Finis Transvaaliae
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Finis Transvaaliae.
Zur Heimkehr rüsten sich des Hochlands Krieger,
beim Klang des Dudelsacks, mit blankem Stahl,
Und England legt, ein blutberauschter Tiger,
die schwere Tatze knurrend auf Transvaal.
allein und einsam in der Todesnoth,
Nun ist es doch der Uebermacht erlegen
und Recht und Freiheit tritt man in den Koth.
Ein Land des Todes ward, ein Land der Trauer
Verbrannt die Farm, im Kampf gefällt der Bauer,
das ganze Land mit Gräbern übersät.
Nach ihrem Gatten fragt das Weib in Schmerzen,
im heißen Auge keiner Thräne Naß,
den tiefen, wilden, wortelosen Haß,
Und ballt die Faust, wenn ihres Grams Verächter,
wenn die brutalen Söldlinge der Queen,
Wenn Kitcheners und des Lord Roberts Schlächter
Europa aber ehrt die tapfern Bauern,
die Enkel Tells und die des Winkelried,
Und neigt das Haupt in stummen Ehrfurchtsschauern
und feiert sie in zornerfülltem Lied
das über Freie solches Leid verhing,
Das schmählichste, das schrecklichste Verbrechen,
die faulste That, die England je beging.
Aus diesem Blute kann kein Lorbeer sprießen,
Und ob sie auch des Raubes Frucht genießen ―
das Gold Transvaals ist doch zu hoch bezahlt,
Bezahlt mit alten Freiheitsruhms Umnachtung,
mit einer ganzen, aufgewühlten Welt
die Englands Heer zu Albas Horden stellt.
Füllt immerhin mit angezechten Massen,
die jedem frevel noch ihr „Hurrah!“ liehn,
Bestreut mit Blumen Londons schmutz’ge Gassen
Bläht euch im Glanz des schwer erkämpften Sieges,
bemäntelt kunstvoll eure Niedertracht
Und sucht mit Lug die Wurzel dieses Krieges
im Geist, der England stark und frei gemacht,
eiserne Mauer endlich niederbrach ―
Trotz alledem wird es kein Tag der Ehre,
trotz alledem bleibt es ein Tag der Schmach!
R.L.
Anmerkungen (Wikisource)
[Bearbeiten]- Das Gedicht bezieht sich auf den Zweiten Burenkrieg (Artikel in der Wikipedia).