Es schneit

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Textdaten
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Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Es schneit
Untertitel:
aus: Allerdings, S.132–133
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Ernst Rowohlt Verlag
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
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[132]
ES SCHNEIT


Es schneit dicke Flocken,
Nicht warm aber frisch gebacken.
Die setzen sich in meine Dichterlocken.
In meinen Schiebernacken,

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Auf meine Smoking-Socken.


Sie machen den Polizisten
Gemütlich zum Weihnachtsmann.
Da legen die Touristen
Ihre Polarausrüstung an.

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Wir wollen uns alle zusammentun,

Um den Beschluss zu fassen:
Es dürfen alle Sachsen von nun
An nicht mehr ihr Land verlassen.

Sie querten mit wilder Behaglichkeit

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Karlmayisch gedachte Fernen

Und blieben Sachsen. Es wird für sie Zeit,
Sich selbst erst mal kennenzulernen.
Es schneit.

Wenn hundert Leute sich einig sind,

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Dann fühlen sich die als Giganten

Und schwafeln vor einem vernünftigen Kind
Wie taube verwunschene Tanten.

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Es schneit. Wie in unserer Kinderzeit.

Zum Wintersport eingeladen,

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Gehe ich schlafen. Es schneit. Es schneit.

Es schneit für den Landmann Kuhfladen.

Es schneit für die Zukunft Straßendreck.
Auf Gräber schneit’s weiße Rosen.
Doch es schneit Erbsensuppe mit Speck

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In die Taschen der Arbeitslosen.