Ein alter Portrait-Steckbrief

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: S.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein alter Portrait-Steckbrief
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 348
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[348] Ein alter Portrait-Steckbrief. Die „Gartenlaube“ brachte in Nr. 15 einen interessanten Artikel über das Verbrecher-Album der Berliner Polizei, dessen Inhalt nach man vermuthen könnte, als wäre die Verfolgung von Verbrechern vermittelst deren Bildniß eine Errungenschaft der Neuzeit. Da dürfte es wohl für Manchen von Interesse sein, zu erfahren, daß bereits das Alterthum eine solche Art der Verfolgung gekannt hat, wie es aus einer Quelle erwiesen werden kann, welche bei den Studien über die allgemeine Culturgeschichte mehr zu Rathe gezogen werden sollte, als es bisher geschehen ist. Aus einer Notiz im Talmud geht nämlich hervor, daß es während der Kaiserzeit in Rom ein beliebtes Mittel war, einem Verbrecher durch Anschlag seines Bildes an die Thore Roms auf die Spur zu kommen.

Es wird im Tractat Aboda Sara erzählt, daß (um’s Jahr 138 bis 140) auf Anstiften eines römischen Staatsbeamten ein junges Mädchen aus angesehener Familie nach Rom gefangen fortgeführt und in ein Schandhaus geschleppt wurde, ein Vorkommniß, das zur Kaiserzeit nicht zu den Seltenheiten gehörte. Ihrem Schwager, dem so hoch gefeierten R. Meir, gelang es, den Wächter des Hauses zu bestechen und seiner Schwägerin zur Flucht zu verhelfen. Als dies herauskam, wurde das Bildniß R. Meir’s an Roms Thore angeschlagen und dabei ausgerufen: „Wer den Mann, dessen Bild hier befestigt ist, sieht, soll ihn gefangen nehmen!“

Dieses Referat, über dessen hohes Alter kein Zweifel besteht und das wenigstens für seine Zeit die besprochene Art der Verfolgung constatirt, dürfte für die Culturgeschichte von hohem Interesse sein. S.