Eine tröstliche Aussicht
[336] Eine tröstliche Aussicht. Der Caviar, selbst wenn er nicht aus dem caspischen Meere, sondern nur von der Elbmündung in der Nordsee kam, war, zum tiefen Leidwesen gar mancher höher gebildeten Zunge, bisher bekanntlich ein etwas theueres Labsal, dessen Genuß man sich im Allgemeinen nur bei feierlichen Extragelegenheiten zu Gute zu halten pflegte. Zum Segen der Menschheit wird dieser schmerzlichen Exklusivität der antikatzenjämmerlichen Magenstärkung bald abgeholfen sein. Ein Hamburger Geschäftshaus hat nämlich unweit von Stade in Hannover in der Mündung des Schwingecanals zu Brunshausen ein ausgedehntes Etablissement errichtet, in welchem für den edlen Zweck der Caviarbereitung die von Holsteiner Fischern gelieferten Störe massenhaft geschlachtet werden. Während man die ausgeweideten Fische in Hamburg selbst räuchert und in ihren ungenießbaren Theilen zu Thrane versiedet, wird der Caviar seinen Weg nach den Staaten des deutschen Zollvereines nehmen, wo ihn als nunmehr inländisches Product nicht länger die bis jetzt auf ihm haftende hohe Eingangssteuer von eilf Thalern für den Centner trifft. – Wir glauben durch Mittheilung dieser wichtigen cultur- und culinargeschichtlichen Neuigkeit einem großen Theile unserer Leser eine höchst erfreuliche Perspektive eröffnet zu haben und in ihrem Sinne zu handeln, wenn wir der menschenbeglückenden Hamburger Firma hierdurch ein Dankesvotum decretiren.