Zum Inhalt springen

Fahrt ins Fextal (Kraus)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Karl Kraus
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Fahrt ins Fextal
Untertitel:
aus: Ausgewählte Gedichte, S. 25-26
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff)
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[25]

Fahrt ins Fextal


Als deine Sonne meinen Schnee beschien,
ein Sonntag wars im blauen Engadin.

Der Winter glühte und der Frost war heiß,
unendlich sprühten Funken aus dem Eis.

5
[26] Knirschend ergab sich alle Gegenwart,

Licht tanzte zur Musik der Schlittenfahrt.

Wir fuhren jenseits aller Jahreszeit
irgendwohin in die Vergangenheit.

Was rauh begonnen war, verlief uns hold,

10
ein Tag von Silber dankt dem Strahl von Gold.


Der Zauber führt in ein versunknes Reich.
Wie bettet Kindertraum das Leben weich!

Voll alter Spiele ist das weiße Tal;
die Berge sammeln wir wie Bergkristall.

15
Trennt heut die Elemente keine Kluft?

Ein Feuerfluß verbindet Erd’ und Luft.

Wir leben anders. Wenns so weiter geht,
ist dies hier schon der andere Planet!

Ins Helle schwebend schwindet aller Raum.

20
So schwerlos gleitet nach dem Tod der Traum.


Nicht birgt die Zeit im Vorrat uns ein Weh.
Bleicht sich das Haar, so gibt es guten Schnee.

Uns wärmt der Winter. Leben ist ein Tag,
da Silvaplanas Wind selbst ruhen mag.

25
Nicht Ziel, nur Rast ist’s, die das Glück sich gab,

hält einmal dieser Schlitten vor dem Grab.