Erwachendes Leben
[268] Erwachendes Leben. Zwei Frühlingsbilder (S. 567 und 261). Hier der Fink auf dem Blüthenbaum, welchen Bienen und Fliegen umsummen und Schmetterlinge als fliegende Blumen umgaukeln, eines der Bilder, welche Emil Schmidt so gern und gut der Natur ablauscht, – und dort ein ganz junges Menschenkind auf dem ältesten Thron der Welt, dessen Spielcamerad Kleinjakob ist, der junge Rabe, der seine Belustigungsdienste mit gestuzten Flügeln verrichten muß – eine treffliche Composition von Otto Pilz. Der blühende Baum und der aufblühende kleine Mensch – beider Anblick erfreut das Herz mit schönen Hoffnungsträumen; denn beide blühen der Zukunft entgegen, wo aus der Blüthe die Frucht sich entwickeln soll. Und doch können auch diese Bilder einen Schatten über das sinnende Gemüth hinwerfen, den das Volkslied so lieblich ausspricht:
„Von Rosen erblüht dir
Alljährlich ein Strauß –
Die Liebe blüht einmal;
Dann ist’s mit ihr aus.
Der Lenz muß erscheinen,
Ist der Winter vorbei –
Doch der Mensch hat nur einen
Ureinzigen Mai.“