Ermunterung zum Gesange
Ermunterung zum Gesange.
Wie ein Rubin das Brautgeschmeide
Ziert froher Liederschall das Mahl,
Gesang erhebt das Herz zur Freude,
Und lust’ger schwingt man den Pokal;
Der beste Schmauß ist schlecht bestellt,
Wenn nicht die Mus’ in leichtem Tanze
Zum muntern Evan sich gesellt.
Drum luden schon vor alten Zeiten
Des Abends, so wie wir, erfreuten,
Den lust’gen Liedersänger ein,
Er war willkomm in jedem Kreise;
Wer nicht liebt Weib, Wein und Gesang,
Der bleibt ein Narr sein Lebenlang.
Es dreh’n an ewig gleicher Spindel,
Daheim sich Kopf und Arme matt,
Am Rechentisch, beim Aktenbündel
Doch, wenn bei traulichem Gesange,
Im Abendkreis die Becher glüh’n,
Muß herber Ernst von Stirn und Wange,
Wie Nebel vor der Sonne flieh’n;
Der Tadler finstres Amtsgesicht?
Den Mann beschimpft nur Trug und Lüge,
Gesang beim Mahl beschimpft ihn nicht;
So lang noch Deutschland seinen Miller,
Und seinen Göthe kennt und Schiller,
Soll jede Nacht gesungen seyn!
Rudolph Magenau.