Fünftes allgemeines deutsches Turnerfest

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Titel: Fünftes allgemeines deutsches Turnerfest
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 464
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[464] Fünftes allgemeines deutsches Turnfest. Die deutsche Turnerschaft wird in diesem Jahre vom 25. bis 29. Juli zu Frankfurt am Main ihr fünftes gemeinsames Turnfest feiern; die früheren allgemeinen deutschen Turnfeste wurden zu Coburg, Berlin, Leipzig und Bonn abgehalten, und zwar gestaltete sich bekanntlich das Leipziger, mit der fünfzigjährigen Gedenkfeier der Völkerschlacht verbundene zu einer großartigen nationalen Kundgebung. Seit jenen sechsziger Jahren hat nun freilich in weiten Kreisen eine nüchternere Auffassung von der Bedeutung großer Nationalfeste für das Volksleben Platz gegriffen; man hat deren Berechtigung überhaupt bestreiten wollen. Trotzdem glaubt die deutsche Turnerschaft auf die Abhaltung gemeinsamer Feste nicht verzichten zu sollen; denn sie sieht in derselben vor Allem eines der vornehmsten Mittel, um ihren Zweck: „die Förderung des Turnwesens als Mittel zur körperlichen und sittlichen Kräftigung des deutschen Volkes“, zu verwirklichen, und so ist denn das Programm für das Frankfurter Fest folgendermaßen festgestellt:

Am 25. Juli finden statt: 1) allgemeine Frei- und Ordnungsübungen, 2) Musterturnen einzelner Turnkreise, Gaue und Vereine, sowie ausländlicher Turner, 3) allgemeines Kürturnen; am 26. Juli: 1) Turnen einzelner Kreise, Gaue und Vereine, 2) Wettturnen; am 27. Juli: Fortsetzung des Wettturnens; am 28. Juli: 1) Beendigung des Wettturnens, 2) Kürturnen der geübtesten Turner, 3) Verkündigung der Sieger; am 29. Juli: allgemeine Turnfahrt. Das Wettturnen wird diesmal eine wesentlich andere Gestalt annehmen, als bisher. Für die turnerischen Wettkämpfe früherer Feste waren die Grundsätze der althellenischen Agonistik maßgebend; wer in einer der „volksthümlichen“ Wettübungen des Laufens, Springens, Werfens etc. das Ausgezeichnetste leistete, erhielt denn Siegerkranz. Die neue deutsche Wettturnordnung dagegen, welche im vorigen Jahre auf dem allgemeinen deutschen Turntage zu Berlin beschlossen wurde, macht den Sieg von einer allseitigen gymnastischen Durchbildung des Leibes abhängig: nur wer an drei Hauptturngeräthen je drei Uebungen tadellos ausführt und in drei „volksthümlichen“ Uebungen Ausgezeichnetes leistet, hat Aussicht, in Frankfurt als Sieger verkündet zu werden. Außer dem Wettturnen wird auch noch ein besonderes Wettringen und Preisfechten mit Säbeln stattfinden.

Die Betheiligung seitens der deutschen Turnerschaft verspricht eine überaus zahlreiche zu werden; in allen den zweitausend deutschen Turnvereinen des deutschen Reiches und Deutsch-Oesterreichs, welche zusammen den Verband der „deutschen Turnerschaft“ bilden, rüstet man sich schon längst eifrig zu dem Feste. Die gemeinsam auszuführenden Freiübungen werden fleißig geübt und Vorbereitungen zu turnerischen Mustervorführungen getroffen. Von fast allen Centralpunkten des Weltverkehrs in Deutschland werden Extrazüge eingerichtet, welche Sonnabend den 24. Juli Nachmittags nach Frankfurt fast gleichzeitig Tausende von Turnern aus allen Gauen des Vaterlandes bringen werden. Auch die deutschen Turnvereine des Auslandes, die überall, wo Deutsche in größerer Zahl zusammen wohnen, die Sammelpunkte deutschen Volksthums bilden, werden zahlreich in der alten Mainstadt erscheinen. Schon sind in diesen Tagen 450 deutsche Turner des nordamerikanischen Turnerbundes mit dem Dampfer „Silesia“ in Hamburg eingetroffen, festlich empfangen von der Turnerschaft Hamburgs und feierlichst begrüßt von einem Delegirten Frankfurts.

Auch die sächsischen Turnvereine Siebenbürgens haben ihre Ankunft gemeldet; und nicht minder sind Abgesandte der deutschen Turnvereine aus London, Paris, Brüssel, Liverpool und anderen großen Städten Europas zu erwarten. So wird das allgemeine deutsche Turnfest, auf dem sich die deutschen Volksgenossen der ganzen Welt ein Stelldichein geben, sich unwillkürlich zu einem großen nationalen Feste gestalten.

Im Hinblick auf die hohe Blüthe, zu welcher sich das Turnen durch die sorgfältige Pflege in den deutschen Turnvereinen entfaltet hat, werden auch Vertreter fremdländischer Turngenossenschaften in der Feststadt nicht fehlen. Die beiden Conföderationen der italienischen Turner, die eidgenössischen Turnvereine der Schweiz, der belgische und niederländische Turnerbund werden Abordnungen nach Frankfurt entsenden; auch diese durch gleiches Streben den deutschen Turnern verbundenen Turner des Auslandes werden hochwillkommen sein bei dem nationalen deutschen Feste. Möge ein günstiges Gestirn über den Tagen von Frankfurt walten!