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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:92

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 182, 183
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[182]           198.     Bundeslied.

     Singw.: Herbei, herbei, du trauter Sängerkreis ec.

     1. — —s hehrem Rufe folgten wir, und freudig steht die kräftge
Männerreihe gescharet um ihr heiliges Panier, aus heitrer Brust ent=
quillt das Lied der Weihe; wir singen nicht von Reichtum, eitler
Pracht, dem Vaterlande tönen unsre Lieder, |: der Väter Tugend
huldgen stets wir, traute Brüder, sie gründet unsers Bundes Ruhm
und Macht. :|

     2. Die deutsche Treu erkoren wir als Hort, der Ahnen Sitte wolln
wir immer leben, als Freunde wahr und treu dem Manneswort, so
wolln das Glück hienieden wir erstreben! Und wenn des Schicksals
Stürme tosend wehn, wir werden in der Brandung nicht zerschellen,
zum schwersten Ringen wird uns stets die Treue stählen, und siegreich
wir trotz Trug und List bestehn!

     3. Die Ehre wahren wir als höchstes Gut, ist mühsam gleich ihr
enger Pfad zu wandeln, das Recht gedeihet nur in ihrer Hut, drum
leite sie allein der Brüder Handeln! Wir bieten sie um Perlen nicht
und Gold, und drücket uns auch bittres Elend nieder, dem Recht, der
Ehr und Treue schallen unsre Lieder: des Lasters Hohn sei unsers
Strebens Sold!

     4. Gegrüßt seid, teure Farben — — —, erkornes Banner echter
deutscher Sitte, o möchtet ihr auf ewig freudig blühn, zum Sternenzelt
entsenden wir die Bitte. Laßt kreisen nun den schäumenden Pokal in
trauter Runde, meine teuren Brüder, und ruft der Lust und Freude
holde Göttin wieder: sie herrsche bei dem hehren Bundesmahl.

Will.



          199.     Freie Kunst.

     Singw.: Auf, ihr Brüder, laßt uns wallen ec.

     1. Singe, wem Gesang gegeben in dem deutschen Dichterwald.
|: Das ist Freude, das ist Leben, wenn’s von allen Zweigen schallt. :|
Nicht an wenig stolze Namen ist die Liederkunst gebannt, |: ausgestreuet
ist der Samen über alles deutsche Land. :|

     2. Deines vollen Herzens Triebe gieb sie keck im Klange frei!
Säuselnd wandle deine Liebe, donnernd uns dein Zorn vorbei! Singst
du nicht dein ganzes Leben, sing doch in der Jugend Drang; nur im
Blütenmond erheben Nachtigallen ihren Sang.

     4. Heilig achten wir die Geister, aber Namen sind uns Dunst;
würdig ehren wir die Meister, aber frei ist uns die Kunst. Nicht in
kalten Marmorsteinen, nicht in Tempeln dumpf und tot — in den
frischen Eichenhainen webt und rauscht der junge Gott.

L. Uhland. 1812.*)[1]



[183]           200.     Gruß an die Füchse.

     Singw.: Auf leichten Füßen kommt ec. oder: Wo zwischen grünen Bergen ec.

     1. So komm in unsern schönen Reigen, du wangenglatte Fuchsen=
schar, ihr ward’t dem Bund, er euch zu eigen und macht den Jugend=
traum euch wahr. Denn was das Leben kann bescheren, das Schönste
gab es euch doch heut — des Glückes Reichtum und der Ehren ersetzt
nie mehr die Fuchsenzeit.

     2. Das Leben will die reinsten Güter von jedem täglich neu erkämpft
und setzt zu seiner Gaben Hüter den Zweifel, der die Hybris dämpft. Nur
euch, o Füchse, grüßt ein Morgen, der nicht weiß von Verzicht und Leid,
und übermütig selbst in Sorgen ist nichts wie die Studentenzeit.

     3. Zwar drum nicht je nur Rosen wuchsen auf eurem Pfad, auch Dorn
dabei, nur Zucht macht Menschen aus den Fuchsen, nur ό δαρείς παιδεύεται.
Doch hat noch nie als Wahn betrogen, was sich in unsern Farben beut,
und wer sie um die Brust gezogen, hielt heilig seine Burschenzeit.

     4. So geht, durch Freundschaft uns verbunden, in euren Mai
beglückt hinaus, ihr habt ein schönes Ziel gefunden und lebenslang ein
Heimathaus. Euch heißen „du“ fortan und „Brüder“ all’, die sich je
dem Bund geweiht, so werdet ehrenwerte Glieder —: Fiducit eurer
Fuchsenzeit!

Ed. Heyck.


          201.     Lied der Muli.

     Singw.: O alte Burschenherrlichkeit ec.

     1. So leb denn wohl, Gymnasium! Ich scheide ohne Trauern;
ich trieb mich lang genug herum in deinem dumpfen Mauern. Du
sollst mir stets in Ehren sein, doch kriegt kein Pferd mich mehr hinein.
Trallarum, lirum, larum, hic finis est curarum..

     2. Wie schlug dem Buben einst das Herz, als er hier aufgenom=
men und auf der Leiter himmelwärts die erste Spross’ erklommen!
Er ahnte nicht, der arme Tropf, die Leiden für den kleinen Kopf.
Trallarum etc.

     3. Des Wissens Urbeginn, Latein, ergriff ich noch begierig; Fran=
zösisch hinkte hinterdrein, und Griechisch war schon schwierig. Doch
bracht erst volles Mißgeschick die Teufelskunst Mathematik. Tral-
larum etc.


     4. O Livius und Cicero und all ihr römschen Heuler, ihr macht
der Jugend Herz nicht froh, doch gar Euklid und Euler, Sinus, Tan=
gens und Cosinus, Eheu φέύ, φέύ! nichts als Verdruß! Trallarum,
lirum, larum, haec causa lacrymarum!


     5. Doch heute ist das Ziel erreicht, der Schul und uns zum Ruhme,
der Schmetterling der Hüll entkreucht und wiegt sich auf der Blume.
Heut ächzet kein Pennäler mehr, ein muntres Maultier trabt daher.
Trallarum etc.



  1. *) Hier unter Weglassung einer Strophe.