Erotischer Mißmuth

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Susanne von Bandemer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Erotischer Missmuth
Untertitel:
aus: Neue vermischte Gedichte, S. 110–112
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1802
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[110]

Erotischer Mißmuth.


Fluch sey dir, verrätherische Liebe!
Alles Unglück stammet von dir her,
Du verschleierst nur entweihte Triebe,
Und die Menschheit kennet dich nicht mehr.

5
Buhlerey ist was man Liebe nennet,

Falschheit und Betrug strebt nach Genuß;
Und Begierde, die das Herz entbrennet,
Schändet oft der Freundschaft heil’gen Kuß.

Nicht Gefühl, das noch in jenem Leben

10
Unsres Daseyns Seligkeit vermehrt:

Das den Geist zum Engel kann erheben,
Und der Menschheit Würde nie entehrt.

[111]

Nichts von dem wird in dem Busen lodern,
Der sich buhlerischer Liebe weiht:

15
Was die Lüsternheit der Sinne fodern,

Nennet man Gefühl und Zärtlichkeit.

Nein, so hass’ ich, Liebe, deine Bande,
Deiner Allmacht flucht mein blutend Herz!
Und doch fühl’ ich noch, zu meiner Schande,

20
Deiner Qualen ungeheilten Schmerz.


Fühle sie bis zu der letzten Stunde,
Wo des Lebens Zauberrausch verfliegt,
Und der Richter die geschlagne Wunde
Meines Herzens – meine Thränen, wiegt.

25
Gab ich nicht so rein und unbefangen

Alles, was die Liebe geben kann,
Ihm, dem Einzigen! den mein Verlangen
Heiß und voller Sehnsucht liebgewann?

[112]

Aber, ach! es ändern sich die Scenen

30
Eh’ der Knoten noch sich fest geschürzt;

Und benetzt mit tausend heißen Thränen
Liegt mein Glück hin in ein Nichts gestürzt.

O, so mag dieß Herz mein Urtheil sprechen,
Das allein so wahr, so innig liebt.

35
Mag die Wollust nur die Rosen brechen,

Die sie lächelnd ihren Sklaven giebt.

Ich verachte ihre schnöden Freuden,
Und die Liebe, die mein Herz verrieth;
Bis mein Geist nach durchgekämpften Leiden

40
Zu dem Thron der reinsten Liebe flieht.