Eisbrecher auf der Oder
[68] Eisbrecher auf der Oder. (Mit Illustration S. 53.) Starr liegt, obgleich der Winter im Scheiden ist, noch die Eisdecke auf der Oder und dem Haff. Ungeduldig werden die Rheder und Schiffer in Stettin: die Frachten sind abgeschlossen, aber es ist wenig Aussicht, die Fahrt zu beginnen. In anderen Hafenstädten regt es sich schon längst und in dem Vorhafen Stettins, Swinemünde, sind Steamer von dorther eingetroffen – aber wie soll die Ladung in die Handelsstadt hinübergeschaft werden? Da dampft eines Tages ein eigenartig gebautes Fahrzeug in den Hafen; es ist telegraphisch hierher beschieden worden und wird mit Jubel begrüßt. Es ist ein starker Eisbrechdampfer, er trägt Schoonertakelung; Masten und ein Schornstein von mächtigem Umfang sind stark nach hinten geneigt. Vermöge seiner starken Maschinen und Kessel besitzt er eine bewältigende Kraft; die noch etwa 9 bis 10 Zoll starke Eisdecke ist fur ihn kein Hinderniß. Vier bis fünf Schiffslängen geht er vor derselben zurück; dann dampft er mit voller Kraft nach vorwärts, der mächtige Rumpf hebt sich aus dem Wasser und schiebt sich aufs Eis, das krachend unter so großer Last zusammenbricht. So geht es Schritt um Schritt weiter; eine breite Rinne bildet sich, in welcher die andern großen Dampfer dem bahnbrechenden Pionier folgen, und die Schifffahrt ist eröffnet. †