Ein neues Trinklied
Ich hatt' ein Tönnlein Freud' im Haus,
Da kamen Gesellen in Haufen.
Ich kriegt' ein Oxhoft[1] Leid ins Haus,
Das durft' ich selber saufen.
die Zecherregel feine:
Mit Freunden teil' ich meine Lust;
Mein Leid trink ich alleine.
Da sinkt mein Auge tief hinab
Und leise spricht der Sinn der Welt
In wunderbaren Zungen.
Und steigt das trunkenvolle Herz
Aus Bechers Grund zum Lichte,
Umleuchtete Gesichte.
So trank ich denn in mancher Nacht
Von manchen herben Weinen
Und stand nach jedem Bacchanal[2]
Und wenn das stumme Fest gewährt
Bis an die frühe Sonne,
Dann war das dunkle Weh verweht
Vor einer klaren Wonne.
So viele Trinkgesellen.
Ich hör' sie wohl und seh' sie wohl
In ihren stillen Zellen.
Durch's Dunkel fand ich ihren Blick,
Ich leise sprach: Ich bring' es euch,
Ihr Brüder in der Ferne.
Nur ein – ein lieblicher Kumpan
Sitzt lebend mir zur Seite
Und zecht mit mir im Streite.
Von seinem Durst und seiner Treu
Ach, Wunder wollt' ich künden –
Doch singt ein rechter Ritter nichts
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Altes Flüssigkeitsmaß
- ↑ Altrömisches Bacchusfest; wüstes Trinkgelage