Elefantenjagd am Kongo
[372] Elefantenjagd am Kongo. (Zu dem Bilde S. 369.) Der Dunkle Welttheil ist nicht so arm an Elefanten, wie man früher behauptet hat. Am unteren Kongo, der vorwiegend von Savannenlandschaften eingeschlossen wird, ist das Thier allerdings selten; am oberen Laufe des Riesenstromes aber, wo an seinen und seiner Nebenflüsse Ufern weite Urwaldstrecken bessere Schlupfwinkel bieten, begegnet man nicht nur vereinzelten Stücken, sondern auch ganzen Herden von Elefanten, die zwanzig Köpfe und darüber stark sind.
Für den Europäer ist die Elefantenjagd zumeist ein Werk des Zufalls. Begegnet er auf seinen Zügen den riesigen Dickhäutern, so geht die Knallerei los, und sie ist zumeist mit keiner besonderen Gefahr verbunden, da der Elefant trotz seiner Größe scheu und furchtsam ist und am liebsten das Weite sucht, selbst wenn er verwundet ist. Nur äußerst selten wendet er sich gegen den Angreifer. Der Neger, der das Gelände kennt, pflegt sich alsdann sicher zu retten; die Europäer sind dagegen öfters der Wuth des afrikanischen Hochwildes zum Opfer gefallen. Im übrigen sind die neuen Gewehre mit ihrer großen Durchschlagskraft auch dem Elefanten gegenüber eine furchtbare Waffe und sie werden neuerdings von europäischen Faktoreien auch unter die eingeborenen Elefantenjäger vertheilt, die das erbeutete Elfenbein an die Europäer abliefern.
Eigenartiger sind die alten Jagdmethoden, mit welchen die Neger seit undenklichen Zeiten dem Hochwild Afrikas nachstellen. Da werden Fallen und Gruben angelegt, Elefanten in Rohrhorste getrieben und durch Feuer vernichtet, ja die Jäger greifen die Kolosse unmittelbar an, indem sie nur Schwert und Speer schwingen. Berühmt seit dem Alterthum sind die Schwertjäger der nordostafrikanischen Steppe, welche den Elefanten umzingeln und ihm von hinten die Achillessehne am Fußgelenk mit einem Schwerthieb durchschneiden. Die Neger am oberen Kongo kennen gleichfalls ähnliche Verfahren. Mit einem breiten Speer bewaffnet, schleichen sie sich an die Elefanten heran und suchen ihnen die Fersensehnen zu durchschneiden, wodurch die Thiere kampfunfähig gemacht werden. Im Hinterlande von Kamerun benutzte man früher vergiftete Speere zur Jagd, indem man sie gegen den Elefanten stieß; heute steckt man die Giftwaffen in das Gewehrrohr und feuert sie auf das Wild ab.
Die Jagd im Urwalde ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden; Meister in derselben sind eigentlich nur die Zwergvölker der Watua oder Akka-Akka; sie verstehen es, selbst mit ihren kleinen vergifteten Pfeilen die Elefanten zu erlegen, und sie hätten wohl längst das Hochwild des Urwaldes ausgerottet, wenn sie in größerer Zahl vorhanden wären; aber diese geborenen Jäger des centralafrikanischen Urwaldes sind selbst im Aussterben begriffen; die Zwerge des Waldes schwinden vielleicht noch rascher dahin als die Riesen unter den Thieren Afrikas. *