Elektrische Kraft Hertz:061

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Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft
Seite 61
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3. v. Bezolds Untersuchungen über die elektrische Entladung.


     Wurde der Strom durch einen kurzen Draht D abgezweigt
Fig. 12.
und der Zweigstrom ebenfalls durch einen Zuleiter B auf die Tafel geführt, so erschienen, wie zu erwarten war, zwei vollkommen gleiche Figuren. Hatte hingegen der Zweigdraht eine nur einigermaassen beträchtliche Länge (etwas mehr als 1 Meter), so zeigten die Figuren bereits eine entschiedene Grössenverschiedenheit. Sobald nämlich die Länge des Drahtes diese Gränze überschritten hatte, war die Figur bei B immer grösser als jene bei A, selbst wenn man die Abzweigung ganz nahe am Ende des Zuleiters (1 cm über der Platte) vornahm. Bei Verlängerung des Zweigdrahtes D wurde auch die Grössendifferenz zwischen den beiden Figuren immer auffallender, bis sich endlich für und (F ist die Länge der Funkenstrecke) die Figur bei A auf ein kleines Sternchen reducirte, manchmal wohl auch ganz ausblieb.

     Dieser Versuch zeigt augenfällig, dass die Ohm’schen Gesetze nur für stationäre Strömungen, nicht aber für die elektrische Entladung gelten, wie es ja auch alle theoretischen Untersuchungen ergeben haben. Während nämlich durch den ganz kurzen Zweig A gar keine Elektricität auf die Platte geht, schlägt sie, wenigstens scheinbar, den viel hundertmal längeren Weg durch den Draht D ein.

     Verlängert man den Draht D noch mehr, so bleibt vorerst innerhalb ziemlich weiter Gränzen die Erscheinung unverändert, und erst, wenn man die Länge desselben etwa auf das Doppelte gebracht hat, wird auch die Figur bei A wieder grösser, bis bei noch beträchtlicheren Längen die Grössendifferenz der beiden Figuren wieder vollständig verschwindet. Hierbei war es ganz gleichgültig, ob ein dicker oder dünner, besser oder schlechter