Eine sprachliche Unart

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Textdaten
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Titel: Eine sprachliche Unart
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 19
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen
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[019] Eine sprachliche Unart. Es sind namentlich unsere österreichischen Freunde von der Feder, von welchen wir z. B. Folgendes lesen: „Clara und Cäcilie sitzen am Sopha.“ – Wo sitzen sie nun eigentlich? – „Der Graf fuhr am See?“ – Wo fuhr er da? – „Der Mann stand am Berge.“ – Wo stand er da? Ist es nicht unartig, uns in solcher Ungewißheit zu lassen? Dieses „am“ ist eine Eigenthümlichkeit der österreichischen Schriftsprache, aber keine berechtigte; es entstand aus der Zusammenschleifung von auf dem, aufm, aum, am. Am kann aber nie etwas Anderes bedeuten, als an dem, und ebendarum drücken obige Beispiele alle das Gegentheil von dem aus, was sie bezeichnen wollen. Clara und Cäcilie sitzen an dem Sopha, also daneben. Der Graf fuhr an dem See, folglich auf dem Lande, das Ufer entlang. Der Mann stand an dem Berge, also am Fuße oder Abhange, aber noch lange nicht auf dem Berge. Wir sind wohl zu der Bitte berechtigt, der deutschen Sprache und ihrer Correctheit und Klarheit zu Liebe diese Unart abzuschaffen.