurfte ich noch einer Schwarzen Perücke, die ich aus Washington erhielt.

Meine Vorbereitungen waren somit getroffen, und ich war bereit, auf meine erste geheime Expedition nach der Rebellen Hauptstadt auszugehen. Mit etwas Schiffszwieback in der Tasche und mit geladenem und schußfertigem Revolver brach ich zu Fuße auf, ohne selbst einen Teppich oder etwas sonst mitzunehmen, was Verdacht erregen konnte. Um halb zehn Uhr passirte ich durch die äußerste Vorpostenlinie der Bundes-Armee, um zwölf Uhr war ich innerhalb der Rebellen-Linien und war nicht einmal von einem Wachposten angehalten worden. Ich war weniger als zehn Ruthen weit an einem Rebellen-Vorposten vorbeigegangen, und er hatte mich nicht gesehen. Sobald ich mich in sicherer Entfernung von den Vorpostenlinien befand, legte ich mich nieder und ruhete mich aus bis zum Morgen. Die Nacht war frostig, der Boden kalt und feucht, und ich verbrachte die langen Stunden in Angst und Zittern. Der erste Gegenstand, der sich am nächsten Morgen meinen Blicken darbot, war eine Schaar Neger, welche den Rebellen Pikets warmen Kaffee und Nahrung brachten. Ich machte mich alsbald mit ihnen bekannt und wurde für mein freundliches Entgegenkommen mit einem Becher Kaffee und einem Stück Maisbrod belohnt, was sehr viel dazu beitrug, die noch von der Nacht in mir weilenden kalten Schauer zu vertreiben. Ich blieb dort, bis die Schwarzen zurückkehrten, und darauf marschirte ich mit ihnen nach Yorktown hinein, ohne den geringsten Argwohn zu erregen.

Die Neger gingen sofort an die Arbeit an den Verschanzungen, nachdem sie sich bei ihren Aufsehern gemeldet hatten; ich blieb allein stehen, da ich mich noch nicht ganz entschlossen hatte, welche Rolle ich zunächst spielen sollte. In dieser Hinsicht wurde ich bald aller weiteren Mühe enthoben, denn mein Müßiggehen hatte die Aufmerksamkeit eines Officiers auf mich gezogen, der mich fragte, wem ich gehörte, und warum ich nicht an der Arbeit sei? Ich antwortete in meinem besten Negerdialekt, ich gehörte Niemandem, ich sei frei und dies stets gewesen, ich wolle nach Richmond gehen, um dort Arbeit zu suchen. Aber das half mir nichts, denn er wendete sich an einen Mann in bürgerlicher Kleidung, der als Aufseher über die Neger gesetzt zu sein schien, mit den Worten: ,Stellen Sie diesen schwarzen Schuft an die Arbeit, und wenn er nicht tüchtig arbeitet, so binden Sie ihn und lassen Sie ihm zwanzig Hiebe aufzählen, um ihm den Gedanken beizubringen, daß es hier keine freien Niggers giebt, so lange noch ein verdammter Yankee in Virginia ist.’

Mit diesen Worten ritt er fort, und ich wurde an eine Verschanzung geführt, welche im Bau begriffen war, und woran etwa hundert Neger arbeiteten. Ich wurde bald mit einer Axt, Schaufel und einem ungeheuern Schiebkarren versehen und begann sofort meinen Gefährten in der Knechtschaft nachzuahmen. Derjenige Theil der Brustwehr, an welcher ich arbeiten sollte, war ungefähr acht Fuß hoch. Der Schutt wurde in Schiebkarren auf einfachen Bretern hinaufgefahren, deren eines Ende auf der Höhe der Brustwehr, und deren anderes auf dem Boden ruhte. Ich brauche nicht zu sagen, daß diese Arbeit äußerst hart selbst für den stärksten Mann war; nur wenige waren im Stande ihre Schiebkarren allein hinaufzubringen, und ich wurde oft von einem gutmüthigen Schwarzen unterstützt, wenn ich nahe daran war von der Planke hinabzustürzen. Den ganzen Tag lang arbeitete ich auf diese Weise, bis meine Hände von den Gelenken bis zu den Fingerspitzen voller Blasen waren

Die Nacht kam, und ich wurde von meinen Mühsalen erlöst. Es stand mir frei, innerhalb der Verschanzungen zu gehen, wohin ich wollte, und ich machte einen guten Gebrauch von meiner Freiheit. Ich entwarf einen kurzen Bericht über die auf Lafetten liegenden Geschütze, die ich in jener Nacht auf meinem Spaziergange um das Fort sah, legte diese Angabe, nebst einem groben Abriß der Belagerungs-Außenwerke, unter die innere Sohle meines Contreband Schuhes und kehrte in das Negerquartier zurück.

Da ich erkannte, daß meine Hände nicht in einem Zustande sein würden, um am folgenden Tage viel Erde zu schaufeln, sah ich mich unter den Negern um, ob ich nicht einen finden könnte, dessen Dienst minder schwer war und welcher seine Stelle mit mir vertauschen wollte. Es gelang mir, einen Jungen von ungefähr meiner eigenen Größe zu finden, der den Truppen Wasser zu bringen hatte. Er versprach mir, am nächsten Tage meinen Platz einzunehmen, und meinte, er könne einen Freund finden, um dasselbe am folgenden Tage zu thun, für welche brüderliche Güte ich ihm fünf Dollars in Greenbacks gab, aber er erklärte, er könne nicht so viel Geld annehmen – er habe niemals so viel Geld in seinem ganzen Leben gehabt. Durch diese Veranstaltung entging [488] ich der genauen Untersuchung des Aufsehers, die wahrscheinlich zu der Entdeckung meiner angenommenen afrikanischen Hautfarbe geführt haben würde.

Der zweite Tag im Dienste der Conföderirten war für mich weit angenehmer als der erste. Ich hatte nur eine Brigade mit Wasser zu versorgen, was keine großen Anstrengungen einforderte, denn der Tag war kühl und der Brunnen nicht weit entfernt; demzufolge hatte ich eine Gelegenheit, unter den Soldaten herumzuschlendern und die Besprechung wichtiger Gegenstände anzuhören.

Auf diese Weise erfuhr ich die Zahl der Verstärkungen, die aus verschiedenen Orten angekommen waren, und hatte das Vergnügen, den General Lee zu sehen, der eintraf, während ich dort war.

Die Leute flüsterten sich einander zu, man habe ihn durch den Telegraphen beschieden, um die Yankee-Verschanzungen zu inspiciren, weil er der beste Ingenieur in der Conföderation sei, und er habe es für unmöglich erklärt, Yorktown zu halten, nachdem MacClellan seine Belagerungs-Geschütze auf den Ort hatte spielen lassen.

Ferner wurde auch General J. C. Johnson mit einem Theile seiner Truppen stündlich erwartet. Alles zusammengenommen, schlugen die Rebellen ihre Streitmacht in Yorktown und seiner Umgebung zu 150,000 Mann an.

Als Johnson ankam, wurde ein Kriegsrath gehalten und die Dinge nahmen ein mißliches Aussehen an. Darauf begann das Gerücht in Umlauf zu kommen, daß der Ort geräumt werden solle. Da ich noch etwas Zeit übrig hatte, so besuchte ich meine Negerfreunde und brachte ihnen Wasser. Ein junger Schwärzling, der einen Zug aus dem kühlen Getränke gethan, betrachtete mich mit Verwunderung und wandte sich an einen seiner Cameraden mit den Worten: ,Jim! ich will verdammt sein, wenn der Kerl da nicht weiß wird, wenn er es nicht wird, dann bin ich kein Nigger.’ Ich wurde durch diese Bemerkung etwas bestürzt, doch versetzte ich mit gleichgültiger Miene: ,Well, meine Herren, ich erwartete immer, einmal weiß zu werden; meine Mutter ist eine weiße Frau.’ Dieses hatte die gewünschte Wirkung, denn sie Alle lachten über meine Einfalt und machten keine weitere Bemerkung über den Gegenstand. Sobald ich ihnen schicklicher Weise außer Sicht kommen konnte, betrachtete ich meine Hautfarbe vermittelst eines kleinen Taschenspiegels, den ich gerade zu diesem Zwecke bei mir führte – und wahrhaftig, wie der Neger gesagt hatte, ich färbte mich in der That wieder weiß. Ich hatte mir noch eine dunkle Mulattenfarbe, während ich vor zwei Tagen noch so schwarz wie Ebenholz war. Indeß hatte ich ein Fläschchen salpetersaures Silber in schwacher Auflösung bei mir, welche ich anwandte, um das Verschwinden der übrigen Farbe zu verhindern.

Als ich mit einem frischen Wasservorrath auf meinen Posten zurückkehrte, sah ich eine Soldatengruppe um einen Menschen versammelt, der sie in echt südlicher Manier anredete. Die Stimme des Redners kam mir bekannt vor, und als ich einen verstohlenen Blick auf ihn warf, erkannte ich alsbald in ihm einen Hausirer, der regelmäßig einmal in der Woche mit Zeitungen und Schreibmaterialien in das Hauptquartier kam. Er pflegte sich dort unter einem oder dem andern Vorwande jedesmal einen halben Tag lang herumzutreiben. Eben gab er den Rebellen eine vollständige Beschreibung unseres Lagers und unserer Streitkräfte und brachte auch einen Abriß der ganzen Verschanzungen von MacClellan’s Stellung zum Vorschein. Er schloß seine Ansprache mit den Worten: ,Sie verloren einen trefflichen Officier durch meine Vermittelung, seitdem ich diesmal fortwar. Es war doch schade, einen solchen Mann zu tödten, obwohl er ein verdammter Yankee war.’ Dann erzählte er den Tod eines meiner innigsten Freunde, des Lieutenants James B., eines hohen stattlichen schwarzlockigen jungen Mannes aus St. John in New-Braunschweig, der durch diesen Verräther auf das Schändlichste hingemordet worden war. Ich dankte Gott für diese Nachricht. Von diesem Augenblick an war der Hausirer ein dem Tode geweihter Mann; sein Leben war nicht drei Cents in Conföderirtem Scheingeld werth. Zum Glück kannte er nicht die Gefühle, die das Herz des kleinen schwarzen Burschen durchstürmten, der so ruhig dasaß und die Feldflaschen füllte – und es war gut, daß er sie nicht kannte.

Am Abend des dritten Tages nach meinem Eintritt in das feindliche Lager, wurde ich in Begleitung der Farbigen ausgeschickt, um den äußersten Vorposten auf dem rechten Flügel ihr Abendessen zu bringen. Dies war gerade was ich wünschte, und ich hatte während des Tages in Betracht der Möglichkeit eines solchen Ereignisses Vorbereitungen getroffen, mich namentlich unter Anderem mit einer Feldflasche voll Whiskey versehen. Manche der auf Vorposten stehenden Leute waren Schwarze und manche Weiße.

Ich hatte große Vorliebe für die Leute meiner eigenen Farbe, deshalb rief ich einige der schwarzen Vorposten zu mir, setzte ihnen Maisbrod vor und gab ihnen etwas Whiskey zum Dessert. Während wir so zusammen waren, pfiffen uns die Miniékugeln der Yankees um die Köpfe herum, denn die Piketlinien der streitenden Theile waren keine halbe Meile von einander entfernt. Ich beabsichtigte eine Weile bei den Vorposten zu bleiben, und die Schwarzen kehrten ohne mich in das Lager zurück.

Nicht lange nach Einbruch der Nacht kam ein Officier die Linien entlang geritten; er bemerkte mich und fragte, was ich da zu thun hätte. Einer der Farbigen versetzte, ich hätte geholfen, ihnen ihr Abendessen zu bringen, und ich wolle warten, bis die Yankees ihr Feuer einstellten, ehe ich mich auf den Rückzug machte.

Er wandte sich darauf gegen mich mit den Worten: ,Du gehst mit mir voran.’ Ich folgte seinem Befehle und er kehrte auf demselben Wege, den er gekommen, zurück, bis wir etwa fünfzig Ruthen zurückgelegt hatten; darauf hielt er vor einem Unterofficier an und sprach: .Stellen Sie diesen Burschen bis zu meiner Rückkehr auf den Posten, wo jener Mann erschossen wurde.' Ich wurde einige Ruthen weiter geführt, worauf man mir eine Büchse in die Hand gab, welche ich ohne Weiteres zu brauchen hätte, falls ich irgend Etwas oder irgend Jemanden vom Feinde herankommen sehen sollte. Darauf folgte die schmeichelhafte Bemerkung, nachdem man mich am Rockkragen gepackt und ziemlich derb geschüttelt hatte: ,Nun, Du schwarzer Schuft, wenn Du auf Deinem Posten einschläfst, so schieße ich Dich wie einen Hund nieder.' ,O nein, Massa, ich fürchte mich zu sehr zu schlafen,’ war meine Antwort in echtem Negerkauderwälsch.

Die Nacht war sehr finster und es begann zu regnen. Ich war jetzt ganz allein, aber wie lange es dauern mochte, bis jener Officier mit Jemanden, der mich ablösen sollte, zurückkehren würde, das wußte ich nicht, und ich hielt es für das Beste, was ich thun konnte, den gegenwärtigen günstigen Augenblick gut zu benützen.

Nachdem ich die Stellung der Vorposten auf jeder Seite von mir so gut wie möglich ausgemittelt hatte, von denen jeder den Schutz des nächsten Baumes genoß, trat ich vorsichtig und geräuschlos in die Finsterniß hinaus und schlüpfte bald rasch durch den Hochwald nach dem ,Lande der Freien’ hin, während ich meine stattliche Büchse festpackte, um diese Beute nicht zu verlieren. Ich wagte mich nicht zu nahe an die Linien der Bundestruppen, denn ich schwebte in größerer Gefahr, von diesen erschossen zu werden, als von dem Feinde; deshalb brachte ich den Rest der Nacht auf Schußweite von unseren Linien zu und hielt mit dem ersten Morgengrauen das wohlbekannte Signal in die Höhe, worauf ich wieder einmal mit dem Anblick des theuern alten Sternenbanners begrüßt wurde.

Ich begab mich alsbald in mein Zelt. Nachdem ich mit Seife und Wasser soviel Farbe als möglich beseitigt hatte, war meine Hautfarbe ein hübsches Kastanienbraun geworden, das zu meinem neuen Costüm, einer Soldatenuniform, die ich mir hatte holen lassen, sehr gut stand. Hätte meine eigene Mutter mich damals gesehen, so würde es schwer gehalten haben, sie von unserer Verwandtschaft zu überzeugen. Ich fertigte meinen Rapport alsbald aus und brachte ihn in General Mac Clellan’s Hauptquartier, nebst meiner Trophäe aus dem Lande der Hochverräther. Ich sah den General G. B., aber er erkannte mich nicht wieder und befahl mir, mich in einer Stunde nach jener Zeit zu ihm zu begeben. Abermals kehrte ich in mein Zelt zurück, machte mein Gesicht mit Kreide weiß und kleidete mich in derselben Weise, wie am Tage der Prüfung, stellte mich zu der bestimmten Stunde ein und empfing die herzlichen Glückwünsche des Generals. Die Büchse wurde nach Washington geschickt und befindet sich jetzt als ein Andenken an den Krieg im Capitol.“