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Ein merkwürdiger Brief

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Von Dresden nach Krakau 1697 Ein merkwürdiger Brief (1897) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900)
Gregor Heimburgs Grab
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Ein merkwürdiger Brief.
Durchlauchtigster Churprinz, gnädigster Herr,

So offt nur eine Gelegenheit erscheinet, an Ew. Hoheit eine unterthänigste Zuschrifft zu befördern, ergreiffe ich die Feder willigst, wiewohl ich aus vielfältiger Erfahrung besorgen muß, die wenigsten meiner Schreiben werden zu Dero Händen sicher überkommen. Solte gegenwärtiges Blat das tausendmahl gewünschte Glück haben, daß Ew. Hoheit es anschauen könten, würde mirs ein inniglicher Trost seyn. Versichre demnach, daß vor Ew. Hoheit höchsterwünschtes Wohlseyn an Seele u. Leib das gantze Churfürstenthum Sachsen unablässig zu Gott seufze, u. soll davon dieses Betformular zeugen, das in allen Kirchen dieser Lande nach denen Predigten alle Tage andächtig der Gemeine vor- u. von ihr nachgesprochen wird. Ich habe es schon einmahl übersendet, weiß aber nicht, ob es wird seyn überliefert worden. Ich preise aber Gott, der das Seufzen so vieler frommen Hertzen biß hieher in Gnaden erhöret, u. Ew. Hoheit Krafft gegeben hat, beständig bey Dero Zusage zu beharren, nach welcher Sie den Eifer vor die erkanndte Evangelische Warheit niemals sincken zu laßen sich anheischig gemachet haben. Es sind wohl immer, auch nur letzthin noch, einige Widriggesinnete bemüht gewesen, uns mit der Relation des Gegentheils zu schrecken, die Folge der Zeit aber hat ihr ungegründetes Vorgeben offenbarlich zu schanden gemacht. Gelobet sey dafür der Herr, u. gelobet sey sein heiliger Nahme immer u. ewiglich. Der bewahre Ew. Hoheit ferner u. regire zu weiterer Standhafftigkeit Dero Herz u. Sinn in Christo Jesu. Der werthe heil. Geist wird bey Ermanglung des Gehörs des reinen göttlichen Worts doch innerlich Dero Herz u. Seele erleuchten u. stärcken durch die Erinnrung dessen, was Sie ehmals wohl u. gründlich gefaßet haben. Sie sind schon jetzt ein Wunder vor aller Welt Augen, u. zu Ihrem noch fortwährenden festen Anhalten an der himmlischen Wahrheit müssen wir alle sagen: das hat Gott gethan, u. mercken, daß es sein Werck sey. Der wird ferner helffen, sintemahl so viele heiße Thränen, so Ihre Majestät Dero Frau Mutter, u. Ihre Königl. Hoheit Dero Frau Großmutter vor Sie bey Ihrem Gebete vergießen, auch so unzehlich viele herzliche Wünsche, die vor Dero Heil im Lande, ja, von der gesammten Evangelischen Kirche zu Gott abgeschicket werden, können ohne erfreulicher Würckung von ihm nicht zurücke kommen. Gott setze Ew. Hoheit unverrückt zum Segen, u. erfülle Sie mit Freuden seines Antlitzes. Er behüte Sie in Zukunfft, wie bißher, auf allen Dero Wegen, u. geleite Sie mit dem Schutze seiner heiligen Engel, laße auch die Zeit bald erscheinen, da wir über Dero höchsterwünschte Wiederkunfft uns freuen, u. Gott unser [69] schuldiges Lob- u. Danckopfer dafür abstatten können. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit Ihnen, Amen. Sie seyn u. bleiben Ihrem Jesu getreu! Diß ist der herzliche Wunsch, den aus Priesterlichem Hertzen u. unterthänigster Schuldigkeit hiermit abstattet, der, so Ew. Hoheit erster Beichtvater gewesen ist, u. unausgesetzt verharret

Ew. Hoheit 
unterthänigster treuer Vorbitter zu Gott 
D. Heinrich Pipping,
Oberhofprediger.

Dreßden, den 6. Februarii, 1716.

(Original in der Autographensammlung des Stadtmuseums.)