Frauenleben im Weltkriege/Im Speckkämmerchen

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Im Kaffeekränzchen Frauenleben im Weltkriege
von Aurel von Jüchen
Klotz und Keil
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Im Speckkämmerchen


Frau Simon: Sehen Sie, meine Liebe, ich habe ein besonderes Zimmer zur Vorratskammer eingerichtet. Hier sind 199 Pfund Weizenmehl, dort Erbsen, Bohnen, Konserven und dann hier:

Schinken, Wurst und Schweinepötchen
Schmecken besser, als harte Brötchen;

wir werden keinen Hunger leiden.

Frau Samson: Von Ihren Vorräten könnten allerdings zehn Familien leben. Eigentlich entziehen Sie durch Ihre Hamsterei zehn Familien ihre Nahrung, und Ihr Speckkämmerchen kommt mir wie eine Raubritterburg vor.

Frau Simon: Possen! Ich stehe auf dem kaufmännischen Standpunkt: man kauft seinen Bedarf, wenn er noch billig zu haben ist.

Frau Samson: Und man verkauft dagegen das Recht, etwas mitzutragen von der Not des Vaterlandes. Dann war es auch ein kaufmännisches Geschäft, als Esau dem Jakob für ein Linsengericht sein Erstgeburtrecht verkaufte.