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Eine Frau denkt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Theobald Tiger
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Titel: Eine Frau denkt
Untertitel:
aus: Die Weltbühne. 25. Jahrgang 1929, Nummer 51, Seite 920.
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 17. Dezember 1929
Verlag: Verlag der Weltbühne
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918–1933. 25. Jahrgang 1929. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978. Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
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[920] Eine Frau denkt      von Theobald Tiger

Mein Mann schläft immer gleich ein … oder er raucht seine Zeitung und liest seine Zigarre
… ich bin so nervös … und während ich an die Decke starre,
               denke ich mir mein Teil.

Man gibt ihnen so viel, wenigstens zu Beginn. Sie sind es nicht wert.

5
Sie glauben immer, man müsse hochgeehrt

sein, weil man sie liebt.
Ob es das wohl gibt:
ein Mann, der so nett bleibt, so aufmerksam
wie am ersten Tag, wo er einen nahm …?

10
Einer, der Freund ist und Mann und Liebhaber … der uns mal neckt,

mal bevatert, der immer neu ist, vor dem man Respekt
hat und der einen liebt … liebt … liebt …
ob es das gibt?

Manchmal denke ich: ja.

15
Dann sehe ich: nein.

Man fällt immer wieder auf sie herein.

Und ich frage mich bloß, wo diese Kerls ihre Nerven haben.
Wahrscheinlich … na ja. Die diesbezüglichen Gaben
sind wohl ungleich verteilt. So richtig verstehen sie uns nie …

20
Weil sie faul sind, murmeln sie was von Hysterie.

Ist aber keine. Und wollen wir Zärtlichkeit,
dann haben die Herren meist keine Zeit.
Sie spielen: Symphonie mit dem Paukenschlag.
Unsere Liebe aber verzittert … das ist nicht ihr Geschmack.

25
Hop-hop-hop – wie an der Börse. Sie sind eigentlich nie

mehr als erotische Statisterie.
Die Hauptrolle spielen wir. Wir singen allein Duett,
leer in der Seele, bei sonst gut besuchtem Bett.

Mein Mann schläft immer gleich ein … oder er dreht sich um und raucht eine Zigarre …

30
               Warum? Weil …

Und während ich an die Decke starre,
               denke ich mir mein Teil.