Erinnerung und Freude
Erinnerung und Freude.
Ich war ein schmucker Jungeselle
Und griff die Lust aus erster Quelle,
War keinem blauen Aeuglein gram,
Und, eh’ ichs dacht’, ein Bräutigam.
Im Sonnenschein der neuen Freude,
Und wenn mein Saitenspiel erklang,
War nur die Liebe mein Gesang.
Nichts glich hienieden meinem Glücke;
Und eh’ ich mich es nur versah,
War ich der glücklichste Papa!
Ein Knäbchen, welche Himmelsgabe!
Holdlächelnd, wie Cytherens Knabe,
Und bald – sein Schwesterchen dazu.
Dem Himmel dankt’ ich für dies Pärchen;
Doch war zu Ende kaum ein Jährchen,
So stellte schon mit langem Bein
Alljärlich ward das Stübchen enger,
Der Tisch um einen Ansatz länger,
Und Abends sah oft Weib und Mann
Sich nasses Blicks und schweigend an.
War nun mit jedem neuen Tage
Die Losung: ach, du lieber Gott!
Woher für all die Küchlein Brod?
Die Harfe, von der matten Prose
Hing oft, die Saiten abgespannt,
Viel Wochen lang im Staub der Wand;
Aus Kindern wurden mählig Leute,
Nun wuchs der Bach zur Stromes Breite,
Bleicht itzt als Sorge mir das Haar,
Ein Schiffchen löste nach dem andern
Vom Lande sich, um fortzuwandern
Nach Nord und Süd, nach Ost und West
Doch, wenn der Kinder frommer Reigen
Sich gleich des Oelbaums jungen Zweigen
Um uns nach Jahren wieder schloß,
War nur die Wonne doppelt groß.
Verstummt in froher Brust die Klage,
Herz lag an Herz, und Brust an Brust,
Und Jubel überall und Lust!
Der alte Himmel sank nun wieder
Und neu beseelt und neu bespannt
Erklang die Harf’ in meiner Hand,
Sie tönte bis zum letzten Morgen!
Gott sorgt und wird noch fürder sorgen,
So flieg’ ich singend zu ihm auf!
Agathon.