Ein Mittagsmahl bei den Kurden

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Mittagsmahl bei den Kurden
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 296
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[296] Ein Mittagsmahl bei den Kurden. Die Kurden sind auch ein türkischer Volksstamm um Aleppo in Syrien herum bis zum schwarzen Meere. Ein Engländer, der ein Jahr in der Türkei herumreiste und auch die Kurden besuchte, beschreibt seinen Mittagstisch bei ihnen so: „Zu Tische gingen wir in’s Außenzimmer, dessen eine Seite ganz offen war. Wir placirten uns auf eine Art von Fußbänke um einen metallenen Trog. Der Rand desselben war mit flachen, frisch gebackenen Kuchen bedeckt und in die Mitte wurde dieselbe Schüssel gesetzt, aus der wir gestern dasselbe gegessen, nämlich ein großes geröstetes (frei am Feuer gebratenes) Lamm, mit Reis, Mandeln und Pestachio-Nüssen gestopft. Nachdem wir uns Alle gewaschen, fing der Hausherr mit seinen mächtigen „fünfzackigen Gabeln“, die ihm an sehnige Arme gewachsen waren, an, ein Stück Fleisch nach dem andern abzureißen und es seinen Gästen höflich mit geballter Faust präsentirend; auch gab er unparteiisch jedesmal eine Hand voll (wörtlich zu nehmen) Gefülltes zu.

Die Schafe hier haben einen langen, dicken Schwanz von purem Fett, der als eine eben so große Delikatesse gilt, als bei uns der Ochsenschwanz. Mein Nachbar, der Pascha, that mir die Ehre an, alle Augenblicke ein Stück abzureißen, es mir zu bieten und sich dann die Finger abzulecken. In Ermangelung eines Präsentirtellers reichte er mir jedes Stückchen auf der flachen Hand, wofür ich natürlich jedesmal in Dankbarkeit ersterben mußte, um für keinen Barbaren zu gelten. Endlich ward diese Schüssel entfernt, und hereintrat auf drei steifen Beinen eine ungeheuere eiserne Pfanne, zwei Fuß im Durchmesser die über und über mit heißen Doppelrippchen gespickt war. In der Mitte schwamm der pure Talg, in welchen Alle gemeinschaftlich mit großem Eifer ihre Kuchen tauchten. Mein Appetit hatte nun für keine Delikatessen mehr Sinn, aber ach, noch ein ganzes junges Schaf erschien, in einer andern Manier zubereitet. Aber vergebens fuhr der freundliche Hausherr mit der ganzen Hand tief in das Gefüllte und hielt es mir rauchend, triefend und niederkleckend hin – ich hatte genug. – Aber dem Finale schenkte ich doch wieder Aufmerksamkeit, nicht den Gebirgen von Reis und Yaurt (eine Art Mehlspeise), sondern den weißen Maulbeeren, deren erfrischende Kühle dem fetten Lamme und dem noch fetteren Schwanze in meinem Magen sehr wohl that. Die Maulbeeren werden als Delikatessen weit her von Armenien nach Antiochien und Aleppo gebracht.“