Eine Hohenzollernhochzeit im Jahre 1598

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Autor: Bn.
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Titel: Eine Hohenzollernhochzeit im Jahre 1598
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 844–845, 856
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[844–845]
Datei:Die Gartenlaube (1897) b 844.jpg

Die „Hohenzollerische Hochzeit“ zu Hechingen im Jahre 1598.
Nach einer Originalzeichnung von K. Weigand.

[856] Eine Hohenzollernhochzeit im Jahre 1598. (Zu dem Bilde S. 844 und 845.) Die Festfreude des Mittelalters wußte bekanntlich sowohl geistliche als weltliche Anlässe trefflich auszunutzen, ihr Höchstes aber hat sie stets im hochzeitlichen Gepränge geleistet, mochte sich dasselbe nun als tagelanges Schmausen und Tanzen im Adels- und Bürgerhause oder als die große Prachtentfaltung einer sittlichen Vermählung darstellen. Manche von diesen Festen, so vor allem die glanzvolle brabantische Hochzeit Maximilians I. lebten noch jahrhundertelang im Volksmunde, auch die in unserem Bilde dargestellte Hohenzollersche Hochzeit zu Hechingen am 11. Oktober 1598 blieb in der Erinnerung von Kindern und Kindeskindern haften. Der Bräutigam, Graf Johann Georg von Hohenzollern-Hechingen, dem später Kaiser Ferdinand den Fürstentitel verlieh, gehörte den schwäbischen Linien des Geschlechtes an, von welchen heute nur noch die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen bestehen. Seine Braut war Franziska, Gräfin von Salm, die Tochter eines bedeutenden und mächtigen Hauses.

Mit dem ganzen Geleit seiner edlen Gäste ritt in der Frühe des Hochzeitstages der junge Graf von Zollern aus dem Thore, um die herannahende Braut einzuholen. Volksjubel und Kartaunenknall begrüßten sie, darauf ging es ungesäumt zur Trauung in einem geschmückten Saale des Schlosses.

Nach derselben bewegte sich der Hochzeitszug in den Festsaal, welchen unser Bild in großer Lebendigkeit darstellt. Zuoberst thront unter seinen vereinigten Wappen das Brautpaar mit den nächsten Verwandten; rechts und links davon ziehen sich die Tafeln für die Gäste hin, welch letztere streng nach ihren Rangklassen geordnet sind: der hohe und der niedere Adel, Amtspersonen und Priesterschaft.

So viele und mannigfache Gerichte nun die Vorschneider zu zerlegen und die Diener darzureichen hatten: ein Hauptstück bei jeder damaligen Festtafel waren die sogenannten Schauessen, Konfektschalen mit künstlichen Darstellungen, oft von großem Wert. Die Stammburg Hohenzollern ziert den Tisch des Brautpaares; auf dem unteren befindet sich zwischen dem gesulzten Eberkopf und der schweren Marzipantorte, der heilige Georg mit dem Drachen kämpfend, dem Namen des Bräutigams zu Ehren. Auf der Tribüne spielt die Tafelmusik ihre lustigen Weisen, wie später zum Tanz. Man horcht auf sie zwischen den Späßen der Schalksnarren, die am Tisch ihr Wesen treiben, man läßt es sich dabei von Herzen schmecken, und ist nun, da der Nachtisch beginnt, voll Spannung, was für „Aufführungen“ ganz besonderer Erfindungen dieses prächtige Fest krönen sollen.

Und siehe da! herein tritt ein Wesen ganz seltsamer Art. Zwischen zwei kerzentragenden Pagen schiebt sich feierlich-steif ein lebensgroßes Fräulein mit Wachsgesicht und blonder Lockenperücke in den Saal, schreitet langsam nach dem Tisch des Brautpaares, verneigt sich zu wiederholten Malen und verläßt dann den Saal ebenso gravitätisch, als sie gekommen. Die Braut sieht etwas erschreckt auf die leblose Erscheinung, der Bräutigam aber scheint im Geheimnis zu sein und zu wissen, daß ein kleiner Page in dem hohlen Innenraum steckt und vermittels Schnüren Kopf- und Armbewegungen lenkt.

Am nächsten Tage, wo dem eigentlichen Hochzeitsmahle ein ebenso gediegenes Nachessen folgte, kam dieselbe Figur nochmals herein, aber nun trug sie zwei schöne Kindlein auf den Armen, als Zukunftsweissagung für das junge Paar. Bn.