Eine Historie vom Kloster Eberbach
Eine Historie vom Kloster Eberbach.
Das war im Kloster Eberbach;
Da waren spät zwei Mönche wach:
Der Kellermeister und der Koch,
Die tranken Nachts um Elfe noch.
Gab sich des Standes Würde kund;
Um’s Antlitz floß ein Glanz, ein Licht,
Wie einst um Mosis Angesicht.
Sehr würd’ge Männer waren das –
Jedoch nach Wein und Braten roch
Der Kellermeister und der Koch.
Selbst in der strengsten Fastenzeit;
Dies galt als Wunder weit und breit,
Zwei Männer waren’s rund und frumm.
Sie sorgten für die Brüder gut;
Ein Fäßlein nur mit Rebenblut,
Von bester Art ein einzig Stück,
Aus heißem Jahr ein edler Trank,
Wie flüssig Gold, so klar und blank!
So oft der Wein vom Zapfen quoll,
Das war ein Duft gar wundervoll;
Als thät’ sich auf des Himmels Thor,
Als säß’ man frei von jedem Gram,
Im Schooß von Vater Abraham.
Und dennoch sagt’ der Bruder Koch:
Von Anfang an hab’ ich’s entdeckt,
Daß dieser Wein nach Leder schmeckt.“
Der Bruder Kellermeister meint’:
„Der Nachgeschmack mir anders scheint;
Nach Eisen schmeckt’s, es schmeckt nach Stahl.“
Der meinte dies und jener das.
Sie saßen bei dem vollen Faß,
Doch immer zu Verdruß und Qual;
Doch darin waren Beide eins,
Es sei dies eine Art des Weins,
Für die kein langes Lagern pass’. –
Sie tranken leer das ganze Faß.
O, wißt ihr, was man drinnen fand?
Ein kleiner Schlüssel, welcher hing
An einem kleinen Lederring.
„O Bruderherz, wer that uns das?
Und dieser Schlüssel, wie ich mein’,
Das muß der Höllenschlüssel sein.
Der Herrgott gab den Wohlgeschmack;
Der Teufel trieb den Schabernack.“ –
Das Schlüss’lein sammt dem Lederband.
Und wo am tiefsten war der Rhein,
Da senkte beides man hinein,
Damit kein Menschenkind hinfür
Wo seid ihr, fromme Mönche, ach,
Vom alten Kloster Eberbach?
Der Welt, im Sündenpfuhl verderbt
Habt ihr die Zunge nicht vererbt;
Ein schnöd’ Gebräu der Weinfabrik
Und merkt es nicht im stumpfen Sinn:
Der Höllenschlüssel liegt darin! –
Dies Stücklein fiel dem Sänger ein,
Auf welchem „Eberbacher“ stand. –
Zu Leipzig war’s im Sachsenland.