Frühlingslust
Der Frühling lacht von grünen Höh’n,
Es steht vor ihm die Welt so schön,
Als seien eines Dichters Träume
Getreten sichtbar in die Räume.
Wann schöpferisch aus Morgenduft
Der Sonne Strahl die Wesen ruft,
Kehrt jedes Herz sich, jede Blume
Empor zum lichten Heiligthume.
Der Frühling giebt im Walde Tanz,
Und alle Blumen nah’n im Glanz,
Wo Mädchen vorzustellen haben
Die Rosen, und Jasmine Knaben.
Des Paradieses Pforten sind
Nun aufgethan im Morgenwind,
Und auf die Erde strömt vom Osten
Der Duft, den sonst die Sel’gen kosten.
Nun lebt, berührt vom Liebeshauch,
Das Leben neu, und Todtes auch;
Der starre Fels vor Sehnsucht bebet,
Bis auch ein Epheu ihn umwebet.
O Frühlingsodem, Liebeslust,
O Glück der felsentreuen Brust,
Die ein Geliebtes an sich drücket,
Das dankbar sie mit Kränzen schmücket!