Ein amerikanischer Geldfürst
[239] Ein amerikanischer Geldfürst. Es giebt auch heutzutage wie in den Zeiten der Blüthe Roms, der Republik wie des Kaiserreichs, Geldfürsten, die einen unerhörten Luxus zur Schau stellen. Wenn dabei wiederum das Geld unter die Leute gebracht wird , so erfüllt der Reichthum damit allerdings nur eine Verpflichtung, die ihm gegenüber den gewerbtreibenden Klassen obliegt; doch giebt es eine Art von Luxus, der sich nur in den kostspieligsten Absonderlichkeiten gefällt und deshalb wie ein Hohn auf die Armuth aussieht, welche im Kampf ums Dasein kaum die einfachsten Lebensbedürfnisse bestreiten kann. [240] So wird von dem Amerikaner Mackay, der aus seinen Silberminen in Nevada Millionen zieht, berichtet, daß er beim letzten Pariser Karneval durch seine Feste alle mitstrebenden Millionäre überflügelt habe. Seine Gattin schickte Jäger nach Neuguinea, welche dem seltenen Paradiesvogel dort nachstellen sollten, weil sie Sich aus den Federn derselben einen Mantel verfertigen lassen wollte. Bei seinem großen Ballfest in Paris hatte er im Garten einen Tanzpalast errichten lassen, dessen Wände mit rothem Sammet und Spiegeln bedeckt waren; es fehlte nicht an Gold und Marmor und Mosaik der Fußböden. Einige hundert Arbeiter waren Tag und Nacht beschäftigt, den Palast zu errichten, der mehrere hunderttausend Franken kostete. Den Gästen wurden frische Erdbeeren aus den südlichen Ländern, Störe aus Rußland, Vogelnester aus Indien vorgesetzt. Die Knallbonbons enthielten seidene Shawls, Taschentücher mit einem echten Schmuck, der das amerikanische Wappen trug. Diese Knallbonbons kosteten mehr als 150 000 Franken! Welche europäischen Fundgruben können mit den Silberminen von Nevada wetteifern! Den Arbeitern mochte man ihr Verdienst gönnen, alles Andere aber gehörte in das Gebiet eines Luxus, welcher nur der grenzenlosen Eitelkeit fröhnt.