Zum Inhalt springen

Etwas vom „Bohnenlied“

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Etwas vom „Bohnenlied“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 643
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[643] Etwas vom „Bohnenlied“. Ueber den Ausdruck „Das geht übers Bohnenlied“ haben sich schon viele und darunter sehr gelehrte Leute die Köpfe zerbrochen. Binder im „Sprüchwörterschatz der deutschen Nation“ meint, der Spruch beziehe sich auf ein altes schweizerisches Spottgedicht, das in den allerstärksten Ausdrücken über die Sittenverderbniß der damaligen Geistlichkeit loszog. Wackernagel dagegen behauptet, unter dem „Bohnenlied“ seien alte deutsche Lieder zu verstehen, die mit dem Kehrreim schlossen: „Nun geh mir aus den Bohnen“, und die also die Aufforderung enthielten, sich zu trollen. Eine neue und gar nicht unglaubliche Deutung giebt Drück in der „besonderen Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg“. Er nimmt an, daß bei dem früher viel verbreiteten, meist am Dreikönigstag gefeierten Bohnenfest auch Lieder gesungen worden seien, die, dem Wesen dieser aus den römischen Saturnalien entsprungenen Lustbarkeit entsprechend, an Derbheit und Ausgelassenheit das Menschenmögliche geleistet hätten. Der Leser, der vielleicht eine der bildlichen Darstellungen eines solchen Bohnenfestes mit seinem Bohnenkönig und seiner Bohnenkönigin zu Gesicht bekommen hat, wird dies gerne glauben. Wenn nun heute einer sagt: „Das geht übers Bohnenlied“, so heißt das: „Hier ist das Aeußerste noch überboten“.

Wie alt übrigens der Ausdruck ist, mag man daraus entnehmen, daß schon in einem Fastnachtsspiel des 15. Jahrhunderts die Worte sich finden

„Dieser Sach bin ich fast müd,
Es ist mir übers Bohnenlied.“

Und als dem Herzog Christoph von Württemberg, welcher von 1550 bis 1568 regierte, der Stadtbaumeister von Stuttgart einen Entwurf zur Ueberwölbung des die Stadt mit üblen Dünsten durchströmenden Nesenbaches vorlegte und dabei die merkwürdige Ansicht verrieth, das Wasser habe die natürliche Tendenz, bergauf zu fließen, da schrieb der Herzog an den Rand: „Das wäre doch übers Bohnenlied!“ Und der Herzog hat recht.
=