Eine Zuschauerin im Flughafen

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Textdaten
Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Eine Zuschauerin im Flughafen
Untertitel:
aus: Flugzeuggedanken
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1929
Verlag: Ernst Rowohlt Verlag
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 121–122
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
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[121] EINE ZUSCHAUERIN IM FLUGHAFEN

„Nie wieder wird’s Menschen geben,
Die so viel erleben,
Wie wir, in unsrer gigantischen Zeit!
Der Weltkrieg und die ihm folgenden Leiden –

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Wird keiner auch uns darum beneiden –

Haben doch alles, was in der Welt
Früher geschah, in den Schatten gestellt.
O unsre Zeit! Und speziell unser Land!“

Der Platzleiter bückte sich, hob galant

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Ein Buch auf, gab’s mit der linken Hand

Der Dame zurück, nicht mit der rechten.
(Er war im Kriege in Luftgefechten
Dreimal abgeschossen und rühmlichst bekannt.)

„Danke. – Ach, wie der Gedanke erhebt:

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Nie wird – Nie hat eine Generation

Soviel Erfindungen neu erlebt.
Denken Sie nur an Edison,
An Fahrrad, Auto und Grammophon,
An Kino, Radio, Röntgenstrahlen,

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Schon Trambahn, Rohrpost und Salvarsan[1].

All das hat unsere Zeit getan!
Und was noch folgt, ist kaum auszumalen.

[122] Wir schreiten weiter von Siegen zu Siegen.
Nicht Fortschritt mehr, sondern Fortflug. Wir fliegen

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Empor. Wir werden zu höheren Fernen

Schweben, zum Mars und zu sämtlichen Sternen.
Wir werden vielleicht
Die alleräußerste Peripherie
Des Weltalls erreichen. – –

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Ich danke Ihnen, das haben Sie

Und Ihresgleichen
Durch Ihr Genie und durch Mut erreicht.“

Die Dame schwieg, und sie fächelte
Mit ihren Armen, als wollte sie fliegen.

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Der Flugplatzleiter lächelte.

„Bin oft nach der Sonne zu aufgestiegen“,
So sagte er heiter,
„Doch zog sie sich immer um jedes Stück
Meiner erstrebten Annäherung weiter

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Und höher zum alten Abstand zurück.“


Anmerkungen (Wikisource)