Zum Inhalt springen

Ernst van Dyck

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ernst van Dyck
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 772
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[757]

Van Dyck als Lohengrin.
Nach einer Photographie von Benque u. Comp. in Paris.

[772] Ernst van Dyck. der ausgezeichnete Tenorist, dessen Name während der diesjährigen Bühnenfestspiele in Bayreuth und dann jüngst wieder aus Anlaß der Lohengrinaufführungen in Paris viel genannt wurde, ist von Geburt Vläme und zugleich ein Nachkomme des berühmten Malers, worauf er, und mit Recht, nicht wenig stolz ist. Es macht ihm stets ein Vergnügen, die geradlinige Abstammung aktenmäßig nachweisen zu können. Für seine Kunst von heiligem Ernste erfüllt, hatte er bittere Kämpfe zu bestehen, bis er erst seinen Willen durchgesetzt hatte, sich der Bühne widmen zu dürfen, bis er dann die Schwierigkeiten überwand, welche seine französische Erziehung und der Mangel an Kenntniß der deutschen Sprache ihm in den Weg legten, als er sich entschloß, zur deutschen Oper überzugehen. Diejenigen, welche ihn im Jahre 1888 in Bayreuth zum ersten Male als „Parsifal“ zu hören bekamen, werden sich gewiß ihres Erstaunens erinnern über das Wagniß, den der deutschen Sprache fast gänzlich Unkundigen in einer solchen Rolle auf die Bühne zu stellen. Aber dem eisernen Fleiße van Dycks gelang es, diesen Mangel bald auszugleichen. In den wenigen Jahren seines Wirkens an der Wiener Oper hat der junge Künstler viel gelernt, dank seinem Meister Dr. Hans Paumgartner; und als es galt, dem „Lohengrin“ den lange bestrittenen Platz auf der Pariser Bühne zu erobern, da war es klar, daß man für die Titelrolle in erster Linie van Dyck von der österreichischen Hauptstadt heranzog.

In guter Schulung gehalten, entwickelte sich Stimme und Ausdruck bei dem Sänger in glänzender Weise. Wäre es nach dem Willen seiner Eltern gegangen, nimmer würde van Dyck die Bretter betreten haben. Er wurde am 2. April 1861 zu Antwerpen geboren, studierte in Löwen und Brüssel die Rechte und ging dann unter dem schärfsten Widerstande seiner Familie nach Paris, um dort Gesangsunterricht zu nehmen. Damit er seinen Lebensunterhalt findet – die wohlhabende Familie hatte die Kasse gesperrt! – wird er Mitarbeiter des Blattes „La Patrie“ und studiert nebenher bei St. Yves. So wurde er dreiundzwanzig Jahre alt, als ihn zufällig in einem Privatkonzerte der Komponist Massenet singen hörte – und sein Schicksal war entschieden. Massenet ließ ihn sofort im „Institut de France“ auftreten und damit war van Dycks Name gemacht. Selbstverständlich ist der junge Sänger begeisterter Anhänger von Richard Wagners Kunst. Er hätte sonst wohl auch kaum das Wagestück unternommen, trotz aller Hetzereien und Drohungen, welche der Aufführung vorangingen, in der urdeutschen Rolle des Lohengrin vor das Publikum der französischen Hauptstadt zu treten.