Elektrische Kraft Hertz:006
Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft | ||
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keit anderer Lagen des secundären gegen den primären Leiter, unter diesen konnten wohl solche sein, welche für mein Vorhaben günstiger waren. Diese Mannigfaltigkeit war also zuerst zu erforschen. So fand ich die mich überraschenden äusserst regelmässigen und abwechslungsvollen Erscheinungen, welche in der fünften Nummer „Ueber die Einwirkung einer geradlinigen elektrischen Schwingung auf eine benachbarte Strombahn“ beschrieben sind. Die Auffindung und Entwirrung dieser äusserst regelmässigen Erscheinungen machte mir besondere Freude. Die Abhandlung erschöpft durchaus nicht alle erkennbaren Feinheiten; wer die Versuche auf andere Leiterformen variiren wollte, würde wohl noch einen dankbaren Stoff finden. Die Beobachtungen in grösseren Abständen sind auch wohl sehr ungenau, da sie durch die damals noch nicht vermutheten Reflexionen getrübt sind. Uebrigens erregte gerade die immer wachsende Entfernung, bis zu welcher ich die Wirkung wahrnahm, am meisten mein Erstaunen; man war bis dahin gewohnt, elektrische Kräfte nach dem Newton’schen Gesetze abnehmen und also mit wachsender Entfernung schnell unmerklich werden zu sehen.
Durch diese Untersuchung hatte ich nunmehr Lagen des secundären Leiters gewonnen, in welchen die Annäherung eines Isolators Funken entstehen oder verschwinden lassen musste, statt nur die Grösse derselben abzuändern. Die Lösung der Aufgabe, welche ich verfolgte, gelang nun ohne Weiteres in der Art, wie es in der Abhandlung No. 6 „Ueber Inductionserscheinungen, hervorgerufen durch die elektrischen Vorgänge in Isolatoren“ dargestellt ist. Unterm 10. November 1887 konnte ich der Berliner Akademie Mittheilung von dem glücklichen Erfolge machen.
Jene Aufgabe der Akademie, welche mich bis hierher geleitet hatte, war offenbar seinerzeit von Herrn von Helmholtz in folgendem Zusammenhange gestellt worden. Wenn man von den Sätzen der Elektrodynamik ausgeht, welche damals allgemeine Anerkennung genossen, so gelangt man zu den damals durchaus nicht allgemein anerkannten Gleichungen der Maxwell’schen Theorie durch Hinzunahme der Voraussetzungen: erstens, dass die Veränderungen der dielektrischen Polarisationen der ponderabelen Nichtleiter dieselben elektrodynamischen Kräfte ausüben wie gleichwerthige Ströme; zweitens, dass die elektrodynamischen Kräfte ebenso gut wie die elektrostatischen die dielek-