Einer Amsel
Einer Amsel.
Ich schreit’ allein am Waldesrand;
Rings liegt verschneit das weite Land;
Die Luft geht kalt und schnöde.
Da fliegst du auf vom Beerenbusch
In tief’re Waldesöde.
O bleib’! Nicht grausam ist mein Sinn –
Nicht wähne, daß ein Feind ich bin!
Es droht dir keine Falle;
Sind mir der schaffenden Natur
Unmünd’ge Kinder alle.
Und sieh’! uns drückt dasselbe Leid,
Die freudenlose Winterzeit
Nach Frühlingsglanz und Frühlingslust
Lebt dir wie mir in tiefster Brust
Ein sehnendes Verlangen.
Geduld! Liegt todt auch Wald und Au’,
Sind schon die schlimmsten Tage.
Schon zog in’s Land der Februar;
Des Märzen Luft, so mild und klar,
Weckt neue Pracht im Hage.
Durch Wald und Flur und Baum und Strauch –
Die Veilchen blühen wieder;
Dann sitzest du auf hohem Ast
Und singst im ersten Frühlingsglast
Bald grünt die Flur – dann sommerlang
Fliegst liebend du um Hald’ und Hang,
Bist allem Leid entronnen;
Ich aber geh’ durch’s bunte Feld
Und deiner Liebeswonnen.
Albert Moeser.