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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/72

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schuldiges Lob- u. Danckopfer dafür abstatten können. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sey mit Ihnen, Amen. Sie seyn u. bleiben Ihrem Jesu getreu! Diß ist der herzliche Wunsch, den aus Priesterlichem Hertzen u. unterthänigster Schuldigkeit hiermit abstattet, der, so Ew. Hoheit erster Beichtvater gewesen ist, u. unausgesetzt verharret

Ew. Hoheit 
unterthänigster treuer Vorbitter zu Gott 
D. Heinrich Pipping,
Oberhofprediger.

Dreßden, den 6. Februarii, 1716.

(Original in der Autographensammlung des Stadtmuseums.)



Gregor Heimburgs Grab.

Gregor Heimburg, der berühmte Staatsmann und Rechtsgelehrte, war einer der bedeutendsten Männer des 15. Jahrhunderts. Als Gesandter des Erzbischofs von Mainz führte er 1432 auf dem Basler Konzil das Wort für die deutsche Nation und ihre Fürsten und vertrat mit Feuereifer die Partei des Konzils in dessen Kampfe mit dem Papstthum. Seit 1433 Syndikus der Stadt Nürnberg, wurde er von den deutschen Fürsten fortdauernd mit wichtigen politischen Aufträgen betraut. Als Gesandter des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich gerieth er 1459 auf dem Kongreß zu Mantua in heftigen Gegensatz zu dem Papste Pius II. und wurde infolgedessen mit dem Banne belegt. Nachdem sich Albrecht im Jahre 1464 mit dem Papste ausgesöhnt hatte, begab sich Heimburg in den Schutz des Königs Georg Podiebrad von Böhmen, und als dieser starb, fand er bei dessen Schwiegersohn Herzog Albrecht in Dresden Aufnahme, wo er am 9. August 1471 zu Schiffe eintraf. Die Geistlichkeit stellte hier bei der Ankunft des Gebannten sogleich allen Gottesdienst ein, deshalb ließ ihn der Herzog schon am andern Morgen heimlich nach Tharandt bringen. Auf Bitten der sächsischen Fürsten ertheilte endlich Papst Sixtus IV. dem Bischof von Meißen Vollmacht, ihn vom Banne loszusprechen. Seine feierliche Absolution erfolgte in Dresden am 19. März 1472 in Gegenwart des Kurfürsten Ernst und des Herzogs Albrecht. So fand er die ersehnte Ruhe nach langer Verfolgung. Schon im August 1472 fiel er zu Wehlen auf dem Schlosse des ihm befreundeten Meißner Landvogts Nikolaus von Köckeritz in schwere Krankheit und starb kurz darauf in Dresden.

Sein Biograph Clemens Brockhaus (Gregor von Heimburg, Leipzig 1861) feiert ihn als einen der würdigsten und edelsten Vorläufer der Reformation: „Er lebt mitten in dieser Zeit des Ringens und Kämpfens, des Hoffens und Regens und Neuschaffens, er hat sie mit hervorgerufen und ihr in wahrhaft sittlichen und religiösen Fundamenten Kraft und Rechtfertigung gegeben: mit gleicher Kühnheit steht er in der Opposition gegen den Papst, die für ihn so verhängnißvoll ward; verficht er das nationale Element gegen Rom und sucht es kräftig zu stützen; kämpft er für die politische Selbständigkeit des Staates der Kirche gegenüber, indem er oft mahnend sich erhebt für kräftige Handhabung der Kaisergewalt, für einigen Zusammenschluß des Vaterlandes; tritt er für das bürgerliche ein und schützt es gegen die Anmaßungen des Feudalismus, ein Volksmann im edelsten Sinne des Wortes. Vaterlandsliebe, Freiheitsgefühl und innige Religiosität kennzeichnen ihn als echt germanische Natur. Er unterliegt zuletzt, aber nichts von dem giebt er auf, was er vertheidigt. Man hat ihn wohl den bürgerlichen Luther genannt, ein Name, den er gewiß verdient hat; der Kampf, den Luthers Sieg über Rom endet, nennt ihn unter seinen ersten Helden.“

In Uebereinstimmung mit dem Pirnaischen Mönch (bei Mencke, Scriptores II, 1512) giebt Brockhaus an, daß Heimburg in der Barfüßerkirche begraben worden sei. Dagegen bezeichnet sein neuester Biograph Paul Joachimsohn (Gregor Heimburg, Bamberg 1891) die Kreuzkirche als seine Begräbnißstätte – aber mit Unrecht. In den Miscellaneen zu Wecks Dresdner Chronik (Handschrift d. 60 der Königl. öffentlichen Bibliothek) befindet sich ein Originalinstrument des Notars Stephan Haneman vom 14. Juni 1599, worin dieser beurkundet, was damals noch für Leichensteine in der ehemaligen Barfüßerkirche vorhanden waren. Man ermittelte deren 73 und ließ sie von dem Maler Daniel Bretschneider und dem Tischler David Fleischer „abreißen“ d. h. abzeichnen und numeriren, sodann von dem Notar in ein Verzeichniß bringen.[1]


  1. Es waren auf den Leichensteinen noch die Namen folgender Begrabenen, theils mit, theils ohne Sterbedaten, lesbar: Hans Beer (1412); Frau Anna uxor Heinrici de Brune; Rudolf von Bünau (1400); Gebhard Günther von Bünau, Landvogt zu Pirna (1514); Wolf vom Ende (1532 am Abend Sophiä); Jones Faber, der Arznei Licentiat (1538, 23. März); George Fichtener, Barbier (1501); Jakob Gartisch (1508 Montag nach Egidii); Frau Anna geborne von Gersdorff; Frau Margaretha Göttlerin (1429); Frau Katharina von Greusingen; Frau Ursula Grunebergin (1479); Hans Hanstein, Bürgermeister; Bürgermeister Hansteins Hausfrau Katharina von Rabitzin; Georgius Hechtell (1504); Antonius von Hermsdorff, Kieselingk genannt (1532 am Abend Petri Pauli); Cancellarius Johannes Heroltt (1495); Jungfrau Anna von Honstein
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/72&oldid=- (Version vom 18.7.2024)