Elektrische Kraft Hertz:010

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Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft
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1. Einleitende Uebersicht.


     Zweitens aber, und das ist der wichtigere Punkt, ist es kaum möglich, an einem Hauptergebniss der Arbeit festzuhalten, nach welchem die Geschwindigkeiten in der Luft und im Drahte verschieden sind. Statt diesem Ergebniss zu Hülfe zu kommen, haben die weiteren Erfahrungen, welche an Drahtwellen gewonnen wurden, dasselbe immer unwahrscheinlicher gemacht. Es scheint jetzt ziemlich sicher, dass, wenn der Versuch vollkommen richtig und ohne störende Einflüsse angestellt worden wäre, er allerdings beinahe das Resultat hätte ergeben müssen, welches ich zuerst erwartete. Es hätte die Phase der Interferenz allerdings ein Mal das Zeichen wechseln müssen, (was ich nicht im Voraus erwartet hatte); ein zweiter Vorzeichenwechsel der Interferenz, (welchen doch die Versuche einstimmig aufweisen) hätte dann aber nicht mehr eintreten dürfen Es erscheint schwer, einen störenden Einfluss aufzuweisen, welcher so täuschend die Wirkung einer verschiedenen Geschwindigkeit nachahmen konnte; unmöglich aber erscheint es doch auch keineswegs eine solche Täuschung anzunehmen. Ich vermuthete bei der Ausführung dieser Versuche nicht im Mindesten einen Einfluss der benachbarten Wände; ich entsinne mich z. B., dass ich den wellenführenden Draht nur in einem Abstand von 1,5 m an einem eisernen Ofen vorbeiführte. Es wäre möglich, dass eine derartige, stets an demselben Punkte wirkende Störung den Anlass des zweiten Phasenwechsels der Interferenz abgegeben hat. Wie dem auch sei, ich erlaube mir die Hoffnung auszusprechen, dass auch diese Versuche von einem andern Beobachter unter möglichst günstigen Bedingungen, d. h. in einem möglichst grossen Raume möchten wiederholt werden. Ist der Plan des Versuches, wie ich denke, richtig, so muss derselbe richtig ausgeführt zu jeder Zeit das Resultat geben, welches er gleich anfangs hätte geben sollen, er würde dann ohne Messungen zugleich die endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen in der Luft erweisen und die Gleichheit derselben mit der Geschwindigkeit der Wellen im Drahte.

     Ich möchte hier übrigens noch einige weitere Ueberlegungen anführen, welche mich damals in der Meinung bestärkten, dass die Wellen im Drahte verzögert seien. Wenn die Wellen im Drahte mit der gleichen Geschwindigkeit forteilen, wie die Wellen im Luftraum, so müssen die elektrischen Kraftlinien senkrecht auf dem Drahte stehen. Ein gerader wellendurch-